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Bahnstrecke Go-Vit: Die jüngste Historie eines Dauerthemas

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Viechtach/Gotteszell. Seit gut einem Jahrzehnt ist dieses Thema praktisch allgegenwärtig im Landkreis Regen – und steht aufgrund aktueller Entwicklungen und Ereignissen mal mehr und mal weniger stark im Fokus. Die Mitteilung des Bayerischen Verkehrsministeriums am 24. August, dass die Nachfrage bei den Fahrgästen auf der Bahnverbindung Gotteszell-Viechtach nicht ausreicht, um die Strecke wieder regulär in Betrieb zu nehmen, hat die Trasse Go-Vit einmal mehr in die regionalen Schlagzeilen katapultiert. Ebenso die jüngste Verkündung durch Verkehrsministerin Kerstin Schreyer, dass der Bahnprobebetrieb nun doch regulär zu Ende geführt wird – und darüber hinaus im Rahmen einer Verbundstudie weitergeht.

Da war die Go-Vit-Welt noch einigermaßen in Ordnung: Am 11. September 2016 startete der Probebetrieb auf der Trasse Gotteszell-Viechtach. Fotos: Hog’n-Archiv

Aufgrund zahlreicher Nachfragen hinsichtlich der Wiederbelebungs-Initiative hat der Landkreis Regen die Geschichte der Streckenreaktivierung noch einmal gebündelt dargestellt an die Medien versandt. Folgend die entsprechende Information im Wortlaut.

Die Re-Start-Chronologie im Detail:

  • 1991: Einstellung Personenverkehr; nur noch Überführungsfahrten zu Werkstatt und Freizeitverkehr mit der Wanderbahn am Wochenende
  • Juni 2009: Wunsch nach Wiederbelebung der Bahnstrecke (Technologie-Campus ist im Bau, nachhaltiger Tourismus, Fortbestand der Regentalwerkstatt)
  • 17. November 2009: Übergabe von 4.587 Unterschriften für die Aufnahme des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) an Verkehrsminister Zeil
  • Dezember 2009: Resolution des Kreistages an Martin Zeil. Die Folge: Zusage des Ministers, dass Fahrgaststudie in Auftrag gegeben werden soll. Die Prognose der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) bleibt unter geforderten Fahrgastzahlen; ergänzende Prognose von Prof. Dr. Johannes Klühspies: Fahrgastzahl 1.010 Personenkilometer (im schlechtesten Szenario)
  • 6. November 2012: Vorstellung der Prognose und Konzept für dreijährigen Probebetrieb am 6. November 2012 bei Verkehrsminister Zeil. Die Folge: Prüfung der Gutachten und des Konzepts, Probebetrieb in Aussicht gestellt, wenn Sonderbudget im Haushalt aufgenommen wird;
  • 6. Februar 2014: Staatsminister Herrmann sagt Probebetrieb zu; Bedingung: zehnprozentige Beteiligung des Landkreises an den Betriebskosten
  • Im Rahmen einer Pressefahrt am 2. März 2018 sprachen sich viele regionale Politiker – darunter MdL Alexander Muthmann (links) – für einen Dauerbetrieb aus.

    15. Dezember 2014: Kreistag überträgt Entscheidung über Bahnprobebetrieb auf die Bürger (v.a. Umstellung des Schülertransports auf die Bahn sorgt für Diskussion in der Bevölkerung)

  • 8. Februar 2015: Bürgerentscheid im Landkreis Regen: 64 Prozent der abgegebenen Stimmen für den Bahnbetrieb
  • 17. Juni 2015: Finanzierungsvertrag BEG-Landkreis Regen: Übernahme des zehnprozentigen Anteils der Gesamtkosten vom Landkreis Regen (970.000 Euro für die ersten beiden Jahre)
  • 11. September 2016: Start Probebetrieb für zwei Jahre
  • 2. März 2018: Pressefahrt der Länderbahn: 18 Monate nach Wiederaufnahme des Bahnbetriebs bereits Auslastung von über 20 Prozent und damit deutlich über der Auslastung vieler vergleichbarer Strecken laut Länderbahn GmbH; viele Politiker sprechen sich für den Dauerbetrieb aus (MdL Bernhard Roos, MdL Max Gibis, MdL Alexander Muthmann)
  • 2. Juni 2018: Verlängerung des Probebetriebs um weitere drei Jahre seitens des Ministeriums
  • 6. Juni 2018: Fahrt mit Waldbahn-Shuttle zu Verkehrsministerin Ilse Aigner und Übergabe von 2.673 Unterschriften der Online-Petition für den Dauerbetrieb; Weitergabe an Landtag; Bestehen auf 1000er-Kriterium (1000 Persönen müssen auf jedem Kilometer pro Tag fahren) und Empfehlung, Bus und Bahn aufeinander abzustimmen
  • 25. Juni 2018: WUT-Ausschuss beschließt Kombi-Ticket WBA 4

2018/2019: Die Sache wird konkreter

  • 18. Juni 2018: Kreistag beschließt Verlängerung des Probebetriebs und fordert Staatsregierung auf, bisheriges 1000er Kriterium zu reduzieren. Der Eigenanteil des Landkreises soll in ein ÖPNV-Konzept investiert werden dürfen. (Finanzierungsvertrag mit der BEG wurde entsprechend angepasst: Finanzierungsanteil kann bei Nicht-Erfolg des Probebetriebs für Umsetzung von im Gutachten vorgeschlagenen Maßnahmen verwendet werden)
  • 30. August 2018: WUT-Ausschuss stimmt gemeinsamem ÖPNV-Konzept von BEG und Landkreis zu
  • 20. September 2018: Landtag betrachtet Online-Petition für Dauerbetrieb als nicht erledigt, 1000er-Kriterium soll nochmals diskutiert werden; anschließende Entscheidung des Landtag-Ausschusses für Wohnen, Bau und Verkehr: Festhalten am 1000er-Kriterium
  • 7. November 2018: Landtag lehnt Antrag der FDP-Fraktion ab, die Kriterien für die Reaktivierung von Bahnstrecken neu zu bewerten
  • Dezember 2018 bis Dezember 2019: Übergeordnetes ÖPNV-Gutachten BEG und Landkreis Regen (Gesamtkosten 75000 Euro)
  • 20. März 2019: WUT-Ausschuss beschließt Fortführung Kombiticket auf der WBA 4; auch Schüler der elften und zwölften Klassen können nun ein Kombiticket kaufen
  • Am 18. Dezember beschloss der Regener Kreistag die Umsetzung aller im eigens erstellen ÖPNV-Gutachten vorgeschlagenen Maßnahmen. Symbolbild: Hog’n-Archiv

    18: Dezember 2019: Abschlusspräsentation ÖPNV-Gutachten im Kreistag; Beschluss über Umsetzung aller im Gutachten vorgeschlagenen Maßnahmen – Resümee des Gutachtens: Umsetzung der im Gutachten genannten Maßnahmen wirkt sich nicht nur positiv auf die gesamte Mobilitätsentwicklung im Landkreis, sondern insbesondere auch auf die WBA 4 sehr positiv aus. Es besteht Einigkeit, dass mit der Umsetzung der Maßnahmen des ÖPNV-Konzepts das 1000 Personenkilometer-Kriterium mittel- bis langfristig erreicht werden kann.

Vorarbeiten zur Umsetzung der Maßnahmen:

  • Linienlaufzeiten wurden nur bis 2023 erteilt; im Sommer 2021 soll mit den Ausschreibungen für die überarbeiteten Linien begonnen werden
  • Antrag auf Verwendung des zehnprozentigen Anteils der Probebetriebskosten (Zusage der BEG vorhanden)
  • Umsetzungsphase des ÖPNV-Gutachtens ab Januar 2020
  • Erstellung eines Nahverkehrsplans (Kosten ca. 80.000 Euro);
  • Vereinheitlichung der bisherigen Marketing-Strategie

Umsetzung verschiedener Beteiligungsmodelle:

  • Zuschuss Schülermonatskarten im Abo bei der Länderbahn (drei Monatsbeiträge; Kosten ca. 15000 Euro pro Jahr)
  • Kombikarten WBA 1 bis 4 und Jugendfreizeitticket für alle Kombikarteninhaber und alle Bahnfahrkarteninhaber (Kosten ca. 85000 Euro/Schuljahr)
  • Gespräche bzgl. Jobticket mit Rohde & Schwarz
  • Detailplanung der Stadtverkehre (Regen, Viechtach, Zwiesel)
  • Entwicklung Gesamtkonzept Integration Tourismus (Ausweitung der Saisonverkehre als erster Schritt, Kosten: ca. 30000 Euro/Jahr)
  • Vereinfachung Tariflandschaft (Verkehrsverbund Donauwald (VDW) ab 2021)

Infrastrukturmaßnahmen der Kommunen

  • Die Firma Rohde&Schwarz investierte 260.000 Euro in die Beleuchtung eines Geh- und Radwegs vom Bahnhof zum Betriebsgelände.

    Stadt Viechtach: ZOB Viechtach, Fertigstellung Sommer 2018 – Gesamtkosten zirka 1,15 Mio. Euro

  • Marktgemeinde Teisnach: Beleuchteter Geh- und Radweg der Fa. Rohe und Schwarz, Fertigstellung Sept. 2016 – Gesamtkosten ca. 260.000 Euro; Technische Sicherung des Bahnübergangs an der Staatsstraße 2136/Zufahrt zum Festplatz – Gesamtkosten ca. 180.000 Euro; Beschrankung des Bahnübergangs Grandmühle, Baubeginn 24.08.2020 – Gesamtkosten ca. 500.000 Euro; Planung: Sicherung des Kreisverkehrs in Teisnach – Gesamtkosten ca. 700.000 Euro
  • Marktgemeinde Ruhmannsfelden: Technische Sicherung des Bahnübergangs an der Bahnhofstraße – Gesamtkosten ca. 725.000 Euro; Straßenbegleiteter Fußweg vom Bahnhof entlang der REG13 – wurde in Bauhof-Eigenleistung erstellt, einzelne Kosten nicht ausdifferenzierbar
  • Landkreis Regen: Technische Sicherung des Bahnübergangs an der REG18/St2136 – Gesamtkosten ca. 690.000 Euro

Geplante Investitionen der Länderbahn

  • Sicherungsmaßnahmen an den Bahnübergängen Schnitzmühle, Patersdorf, Sägewerk Teisnach, Haltepunkt Rohde & Schwarz, Granitwerk Prünst – Kostenschätzung zirka 2,3 Millionen Euro
  • Barrierefreier Ausbau von Stationen und Haltestellen – Kostenschätzung zirka 1,65 Millionen Euro

Länderbahn: „Die Strecke hat ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis“

Aspekte der Länderbahn

  • Die Strecke hat aktuell (trotz Corona und bayernweit noch immer deutlich weniger Fahrgästen) im Schnitt mehr als 750 Fahrgäste je Tag, an einzelnen Tagen weit über 1000 Fahrgäste, die Tendenz ist weiter steigend.
  • Die Strecke Gotteszell-Viechtach ist die stärkste Nebenstrecke im Bayerischen Wald und eine der am stärksten frequentierten Nebenrouten in Bayern, trotzdem bisher hier nur Vorlaufbetrieb herrscht. Sie weist mehr Fahrgäste auf, als andere, nicht in Diskussion stehende Verbindungen
  • Die Länderbahn hat mehrere Millionen Euro in die Infrastruktur und den Erhalt der Bahnstrecke investiert. Üblicherweise werden bei Reaktivierungen je Streckenkilometer eine Million Euro und mehr investiert, hier waren es bisher rund 200.000 Euro pro Kilometer. Die Strecke hat damit ein sehr gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis.
  • Das wichtigste Kriterium, welches der Freistaat Bayern zu einer positiven Entscheidung über regelmäßigen Zugverkehr aufstellt, ist eine Prognose die ergibt, dass eine Nachfrage von mehr als 1.000 Reisenden pro Werktag zu erwarten ist. Dies ist erfüllt. Darüber hinaus gibt es drei weitere Kriterien, die ebenfalls erfüllt werden. Dies ergab ein im Jahr 2019 von der BEG in Auftrag gegebenes und vorgestelltes Gutachten.
  • Viele Investitionen rund um die Strecke wurden mit öffentlichen Mitteln unterstützt (etwa der begonnene Bau der Bahnübergangssicherung Grandmühle) oder öffentlich begleitet und eingeweiht (wie etwa die Bus-/Schieneverknüpfung in Viechtach durch das Verkehrsministerium). Von der Länderbahn als Infrastruktureigentümer wurden bisher über vier Millionen Euro in die Strecke investiert.

Fazit

Der Landkreis Regen ist überzeugt: Alle Reaktivierungskriterien wurden erfüllt.

In verschiedenen Regionen Bayerns besteht der Wunsch, Bahnlinien für den Schienenpersonennahverkehr zu reaktivieren. Der Freistaat Bayern ist gemäß den gesetzlichen Regelungen für die Bestellung der Verkehrsleistungen zuständig, nicht jedoch für die Bereitstellung der Infrastruktur. Wenn folgende Rahmenbedingungen erfüllt sind, prüft der Freistaat, ob er ein Verkehrsunternehmen beauftragt:

  1. Eine Prognose, die vom Freistaat Bayern anerkannt wird, ergab, dass eine Nachfrage von mehr als 1.000 Reisenden pro Werktag zu erwarten ist (1.000 Reisenden-Kilometer pro Kilometer betriebener Strecke).
  2. Die Infrastruktur wird ohne Zuschuss des Freistaats in einen Zustand versetzt, die einen attraktiven Zugverkehr ermöglicht.
  3. Ein Eisenbahninfrastrukturunternehmen ist bereit, die Strecke und die Stationen dauerhaft zu betreiben und berechnet hierfür Infrastrukturkosten, die das Niveau vergleichbarer Infrastruktur der Deutschen Bahn nicht übersteigen.
  4. Die ÖPNV-Aufgabenträger müssen sich vertraglich verpflichten, ein mit dem Freistaat Bayern abgestimmtes Buskonzept im Bereich der Reaktivierungsstrecke umzusetzen.

Unter Beachtung der genannten Kriterien hat der Freistaat eine Bestellung auf den Reaktivierungsstrecken von Senden nach Weißenhorn (Betriebsaufnahme im Dezember 2013) und von Selb-Plößberg ins tschechische Aš (Betriebsaufnahme im Dezember 2015) vorgenommen. Alle vier Kriterien sind durch das gemeinsames ÖPNV-Gutachten von BEG und dem Landkreis Regen (Schlussbericht Stand März 2020) erfüllt.

da Hog’n

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Und hier geht’s zum Re-Live der Pressekonferenz mit Verkehrsministerin Kerstin Schreyer am 7. September (einfach klicken)

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