Quantcast
Channel: im Landkreis REG - Onlinemagazin da Hogn
Viewing all articles
Browse latest Browse all 509

„Miss-Tourismus“? Lambeck vs. Haller – alles nur Wahlkampf?

$
0
0

Bodenmais. Was zuviel ist, ist zuviel. „Ich war richtig verärgert und musste deshalb reagieren“, erklärt sich Andreas Lambeck. Stein des Antoßes für den ehemaligen Bodenmaiser Tourismus-Chef war ein Facebook-Post von Bürgermeister Joachim Haller im Rahmen seines Wahlkampfes. „Da ist von Miss-Tourismus während meiner Zeit die Rede“, fasst der 56-Jährige, der inzwischen für HolidayCheck arbeitet, zusammen. „Und jeder kann sich vorstellen, dass ich nicht darüber begeistert bin, wenn meine Lebensleistung bewusst schlecht dargestellt wird, um sich selber zu profilieren.“

Der Tourismus spielt in Bodenmais schon seit jeher eine große Rolle – und nun auch im Wahlkampf? Fotos: Marco Felgenhauer/Woidlife Photography

Dass der 56-Jährige mit seinem Offenen Brief an die Hog’n-Redaktion eine Woche vor den Bürgermeister-Abstimmungen in Bodenmais für Stimmung sorgt und somit eine nicht kleine Rolle im Wahlkampf spielen könnte, ist Lambeck bewusst. Der ehemalige Geschäftsführer von SonnenklarTV betont allerdings: „Ich bin nicht für oder gegen irgendeinen Kandidaten. Aber ich verstehe einfach nicht, warum man sich selber so hochstellen muss. Das gehört sich nicht.“

Erst der Offene Brief von Lambeck, dann – auf Hog’n-Nachfrage – die Offene Antwort von Joachim Haller. Beides folgend im Wortlauf dargestellt: (kursiv – Ausführungen Lambeck; unterstrichen – Ausführungen Haller)

„‚Offizielle‘ Wahlkampfaussagen gerade rücken“

„(Lambeck)Sehr geehrter Herr Haller,

aus der Ferne verfolge ich natürlich als früher Tourismus-Chef von Bodenmais die spannende Bürgermeister-Wahl in Bodenmais. Als früherer Geschäftsführer von Bodenmais sollte ich mich eigentlich aus einer Kommunalwahl raushalten, aber wenn ich lese, was von Ihnen über meine damalige, sehr erfolgreiche Zeit in Ihrer Social Media Kampagne verbreitet wird, muss ich wenigstens ihre “offiziellen” Wahlkampfaussagen aufgrund von Fakten gerade rücken.

Meine Zeit von 2007 bis 2013 war die Rückkehr von Bodenmais auf die touristische Bildfläche in Deutschland. Eine komplett andere Ausgangssituation. Heruntergewirtschaftet auf 600.000 Übernachtungen im Jahre 2006 stand Bodenmais 2012 bei über 900.000 Übernachtungen. Es war die Basis, dass die Gemeinde überhaupt wirtschaftlich gesunden konnte.

Der Stein des Anstoßes: Der Facebook-Post von „Joli“ Haller – veröffentlicht am Samstag, 30. September, 7.59 Uhr. Foto: Screenshot Facebook/da Hog’n (Klicken zum Vergrößern)

„Sie haben Tournaround eingeleitet“

(Haller) Zunächst die tatsächliche Übernachtungszahlen: Im Jahr 2007 waren es 689.537 und im Jahr 2011 dann 860.004 Übernachtungen. Mit der Gründung der Bodenmais Tourismus & Marketing GmbH und unter Ihrer Führung wurde Bodenmais aus einem „Dornröschen-Schlaf“ erweckt – Sie haben unstrittig einen Turnaround eingeleitet. Meine Aussagen basieren aber auf den Ortszahlen und hier eine Bewertung des Marketings auf den tatsächlichen Zahlen, die bei den einzelnen Betrieben ankommen bzw. erwirtschaftet werden.

Bitte beachten Sie auch die Zahlen aus dem Bodenmais Bericht 2023, der die Zeitschiene 2012 bis 2023 darstellt – hier ist deutlich ersichtlich, dass wir nun mit rund 800.000 Übernachtungen um fast 80 Prozent mehr Steuereinnahmen aus Gewerbesteuer und Fremdenverkehrsbeitrag im Ort erwirtschaften als ggü. den Übernachtungszahlen von damals.

„Nicht jede Schlagzeile bringt wirklich Gäste“

(Lambeck) Konkret zu Ihren Wahlkampf-Aussagen in Ihrer anliegenden Kampagnen-Anzeige: 

1. Noch nie ist Bodenmais so wenig bundesweit wahr genommen worden wie in den letzten vier Jahren. Man hört nichts mehr journalistisches von Bodenmais. Das können Sie nachweislich messen (siehe Medienmessung Landau Media). Innenmarketing im Ort ist das eine, neue Gäste gewinnt man aber nur im Außenmarketing. Und natürlich auch für “kleinere” (nicht so wirtschaftlich starke) Pensionen und Ferienwohnungen.

(Haller) Für einen Tourismusort ist entscheidend, welche Schlagzeilen produziert werden und welche positive Wirkung wir damit nachhaltig erzielen können. Landau Media zählt v.a. Veröffentlichungen in geschriebener Form. Das Tool wird verwendet, um zu sehen, ob PR-Kampagnen gedruckt werden. Das ist es, wenn ich meine, nicht jede „heiße“ oder „schräge“ Schlagzeile bringt wirklich Gäste. Genau belegen und beweisen kann man hier gar nichts. Ich bevorzuge vielmehr die Arbeit am Image und wir besetzen die touristischen Schwerpunktthemen. Unsere Geschichten basieren auf sehr guten Produkten.

Andreas Lambeck war von 2007 bis 2013 Tourismus-Chef von Bodenmais. Noch heute verfolgt er die Entwicklung des Ortes, in dem er auch selber Urlaub macht. Foto: Lambeck

„Sie bestätigen eigentlich meine Aussagen“

(Lambeck) 2. Schlagzeilen? Stimmt, man hört von Bodenmais kaum noch etwas. Kaum jemand redet noch außerhalb des Landkreises von Bodenmais. Seien Sie froh, dass Sie die starken Hotels haben ! Auch der Campingplatz ist eine privatwirtschaftliche Leistung.

(Haller) Vollkommend korrekt – Sie bestätigen damit eigentlich meine Aussagen. Das Investment der vergangenen Jahre – und hier können Sie noch einige Betriebe in Ihrer Auflistung dazunehmen – geschah in Bodenmais, obwohl diese Investoren auch entsprechende Angebote aus der gesamten Region hatten. Diese hatten sich bewusst für Bodenmais entschieden, weil wir eben diese qualitativ gute Darstellung und Außenwirkung erreicht haben. Die gute Reputation und der hohe Bekanntheitsgrad ist eben der springende Punkt, warum privatwirtschaftliche Leistungen in Bodenmais realisiert werden.

„Angemessen Provision für erfolgreiche Vermittlung“

(Lambeck) 3. Alle Ferienorte in Deutschland wollen heute hin zu einem erfolgreichen, messbaren Vertriebsmarketing. Bestes Beispiel ist der TVO (Ihr erfolgreicher, touristischer Dachverband), der mit seiner Online-Vertriebsgesellschaft OBS mit Preisen und Auszeichnungen überhäuft wird. Diese Gesellschaft gilt heute bundesweit als Musterbeispiel erfolgreicher Vertriebsorganisation. Auch von politischer Seite in München. Der Impulsgeber zur Gründung dieser Gesellschaft war damals Bodenmais. Und natürlich muss für eine erfolgreiche Vermittlung eine angemessene Provision bezahlt werden. Natürlich auch beim TVO, wo Bodenmais Mitglied ist.

(Haller) Am Verkaufen einer Dienstleistung ist nichts schlecht zu reden – es ging bei meinen Aussagen nur um den Erlös, der am Ende der Tage beim Betrieb ankommt – siehe oben. Dies ist für eine gesunde Ortsentwicklung elementar!

Amtsinhaber „Joli“ Haller hat es im Wahlkampf mit seinem Vorgänger Michael Adam sowie Robert Stiefel zu tun. Foto: Haller

„Keine Insel der Glückseeligen“

(Lambeck) 4. Margenfreie Onlinebuchbarkeit? Sie erwecken den Eindruck, dass Marge für Marketing und Vertrieb „Diebstahl“ ist? Nein ist es nicht, es ist eine Vertriebsleistung gegen Geld. Das einzige was in Bodenmais “ohne Abzug” ist, ist eine Buchung auf der kleinen Ortsseite bodenmais.de. Alles andere müssen die Betriebe aus Bodenmais genauso bezahlen. Bodenmais ist keine Insel der Glückseligen.

(Haller) Ja, der Preis, der im Vertrieb für ein Produkt beworben wird und die Marge, die für den Vertrieb anfällt, ist entscheidend in der Bewertung meiner Aussage – als Bürgermeister trage ich auch Sorge, dass eben unsere Betriebe mit dem Erlös auskömmlich auch wieder reinvestieren können. Wir sind keine Insel der Glückseeligen, aber wir haben unsere Jobs sehr gut gemacht und sind deshalb stets an der Spitze im Bayerischen Wald geblieben.

Die Gastgeber zu entlasten – an Onlinebuchungen zu gewöhnen und fit für die Zukunft zu machen – das erreichen wir mit unserer von Ihnen so bezeichneten „kleinen Ortsseite“. Mittlerweile googlen ähnlich viele Leute nach „Bodenmais“ wie nach „Bayerischer Wald“ – was für einen einzelnen Ort phänomenal ist.

„Es gab immer wieder Auslastungswellen“

(Lambeck) 5. Dass Bodenmais heute funktioniert, liegt an den erfolgreichen Hoteliers-Familien und am Campingplatz. Alle anderen Bereiche (Pensionen und Ferienwohnungen) sind bei den Übernachtungszahlen seit 2013 massiv rückläufig.

(Haller) Bodenmais ist wie kein anderer Ort sehr vielfältig strukturiert und auch während Ihrer Zeit in Bodenmais gab es Auslastungswellen. Hier kann sich eine einzelne Destination nicht von einem Markttrend lösen.

(Lambeck) 6. Qualitätstourismus leisten die Hotels und Leistungsträger, aber mit Sicherheit ist das keine Leistung der Gemeinde, die im Wahlkampf eine Rolle spielen sollte. Wissen Sie eigentlich, wer die Idee zur AktivCard hatte und das gesamte Konzept dazu entwickelt hat? Es war die Leistung und das Ergebnis aus der damaligen Arbeit. Darauf bauen Sie heute auf. Das gilt genauso für das Vital Zentrum Bodenmais und für viele andere Projekte und Ideen auch.

„Aussagen nicht im Raum stehen lassen“

(Haller) Korrekt, die Gemeinde gestaltet und finanziert einen Rahmen, der das private Investment unterstützen kann. Ich hatte dies in meinem FB-Post auch nicht bestritten – Sie vermengen hier etwas, was so niemals behauptet wurde.

(Lambeck) 7. Ein Ferienort mit erfolgreichem Einzelhandel und Gastronomie funktioniert nur, wenn auch Pensionen und Ferienwohnung erfolgreich sind und funktionieren. Gerade Pensionen und Ferienwohnungen spielen für eine nachhaltigen Tourismusentwicklung eine große Rolle. Nur diese Gäste sorgen für Leben im Ort. 

(Haller) Vollkommen richtig – in Bodenmais wird etwa die Hälfte der Übernachtungen in diesem Bereich generiert und gerade deshalb leisten wir uns Einrichtungen wie das VitalZentrum, Freibad und Hallenbad, oder auch das große Engagement im ÖPNV, um gerade diese Betriebe zu stärken.

(Lambeck) Ich möchte Ihre Aussagen nicht einfach so im “Wahlkampf-Raum” stehenlassen, weil sie inhaltlich einfach nicht richtig sind. Ich freue mich trotz allerdem auf unseren nächsten Bodenmais-Urlaub im Februar 2024. 

PS: Ich komme definitiv nur als Urlauber zurück nach Bodenmais.

„Damaliges Marketing passt nicht auf Dauer“

(Haller) Lieber Herr Lambeck,

wir waren beim Marketing nicht auf einer Linie – aber ich weiß Ihr damaliges Engagement zu schätzen. Wir müssen uns aber schon eingestehen: das damalige Marketing, die Wertigkeit oder Nachhaltigkeit der Werbung passte nicht auf Dauer zu einer Ortstruktur im Bayerischen Wald mit Familienbetrieben. Sie haben den Bodenmaisern gezeigt, wie wir aus dem Werben im Fremdenverkehr in eine moderne Tourismusarbeit kommen. Ich durfte dies in den vergangenen zwölf Jahren doch sehr erfolgreich modifizieren und in unserem Sinne vorantreiben. Als Urlauber sind Sie uns natürlich weiterhin sehr willkommen, wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Helmut Weigerstorfer

The post „Miss-Tourismus“? Lambeck vs. Haller – alles nur Wahlkampf? first appeared on Da Hog’n - Onlinemagazin ausm Woid.

Viewing all articles
Browse latest Browse all 509