Regen. Nur im Shuttlebus, der Besucher vom Großparkplatz in Poschetsried ins Stadtzentrum von Regen brachte, wurden alte Erinnerungen wach. Entsprechende Hinweisschilder – Stichwörter: Maske, Abstand – verdeutlichten dann doch, dass Corona zwar in den Hintergrund gerückt, aber dennoch irgendwie präsent ist. Das weitere Drumherum des drumherum 2022 hingegen ließ frühere, unbeschwertere Zeiten neu aufflammen. In denen noch kein Virus das Leben der Waidler mitbestimmte. Und kein russischer Despot mit kriegerischen Handlungen Angst und Schrecken im ansonsten friedlichen Europa verbreitete.

Es wurde musiziert, getanzt, gesungen, geklatscht und mitgeschunkelt, was die Instrumente, Schuhe, Stimmen, Hände und Hintern hergaben. Von 2. bis 6. Juni fand in Regen das Volkmusik-Festival „drumherum“ statt.
Und es tat gut, dass all diese negativen Einflüsse für einige Stunden oder vielleicht sogar Tage einfach ausgeblendet werden konnten. Von 2. bis 6. Juni herrschte in der Stadt Regen Ausnahmezustand. Aber nicht im negativen, sondern endlich wieder einmal im positiven Sinne.
Mehr als 1.500 Musiker in der Stadt
Nach seinem Pandemie-bedingten Ausfall vor zwei Jahren konnte das Volksmusik-Spektakel „drumherum“ in diesem Jahr wieder turnusgemäß durchgeführt werden. Mehr als 1.500 Musiker ließen Regen zu einem überdimensionalen Konzert mutieren. Es wurde dabei auf verschiedenen offiziellen Bühnen musiziert, aber auch an so ziemlich allen Ecken der Stadt stand die Musik im Mittelpunkt. Vor der Hauptbühne am Stadtplatz wurde getanzt, aber auch in so ziemlich allen Gässchen, in denen Polkas, Walzer & Co. ertönten…
Leider können diese Bilder keine Töne transportieren…








Buben und Mädchen, die von ihren Eltern in Kinderwagen umherkutschiert worden sind, ließen sich von der beschwingten Atmosphäre genauso anstecken wie die älteren Semester, die lange Zeit als einzig typisches Publikum der Volksmusik galten. Doch Quetschn, Posaune und Gitarre im Zusammenspiel sind modern. Dieser Trend bestätigte sich rund um das heurige drumherum. Auch die Tracht ist „in“ – und kann sogar in Verbindung mit Tattoos und Sneakers getragen werden. Von den Sicherheitskräften geschätzte 50.000 Zuschauer waren vor Ort und erfreuten sich ebenso am zum Festival gehörigen Kunst- und Handwerkermarkt. Das Spektakel der Volkmusik war ein Festival der wieder gewonnenen Freiheit.
Tage der Last, Tage der Lust für Organisator Roland Pongratz
Einziger Wermutstropfen waren die vom Himmel fallenden Tropfen, teilweise auch in schockgefrorener Form. Während tagsüber eine eher schwüle und damit drückende Hitze tonangebend war, wurden in den Abendstunden die volksmusikalischen Klänge von Blitz und Donner begleitet. Unter den Besuchern wurde in der Folge nicht nur über das drumherum gesprochen, sondern auch über die Feuerwehr-Einsätze rund um Regen. Der bange Blick gen Himmel, ob wieder tiefschwarze Wolken auszumachen seien, gehörte genauso dazu wie der verlockende, fast in Vergessenheit geratene Geruch nach gebratenen Mandeln und gegrillten Hendeln.
Und mittendrin – in Lederhose, roten Kniestrümpfen, Trachtenhemd und Hut: Roland Pongratz. Der Hauptorganisator und Ideengeber des drumherum. Er hat delegiert, koordiniert und organisiert, sodass die Veranstaltung überhaupt erst stattfinden konnte. Sein Einsatz ging sogar soweit, dass er sich unmittelbar vor den Festtagen in freiwillige Selbstisolation begab, um alles zu managen. In den vergangenen Tagen war er dann quasi dauerpräsent am Stadtplatz, der Sparkassen-Insel und im Zirkuszelt. Tage der Last, aber auch Tage der Lust wie der Gründer des „Wacken der Volksmusik“ im Video-Interview mit dem Onlinemagazin Hog’n bestätigte.








Die Stunden am drumherum – sie vergingen schneller als eine schneidige Polka im 4/4-Takt. Und es ging mit dem „Park&Ride“-Bus zurück nach Poschetsried. Um einen Platz im klimatisierten Transportmittel zu bekommen, wurde teils gedrängelt, gerempelt – und wenig Rücksicht auf Schwächere genommen. Es wurden alte Erinnerungen wach, die wiederum dafür sorgten, dass neuer Erinnerungen an besagten Virus und den Ukraine-Krieg in subjektiver Hinsicht für einen kurzen Moment zu kleinen Problem verkamen. Ein Hoch auf die Freiheit…







Helmut Weigerstorfer