Regen. Bis 15. Dezember soll jeder Landkreis in Bayern ein so genanntes Impfzentrum errichtet haben, um dort die Bevölkerung mit dem neuen Impfstoff gegen das Coronavirus zu immunisieren. Der Landkreis Regen hat sich für die Eishalle in der Kreisstadt entschieden, deren Eigentümer die Stadt Regen ist.

Die Eishalle, die derzeit zum Corona-Impfzentrum umgewandelt wird, befindet sich im Besitz der Stadt Regen. Foto: Landratsamt REG
Den Arbeitsauftrag für die Errichtung des Impfzentrums habe der Landkreis vom Freistaat Bayern bekommen, wie Landrätin Rita Röhrl jüngst bei einer Pressekonferenz informierte. Man habe schnell handeln müssen und sich nach kurzer aber intensiver Suche dazu entschieden, die Regener Eishalle in ein Impfzentrum zu verwandeln. „Als Partner stehen dabei die Arberlandkliniken mit ihrem Medizinischen Versorgungszentrum, die Arberland Betriebs gGmbH und das Bayerische Rote Kreuz zur Verfügung“, so Röhrl.
Einsatz mobiler Impfteams für immobile Menschen
„Das Eis taut bereits“, kann Herbert Unnasch, Geschäftsführer der Arberland Regio GmbH, deren Tochter die Betriebs gGmbH ist, berichten. Eismeister Herbert König kümmere sich um den Abbau der Eisfläche, spätestens ab dem Nikolaustag könne man mit den Aufbauarbeiten auf der ehemaligen Eisfläche beginnen.
„Wir werden ein Einbahnstraßensystem installieren“, weiß Christian Schmitz, Vorstand der Arberlandkliniken. Dabei sollen die Impfwilligen unter Berücksichtigung der Abstands- und Hygieneregeln die Halle durchlaufen. Gleich nach der Registrierung folgt ein Aufklärungsgespräch. „Keiner wird ohne medizinisches Vorgespräch geimpft“, sagt Schmitz. Dafür brauche man entsprechend Platz und Privatsphäre. Deswegen werde man voraussichtlich Container aufstellen, in denen die Gespräche stattfinden. Erst nach dem Gespräch geht es weiter zur Impfung. Nach der Impfung wird der Patient nicht sofort das Gebäude verlassen. „Er soll sich in einem Aufenthaltsraum erholen“, erklärt Schmitz. Hierzu werde vermutlich die Gaststätte genutzt.

Das Eis schmilzt, am Mittwoch war bereits ein dicker Wasserfilm über der Eisfläche zu sehen. Foto: Langer/Landkreis Regen
Im Landkreis Regen soll aber nicht nur in der Eishalle geimpft werden. „Wir wollen mobile Impfteams zu den Menschen schicken, die nicht unbedingt nach Regen kommen können“, erklärt die Landrätin. So sollen Senioren, Kranke und Behinderte in ihren Pflegeeinrichtungen geimpft werden. Hier wird das Bayerische Rote Kreuz (BRK) unterstützend tätig werden. „Wir werden uns sicher gut ergänzen“, sagt BRK-Kreisgeschäftsführer Günther Aulinger mit Blick auf die Kooperation mit dem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ).
Mitwirken wird auch Dr. Stefan Brücklmayer. Als Koordinierungsarzt hält er Kontakt zur Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) und den niedergelassenen Ärzten. „Das Impfzentrum ist ein Full-Time-Job“, stellt er fest und deswegen komme in der ersten Phase eine Impfung in den Hausarztpraxen kaum in Frage. Er hofft aber darauf, dass sich Ärzte-Kollegen im Impfzentrum engagieren.
Nach Facebook-Diskussion: Nachgefragt bei Landrätin Röhrl
Nachdem Regens Bürgermeister Andreas Kroner betont hatte, dass die Eissaison 2021/22 „auf alle Fälle stattfinden muss“, äußerte Landrätin Röhrl, dass man einen Mietvertrag bis in den Sommer abschließen wird. „Mieten wird der Freistaat von der Arberland Betriebs gGmbH“, erklärt Herbert Unnasch – und Landrätin Röhrl ergänzt, dass die Einnahmen dabei helfen werden das Betriebsdefizit deutlich zu verringern.
Da sich nach der Bekanntgabe, dass das Impfzentrum in der Regener Eishalle untergebracht werden soll, entwickelte sich auf der Hog’n-Facebook-Seite dazu eine rege Diskussion. Da Hog’n hat deshalb bei Landrätin Röhrl nachgefragt – und folgende Antworten erhalten:
Frau Röhrl: Wie hoch ist die monatliche Miete, die der Mieter (Freistaat Bayern) an den Vermieter bezahlt?

Klinikenvorstand Christian Schmitz und Landrätin Rita Röhrl informierten in der Eishalle über die Pläne in Sachen Regener Impfzentrum. Foto: Langer/Landkreis Regen
Der Mietvertrag wird nicht mit der Stadt Regen als Eigentümer geschlossen, denn die Stadt hat die Halle für den Betrieb an die Arberland Betriebs gGmbH vermietet. Der genaue Mietvertrag ist noch nicht vereinbart. Klar ist, dass eine ortsübliche Miete gezahlt werden kann. Um eine korrekte Abrechnung zu bekommen, werden natürlich auch alle Zählerstände mit dem Tag des Mietvertrages gGmbH-Landkreis Regen abgelesen.
Insbesondere Vertreter von Sportvereinen, die normalerweise die Regener Eishalle nutzen, stellen sich die Frage nach einem alternativen Ort für ein Impfzentrum. Sie befürchten, dass die Vereine in ihrer Existenz bedroht sind, da sie aufgrund des neu-geschaffenen Impfzentrums ihrem Sport nicht mehr nachgehen können. Sind diese Sorgen aus Ihrer Sicht berechtigt? Und: Hätte es alternative Standort gegeben?
Die Frage braucht man aber so nicht zu stellen. Denn Fakt ist, dass es 2020 keine Veranstaltungen in der Halle gegeben hätte. Ab wann 2021 wieder mit einem normalen Betrieb zu rechnen ist, steht ebenfalls in den Sternen. Zugesagt ist aber sowohl der Stadt wie auch der gGmbH, dass das Impfzentrum die Halle spätestens im Sommer wieder verlässt. Der Mietvertrag wird bis Ende Juni geschlossen. Der Normalbetrieb, der in der Halle normalerweise ab Oktober startet, ist auf jeden Fall gewährleistet.
Klar ist aber, dass jeder Tag, an dem die Halle nicht genutzt wird, ein Defizit entsteht. Dieses Defizit wird durch die alternative Nutzung mit Sicherheit deutlich verkleinert. Insofern sichert der Impfbetrieb auch den Bestand der Halle. Das Coronajahr stellt alle Vereine, nicht nur die Eissportclubs, vor große Herausforderungen – und viele Vereine werden in den kommenden Monaten um aktive Mitglieder kämpfen müssen. Insofern können wir die Sorgen gut verstehen.
„Dieser Teil ist aber dann keine Aufgabe des Landkreises mehr“
Es heißt, dass bis zu 250 Impfungen pro Tag in der Eishalle durchgeführt werden können. Mit wie vielen täglichen Impfungen von freiwillig Impfwilligen rechnen die Verantwortlichen des Impfzentrums?
Die Zahl 250 stammt aus den Berechnungen des Ministeriums und richtet sich momentan nach der Art des Impfstoffes aus. Dieser muss bei minus 70 Grad gekühlt werden. Aus einem niederbayerischen Hauptlager wird dann der Tagesbedarf an die Landkreise ausgeliefert. Diese sind so bemessen, dass täglich 250 Impfungen möglich sind. Diese werden aber nicht nur in der Impfstation, sondern natürlich auch von den mobilen Impfteams vorgenommen.

Täglich 250 Impfungen sind laut Landrätin Röhrl in der Regener Eishalle möglich. Foto: Landratsamt Regen
Ebenso tauchte die Frage auf, ob die Impfungen nicht auch ein normaler Hausarzt durchführen könne bzw. warum man überhaupt ein eigenes Impfzentrum für den Impfvorgang benötigt. Wir geben die Frage weiter: Warum ist die Örtlichkeit eines Impfzentrums generell notwendig? Warum geht’s nicht auch im kleineren Rahmen?
Die erste Impfung, die auf den Markt kommt, muss wahrscheinlich bei minus 70 Grad gelagert werden. Eine Charge besteht wohl aus 975 Impfdosen und ist bei Kühlschranktemperatur wohl nur drei bis fünf Tage haltbar. Dies ist für ein Impfzentrum schon eine logistische Herausforderung. Die Hausärzte können sich aber bei den Impfzentren und den mobilen Teams einbringen. Zudem rechnen die Experten damit, dass die Hausärzte im Laufe des Jahres auch einen besser lagerbaren Corona-Impfstoff nutzen können, so dass diese dann auch impfen können. Dieser Teil ist aber dann keine Aufgabe des Landkreises mehr. Vielmehr muss sich hier die Kassenärztliche Vereinigung kümmern.
„Viele Bewerbungen von zur Zeit nicht berufstätigem Fachpersonal“
Entstehen durch den Betrieb des Impfzentrums, für das Ärzte und Personal benötigt werden, nicht in anderen Arberlandklinik-Einrichtungen des Landkreises personelle Engpässe?
Nein, es haben sich schon einige Hausärzte gemeldet, die nicht mehr aktiv tätig sind. Ebenso gibt es viele Bewerbungen von zur Zeit nicht berufstätigem Fachpersonal. Die Liste mit den Freiwilligen, die sich bereits im Frühjahr für den Betrieb der Fieberklinik gemeldet haben, wird ebenfalls abgearbeitet. Gerade den Ärzten, die jahrzehntelang einen guten Kontakt zu ihren Patienten aufgebaut haben und denen auch vertraut wird, kommt hier eine besondere Rolle zu.
die Fragen stellte: Stephan Hörhammer
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