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Hotelbetreiber Weikl zum Stadtratsbeschluss: „Es war eine rein politische Entscheidung“

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Zwiesel. Als „beispiellose Fehlentscheidung“ bezeichnete Bürgermeister Franz Xaver Steininger den jüngsten Mehrheitsbeschluss des Zwieseler Stadtrats, in Sachen Tourismus-Marketing weiterhin mit der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald (FNBW) zusammenzuarbeiten. In einer Sondersitzung am Dienstagabend sprach sich das Gremium mit 17:7 für den sogenannten Teilbetriebsübergangsvertrag aus, der unter anderem regeln soll, dass die Zwieseler Tourist-Information künftig der FNBW unterstellt ist. 2,75 Vollzeitstellen gehen demnach vom Verantwortungsbereich der Stadt in denjenigen der Tourist-GmbH über. Dienstherr der Angestellten ist künftig somit nicht mehr der Rathaus-Chef, sondern FNBW-Geschäftsführerin Monika Dombrowsky.

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In der Sondersitzung des Zwieseler Stadtrats am Dienstagabend kündigte Bürgermeister Franz Xaver Steininger weiteren Widerstand gegen die FNBW an.

Steininger, der als entschiedener FNBW-Gegner laut Tageszeitungsbericht bereits während der Sitzung weiteren Widerstand angekündigt hatte, hat am heutigen Mittwoch eine E-Mail von  einem seiner Mistreiter, dem Hotelbetreiber Georg Weikl vom „Hotel Magdalenenhof“, an die Medien weitergeleitet. Deren Inhalt geben wir im Folgenden im (unveränderten) Wortlaut wieder:

„Sehr geehrter Herr Bürgermeister Steininger,

vielen Dank für Ihre Unterstützung der Vermieter.

Aber leider wurde die Entscheidung des Stadtrats nicht zum Wohle der Bürger oder Vermieter, sondern es war eine rein politische Entscheidung und das finden wir sehr schade das eine Mehrheit mit 80 % so  ignoriert wird.

Diese Stadträte die sich für die FNBW entschieden haben kennen nicht das Tagesgeschäft des Vermieters weil sie ja keine sind. Unter dem Motto ich Vermiete nicht da ist mir eine politische Entscheidung lieber.

Aber wir Vermieter wo wir um jeden Gast kämpfen müssen werden nicht einmal gefragt   geschweige den angehört. Ein Tourismus beauftragter  der gegen den Tourismus Arbeitet das gibt es nur einmal und das bei uns.

Wir Betriebe werden uns zusammenschließen und eine neue Werbemöglichkeit zu finden. Da werden wir auch alle Vermieter anschreiben die sich uns anschließen können. Was nützt der Stadt Zwiesel eine FNBW wenn sich 80% selbstvermarkten.

Die Politik sollte sich darin ändern das wie im Arbeitsleben auch wer das Rentenalter erreicht hat das heißt 65 Jahre  kein Politisches Amt mehr annehmen darf.

So gibt es immer wieder Leute die nur alles blockieren um es denen die noch Geld verdienen müssen es  so Schwer wie nur möglich zu machen.

hotel magdalenenhof

Georg Weikl vom Hotel Magdalenenhof in Zwiesel will aufgrund der jüngsten Entscheidung des Zwieseler Stadtrats nicht mehr für den Vorstandsposten des Zwiesler Tourismus-Vereins kandidieren, den derzeit FNBW-Befürworter Stefan Schall innehat. Screenshot: da Hogn/ Hotel Magdalenenhof

Es ist halt traurig wenn wir Vermieter uns um jeden Gast bemühen und der Stadtrat sich gegen uns stellt. Ich für meine Person werde nicht mit der FNBW zusammenarbeiten. Ich werde mit den Vermietern mitarbeiten und mich auch daran beteiligen wenn wir eine neue Werbeplattform wie auch immer entwickeln es gibt viele Möglichkeiten.

Nach langer Überlegung habe ich mich entschlossen mich  für  den Vorstandsposten des  Tourismus-Vereins nicht  zu Verfügung zu stellen, werde aber gerne mit den anderen Betrieben mitarbeiten.

Ihnen Herr Bürgermeister nochmals meinen herzlichsten Dank für die Unterstützung

Gruß

Georg Weikl

Hotel Magdalenenhof“

da Hog’n

–> Mehr zum Thema gibt’s hier (einfach klicken)


Wittmann über seinen Vorgänger: „G’scheid daherred’n – owa nix doa!“

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Viechtach. Den Posten des Geschäftsführers in seiner eigenen Haustechnikfirma hat er mittlerweile an seine Frau Anita abgegeben. „Ich habe das Amt des Bürgermeisters doch ein bisschen unterschätzt“, gesteht Franz Wittmann heute ein. Zu viel Energie und Zeit kostet seine neue Aufgabe als politisches Oberhaupt der Stadt Viechtach. Und halbe Sachen gibt’s beim 52-jährigen CSU-Politiker eben nicht – was er im Gespräch mit dem Onlinemagazin da Hog’n mehr als einmal verdeutlicht. Zwar führt er erst seit eineinhalb Jahren das Amt des Bürgermeisters aus – dennoch hat er als Nachfolger des streitbaren Georg Bruckner bereits eine ereignisreiche Zeit hinter sich: Dienstaufsichtsbeschwerde in Folge der Zwangspensionierung des langjährigen Kämmerers Erhard Englmeier, Errichtung mehrerer Asylunterkünfte im Stadtgebiet sowie vermehrte rechte Umtrieben in Viechtach sind da nur einige der im Hog’n-Interview angesprochenen Themen.

asdasd

Nachfolger von Georg Bruckner, der 18 Jahre Bürgermeister der Stadt Viechtach war: Franz Wittmann, vor seiner Amtszeit Geschäftsführer seiner eigenen Firma.

Herr Wittmann: Ihr Vorgänger Georg Bruckner ist in regelmäßigen Abständen in den Schlagzeilen gestanden – unter anderem wurde er wegen „Untreue im Amt“ zu einer Geldstrafe verurteilt. Ist es aufgrund dieser Geschichten eigentlich doppelt schwer, Bürgermeister von Viechtach zu sein?

Nein, das glaube ich nicht. Zu Beginn meiner Amtszeit war die Stimmung im Stadtrat noch etwas gedämpft, weil dort unter meinem Vorgänger viel gestritten wurde – und das gegenseitige Vertrauen darunter gelitten hat. Das hat sich – Gott sei Dank – mittlerweile gebessert. Dass ich wegen meines Vorgängers unter besonderer Beobachtung stehe, ist nicht der Fall.

Wie würden Sie Georg Bruckner beschreiben?

Er ist ein Einzelgänger – Kommunikation ist nicht seine Stärke. Das ist mit ein Grund, warum er nicht wiedergewählt worden ist.

„Er versucht, mir immer wieder eins reinzuwürgen“

Bruckner sitzt weiterhin im Stadtrat, ist dort Fraktionsvorsitzender der SPD. Ist da überhaupt eine konstruktive Zusammenarbeit möglich?

Ja. Er versucht jedoch, mir immer wieder eins reinzuwürgen. Dennoch respektieren wir uns.

Hat Ihr Vorgänger Ihrer Meinung nach die Wahlniederlage akzeptiert bzw. verkraftet?

Nein – und ich glaube auch, dass er deshalb noch einmal für das Amt des Bürgermeisters kandidieren wird. Das muss natürlich vorbereitet werden. Bestes Beispiel ist die derzeitige Diskussion über die Wiedereinführung von Parkscheinautomaten. In dieser Hinsicht betreibt er bei Facebook eine regelrechte Hetze.

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„Dieses Thema wird von einer Person politisch bewusst angeheizt. Das ist aber nicht weiter schlimm, ich kann mit Kritik umgehen.“

Ihre Meinung zu diesem Thema?

Man muss ja in allen Städten für das Parken etwas bezahlen. Es ist darüber hinaus bisher nur beschlossen worden, dass Gebühren erhoben werden – wie hoch diese sein werden, steht noch nicht fest. Dass dieses Thema so heiß diskutiert wird, ist deshalb vollkommen unverständlich.

In der Facebook-Gruppe „Ist Viechtach schon tot?“ wird schon vom „Ende der Einkaufstadt“ gesprochen…

Am Parkverhalten wird sich nicht viel ändern. Unsere Stellplätze liegen allesamt zentrumsnah. Und ich glaube auch nicht, dass wegen der Parkscheinautomaten künftig die Viechtacher nach Deggendorf fahren, um schnell beim Metzger ihre Wurst einzukaufen. Dieses Thema wird von einer Person politisch bewusst angeheizt. Das ist aber nicht weiter schlimm, ich kann mit Kritik umgehen.

Zuletzt kritisierte Georg Bruckner die Unterbringung von Flüchtlingen im Medent-Gebäude. Wie beurteilen Sie diesen Zwischenruf?

Eine absolut unqualifizierte Äußerung. Er selbst hätte genügend Zeit gehabt, für das Medent-Gebäude eine geeignete Nachnutzung zu finden. Auch jetzt, nach seiner Zeit als Bürgermeister, kann er gerne Ideen einbringen. Denn ich bin sicher nicht der Mensch, der keine Vorschläge annimmt. Georg Bruckner verfolgt jedoch immer noch seine Taktik, die er schon während seiner Amtszeit hatte: Meckern, g’scheid daherred’n – owa nix doa!

„Ich bin einer, der seine Klappe nicht halten kann“

Sehr klare Worte, die Sie da aussprechen.

Ich bin kein Diplomat. Ich bin Handwerker – die sagen, was sie sich denken. Bevor ich mich dazu entschlossen habe, Bürgermeister zu werden, hatte ich praktisch keine politischen Ambitionen. Ich bin einer, der seine Klappe nicht halten kann – und gerne kritisiert. Macht man das, muss man aber auch Verantwortung übernehmen.

Was in der Vergangenheit in Viechtach geschehen ist, hat mir gar nicht mehr gefallen. Ein Beispiel: Für das Gelände der früheren Lederfabrik hat es drei interessierte Investoren gegeben. Letztlich ist dort aber ein Supermarkt entstanden – die hässlichste Lösung von allen. Ähnlich wäre es uns wohl mit dem Medent-Gebäude ergangen. Es ist richtig: Wir hätten es für 500.000 Euro verkaufen können – haben aber selbst 850.000 Euro für das Objekt ausgegeben. Ein Minusgeschäft. Nun haben wir es an die Regierung von Niederbayern verpachtet – und bekommen für die Unterbringung von Flüchtlingen über einen Zeitraum von zehn Jahren eine Kaltmiete von zehn Euro pro Quadratmeter. Das heißt, die Stadt Viechtach verdient rund eine Million Euro.

asdasd

„Ich bin kein Diplomat. Ich bin Handwerker – die sagen, was sie sich denken.“

Wann kommen die ersten Flüchtlinge ins ehemalige Medent-Gebäude?

Frühestens im Mai 2016. Die Regierung von Niederbayern hat derzeit viele Anfragen zu beantworten, deshalb hat es einige Zeit gedauert, bis der Vertrag unter Dach und Fach gebracht wurde. Nun folgen noch einige Umbaumaßnahmen. Maximal 140 Asylsuchende sollen dann dort untergebracht werden.

Sehen Sie aufgrund dieser Maßnahme Konfliktpotenzial auf ihre Stadt zukommen?

Jein. Einerseits sehe ich das Ganze sehr positiv, weil im Sporerweg viele Russlanddeutsche heimisch sind, die selbst eine Flüchtlingsvergangenheit haben und deshalb dem Thema gegenüber sehr aufgeschlossen sind. Andererseits könnte es Probleme geben, weil die Asylbewerber mit unseren Gegebenheiten vielleicht noch nicht so vertraut sind. Sollte es aber Schwierigkeiten geben, werden wir diese sofort aus der Welt schaffen. Das habe ich den Anwohnern versprochen.

Kommen wir zur Einrichtung in Oberschlatzendorf. Wie viele Menschen leben dort momentan?

In der dortigen Erstaufnahmeeinrichtung, die von Willi Wittenzellner betrieben wird, sind derzeit 139 Menschen untergebracht. Es sind aber noch einige Flächen frei. Deshalb glaube ich nicht, dass es bei der mit dem Landratsamt vereinbarten Maximalanzahl von 150 bleiben wird. Es gibt keinerlei Probleme mit den Flüchtlingen. Dass es untereinander ab und an zu Reibereien kommt, ist meiner Meinung nach logisch.

Warum?

In einer Erstaufnahmeeinrichtung stehen jedem Bewohner jeweils drei Quadratmeter zu Verfügung. Ich habe Respekt vor diesen Menschen, dass sie das aushalten. Würde man uns Deutsche so zusammenpferchen, würden wir uns wohl über kurz oder lang gegenseitig umbringen.

„Mich stört, dass so viel Geld pro Asylbewerber gezahlt wird“

Neben dem Regener Unternehmer Willi Wittenzellner gibt es weitere Privatleute, die Asylunterkünfte betreiben – und so große Summen Geld „verdienen“. Wie bewerten Sie das?

Willi Wittenzellner war einer der ersten, der dieses Geschäftsmodell aufgegriffen hat. Was mich an dieser ganzen Sache stört, ist nicht, dass Privatleute durch die Unterbringung von Flüchtlingen Geld verdienen, sondern dass überhaupt so viel Geld pro Asylbewerber gezahlt wird. Beherbergungsbetriebe verdienen auf diese Weise mehr, als sie üblicherweise mit Touristen einnehmen. Die Relation passt hier nicht.

„Ein Riss, der durch Viechtach geht: Wie die Asyldebatte eine Stadt entzweit“ – so berichtet das Onlinemagazin „da Hog’n“ im September dieses Jahres. Die eine Seite, so scheint es, ist klar gegen die Unterbringung von Flüchtlingen. Die andere befürwortet das Ganze aus humanitären Gründen. Wie schätzen Sie die momentane Lage ein? Ist der Riss noch tiefer geworden?

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Zur Erstaufnahmeeinrichtung in Oberschlatzendorf: „Würde man uns Deutsche so zusammenpferchen, würden wir uns wohl umbringen.“

Die Wogen haben sich geglättet, weil sie auch gar nicht so hoch waren, wie zunächst vermutet. Es hat ein paar Wortführer gegeben, die Stimmung gemacht haben. Der Rest war eher zurückhaltend. Wir haben wegen der Asylunterkunft im Sporerweg den Bebauungsplan ändern müssen. Da es dagegen keinen Einspruch gegeben hat, denke ich, dass der Riss nicht mehr da ist.

Von den Viechtachern selbst hat es sowieso keine größeren Bedenken gegeben. Diejenigen, die in dieser Hinsicht immer wieder Ängste geschürt haben, sind die Mitglieder des Dritten Weges, die fast schon jedes Wochenende irgendwelche Flyer in der Stadt verteilen.

Bei Facebook gibt es die Seite „NEIN zum Heim, auch in Viechtach“, die bereits mehr als 400 Mitglieder zählt.

Diese Dinge nehmen wir wahr und auch ernst. Es ist unsere Aufgabe, der Bevölkerung die Ängste zu nehmen. Denn: Wir sind bereit, Flüchtlingen zu helfen – solange es wirklich Kriegsflüchtlinge sind. Wirtschaftsflüchtlinge aus Ländern wie dem Kosovo hingegen gehören rigoros abgeschoben.

„Deutschland kann nicht die ganze Welt retten“

Können Sie denn nicht nachvollziehen, dass Menschen aufgrund ihrer wirtschaftlichen Situation nach Deutschland kommen wollen, um sich hier ein besseres Leben aufzubauen?

Jein. Deutschland kann nicht die ganze Welt retten. Wir haben mit Sicherheit im eigenen Land genügend Probleme, die wir lösen müssen. Es gibt bei uns viele arme Leute, denen geholfen werden muss. Aus diesem Grund habe ich für Wirtschaftsflüchtlinge kein Verständnis. Anders ist es bei Kriegsflüchtlingen, die zum Beispiel aus Syrien kommen – wobei es ja auch dort sichere Landstriche gibt.

Sie argumentieren hier ähnlich wie CSU-Politiker Max Straubinger, der für seine Aussage Anfang September reichlich Kopfschüttler geerntet hat.

Bevor ich mein Heimatland verlasse, könnte ich in eine Region gehen, von der ich weiß, dass sie sicher ist… Ich muss aber auch sagen: Ich kenne Syrien zu wenig, um mir da eine fundierte Meinung machen zu können.

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Zum rechten Problem in Viechtach: „Präventiv leisten wir in Zusammenarbeit mit der Regierung von Niederbayern Aufklärungsarbeit an den Schulen.“

Zurück zum Thema: Das augenscheinliche „Nazi-Problem“ in Viechtach. Gegenüber dem Onlinemagazin „da Hog’n“ haben Sie gesagt, dass „vieles von außen reingetragen wird“. Hintergrund war ein überdimensionales Hakenkreuz auf dem Stadtplatz in Viechtach. Hat es seitdem ähnliche Vorfälle gegeben?

Nein – weder solche Aktionen auf dem Stadtplatz noch irgendwelche anderen Schmierereien. Es werden aber – wie schon vorher angesprochen – immer wieder Flugblätter verteilt.

Wie kann man das künftig vermeiden?

Es hat Gespräche mit der örtlichen Polizei gegeben. Auch Spezialisten der Kriminalpolizei Straubing und der Regierung von Niederbayern waren vor Ort. Diese haben uns bestätigt, dass Viechtach nicht zu den auffälligsten Städten gehört. Bei uns gibt es lediglich ein paar Bürger, die in dieser Richtung aktiv sind – mehr aber nicht. Momentan ist die Situation sehr ruhig. Präventiv leisten wir in Zusammenarbeit mit der Regierung von Niederbayern Aufklärungsarbeit an den Schulen. Auch die Polizei ist sensibilisiert und geht gegen rechtsradikale Vergehen konsequent vor.

„Viechtach lebt wie schon lange nicht mehr“

Aus subjektiver Sicht steht Viechtach dennoch immer wieder im Fokus rechter Umtriebe.

Ob unsere Gegenmaßnahmen ausreichen, weiß keiner. Es ist sehr schwer, an Rechtsradikale ranzukommen, weil sie hauptsächlich im Untergrund arbeiten. Wie schon vorher gesagt, ist Aufklärungsarbeit sehr wichtig. Und haben wir konkrete Hinweise, müssen wir eben sofort reagieren.

Lassen Sie uns nochmals auf die Facebook-Seite „Ist Viechtach schon tot? zu sprechen kommen – warum gibt es diese Seite Ihrer Meinung nach überhaupt?

Der Ursprung dieser Seite liegt beim Bürgerfest 2014. Damals ist auf dem Stadtplatz die ACDC-Revival-Band aufgetreten. Nachdem ich die Musiker gebeten hatte, die Lautstärke etwas zurückzudrehen, von deren Seite jedoch nichts dergleichen unternommen wurde, habe ich das Konzert aus Rücksicht auf die Anwohner beendet. Deshalb ist diese Facebook-Seite gegründet worden.

asdasd

Zum Stenzer-Komplex: „Was dort entsteht, wissen wir noch nicht genau – da hängen wir etwas in der Luft.“

Ist denn Viechtach schon „tot“?

Das ist ja gerade das Lustige! Meiner Meinung nach lebt Viechtach durch das Engagement vieler Bürger wie schon lange nicht mehr. Alleine in unserer Stadthalle finden unzählige Veranstaltungen statt. Was uns höchstens fehlt, ist eine Disko und ein Lokal für Leute mittleren Alters.

Nicht zu übersehen ist jedoch der Leerstand im Stadtzentrum.

Da ist zum einen die ehemalige Leberfabrik – dort ist, wie schon vorher angesprochen, das schlimmste passiert, was passieren hat können. Ein anderer Leerstand war das Kaufhaus Stenzer. Das hat Bauunternehmer Karl aus Innernzell gekauft – und abgerissen. Was dort entsteht, wissen wir noch nicht genau – da hängen wir etwas in der Luft. Die Gewerbeflächen sollen angeblich alle weg sein, auch Wohnungen sollen darin entstehen. Wir hoffen, dass es im Frühjahr los geht… Generell ist es jedoch so, dass da wieder etwas zu tragen kommt, was alle Viechtacher bestens können: Vieles schlecht reden!

„Vom Menschen Josefa Schmid halte ich relativ wenig“

Apropos Bürgerfest: Damals ist auch Kollnburgs Bürgermeisterin und „Schlagersternchen“ Josefa Schmid in Viechtach aufgetreten. Ihre Meinung dazu?

Als Kollegin hat sie einiges bewegt in Kollnburg, das lässt sich nicht bestreiten. Vom Menschen Josefa Schmid – von der Art und Weise, wie sie manche Dinge in Angriff nimmt – halte ich relativ wenig.

asdasd

Zur Dienstaufsichtsbeschwerde: „Wir haben keinen Fehler gemacht. Es wurde keine Krankenakte verteilt, lediglich ein medizinisches Gutachten des Amtsarztes.“

Großes Thema war Anfang des Jahres die krankheitsbedingte Zwangspensionierung von Kämmerer Erhard Englmeier und eine damit verbundene Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Ihre Person. Wie blicken Sie heute darauf zurück?

Genauso gelassen wie damals. Wir haben keinen Fehler gemacht. Es wurde keine Krankenakte verteilt, lediglich ein medizinisches Gutachten des Amtsarztes – irgendeine Entscheidungsgrundlage braucht der Stadtrat. Die Dienstaufsichtsbeschwerde ist abgehakt, aber es laufen noch weitere Prozesse. Englmeier klagt auf Höhergruppierung und Wiedereinstellung. Wann hier genau Entscheidungen fallen, kann ich noch nicht sagen.

Auf Vorschlag Ihres noch sehr jungen Stellvertreters Christian Zeitlhöfler wird das Viechtacher Volksfest verkürzt. Was erhofft man sich dadurch?

Dass das Fest attraktiver wird und mehr Besucher kommen. Die Veranstaltung dauert künftig nur noch sechs statt neun Tage. Kürzlich hat sich eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich mit einem komplett neuen Konzept für diese Veranstaltung beschäftigt.

Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Ihnen ein erfolgreiches Jahr 2016.

Interview: Helmut Weigerstorfer

Botschafter des Bayerischen Waldes (2): Silvia Süß‘ Museumsschlösschen

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Zwiesel. „Unser Museumsschlösschen ist ein wahres Kleinod – nicht künstlich erzeugt für Touristen, sondern etwas Naturgewachsenes“, berichtet Silvia Süß stolz. Erbaut im 19. Jahrhundert im Stil des Historismus, beherbergt das zur Kritsallglasmanufaktur Theresienthal gehörige Museum eine der eindrucksvollsten Glassammlungen weltweit. Vor 30 Jahren ist die heute 53-Jährige mit dem „Theresienthal-Virus“ infiziert worden, wie sie die Leidenschaft für den Rohstoff Glas, das Handwerk und die Glaskunst aus dem Bayerischen Wald bezeichnet.

Silvia Süß führt ihre überwiegend internationalen Gäste mit viel Begeisterung durch die sieben Räume des Museums, in denen es einzigartige Exponante zu bestaunen gibt. Dabei versucht sie stets, die Geschichte hinter den Ausstellungstücken den Besuchern so bildlich wie möglich zu veranschaulichen. Motto: Märchenhaftes Schwelgen in der Vergangenheit – unter anderm mit einer Kollektion für Ludwig II. oder den russischen Zaren, dessen Glaspokale dereinst zu Fuß vom Bayerwald nach St. Petersburg transportiert worden sind. „Ein Besuch im Museumsschlösschen Theresienthal lohnt immer, sowohl im Sommer als auch im Winter“, ist Silva Süß überzeugt.

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„Mir ist der Bayerische Wald schon in die Wiege gelegt worden“, sagt Museumsleiterin Siliva Süß über sich selbst – und ergänzt: „Silvia heißt Waldmädchen.“

–> Die ganze Geschichte (mit Video) über Bayerwald-Botschafter Silvia Süß gibt’s hier zu lesen (einfach klicken)

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Ferienregion_Nationalpark_Bayerischer_Wald_FNBWIn Zusammenarbeit mit der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald präsentiert das Onlinemagazin da Hog’n im Rahmen der Serie „Vom Wald das Beste: Botschafter des Bayerischen Waldes“ zahlreiche Porträts über heimische Persönlichkeiten und Charakterköpfe, die den Woid so liebens- und lebenswert machen.

Wegen interner Differenzen: Thomas Kreuzer-Weyermann nicht mehr BP-Kreisvorsitzender

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Regen. Thomas Kreuzer-Weyermann ist nicht mehr erster Vorsitzender der Bayernpartei (BP) im Kreis Regen, wie dessen kommissarischer Nachfolger Tobias Hölzlberger dem Onlinemagazin „da Hog’n“ heute (18. Januar) per E-Mail mitgeteilt hat. „Auf diesem Wege möchte ich Sie darüber informieren, dass die Kreisvorstände der BP im Landkreis Regen ihr Amt niedergelegt haben“, heißt es in der Mitteilung. Hölzlberger und Thomas Pfeffer aus Lalling werden die Partei vorerst leiten – mit der Absicht, sie neu aufzubauen.

asdasd

Thomas Kreuzer-Weyermann ist nicht mehr Kreisvorsitzender der Bayernpartei Regen. Dies teilt dessen kommissarischer Nachfolger Tobias Hölzlberger dem Onlinemagazin da Hog’n mit. Screenshots: da Hog’n

Als Gründe für Kreuzer-Weyermanns Rücktritt gibt Hölzlberger auf Nachfrage an, dass sich Kreuzer-Weyermann „nicht mehr mit dem Leitbild der Bayernpartei identifizieren konnte“ und er die fehlende Rückendeckung „bei seinem Kreuzzug gegen Herrn Adam“ kritisierte. Auch seine „anderen, eher unkonventionellen Veranstaltungen“ wie die Demo auf dem Regener Stadtplatz sei auf Ablehnung innerhalb der Partei gestoßen. „Da die Arbeitsweise und Präsenz im Kreis Regen auch nicht die beste war, kann es für uns nur von Vorteil sein, dass der Kreisverband neu aufgebaut wird.“

Die „Causa Buchban“ und ihre Folgen

asdasd

Eine nicht ungewichtige Rolle spielte Thomas Kreuzer-Weyermann in der „Causa Buchban“, die Anfang 2015 für Schlagzeilen sorgte.

Thomas Kreuzer-Weyermann war vor einiger Zeit in den medialen Fokus geraten, da er im Rahmen der „Causa Buchban“ Stimmung gegen den Regener Unternehmer Willi „WiWi“ Wittenzellner, Landrat Michael Adam und auch gegen das Onlinemagazin „da Hog’n“ gemacht hatte. Vorgänge, die Thomas Hölzlberger nun bedauert. „Ich möchte mich bei Ihnen im Namen des Kreisverbandes und der Bayernpartei für die Vorfälle und Beleidigungen seitens Herrn Weyermann gegenüber Ihnen aufrichtig entschuldigen. Sein Handeln fand in keinster Weise im Sinne der Bayernpartei statt und wurde auch entsprechend weder im Vorfeld noch im Nachhinein unterstützt.“ Unterstützungsanfragen, die von Kreuzer-Weyermann beantragt worden waren, seien strikt abgelehnt worden.

„Ich hoffe, unsere Partei darf künftig einen positiveren Ruf genießen“

„Durch sein Handeln bzw. seine Untätigkeit im KV Regen gab es diverse interne Differenzen, die allerdings nun, durch die neue Kreisvorstandschaft, ein Ende haben werden. Deshalb auch dieses verspätete, aber längst überfällige Schreiben. Ich hoffe, dass unsere Partei zukünftig bei Ihnen einen positiveren Ruf genießen darf“, schließt Tobias Hölzlberger seine Mitteilung.

da Hog’n

Landrat Michael Adam: „Man kann heute klüger sein als früher“

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Regen. Ganz im Zeichen des Klimaschutzes und der Energieeffizienz stand die jüngste Sitzung des WUT-Ausschusses (Ausschuss für Wirtschafts-, Umwelt- und Tourismusfragen) im Landkreis Regen, bei der Klimaschutzmanager Andreas Ritzinger gegenüber dem Gremium Bericht erstattete. Dessen Arbeit, die im März 2014 begonnen hatte und im März 2016 verlängert werden soll, habe sich finanziell bereits bemerkbar gemacht, wie Landrat Michael Adam erfreut mitteilt.

Primärenergiebedarf im Landratsamt um die Hälfte gesenkt

Nicht nur der Einbau der neuen Heizungsanlage im Landratsamt sei gefördert worden, sondern auch bei den Stromkosten konnte man deutliche Einsparungen verbuchen, informierte Adam. Mit der Dachsanierung habe man Ritzinger zufolge den Primärenergiebedarf im Landratsamt um mehr als 50 Prozent senken können. Auch die PV-Anlagen auf den Landkreisliegenschaften machten sich finanziell bemerkbar, teilte der Experte, der auch für das laufende Jahr konkrete Maßnahmen plant, weiter mit. So will er die Beleuchtung im Landratsamt komplett auf LED-Licht umstellen – was nicht nur Geld einsparen, sondern zusätzlich mit 30 Prozent der Kosten gefördert werde.

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Vor der Sitzung hatten die Räte die Möglichkeit die neue Hackschnitzelheizung am Landratsamt Regen zu besichtigen.

Herbert Unnasch, Geschäftsführer der ArberlandRegio GmbH, informierte im Anschluss über den Energienutzungsplan im Landkreis Regen und dessen Umsetzung. Die Zusammenarbeit mit den meisten Kommunen habe sehr gut funktioniert. Selbst kleinere Vorhaben wie die Schulung der Hausmeister hätten positive Auswirkungen gezeigt. Unnaschs konkrete Forderung für die Zukunft: der Aufbau eines landkreisweiten Energiemanagements, das zu weiteren, nennenswerten Einsparungen führen soll.

Adam zufolge gebe es neue Fördermöglichkeiten durch den „Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz„. Eigentlich, so der Landrat, habe er bisher die Meinung der meisten Bürgermeister geteilt und sich gegen einen Energiemanager ausgesprochen – aber: „Man kann heute klüger sein als früher“ – weshalb er angesichts der neuen Fördersituation und der gewachsenen Bedeutung jener Energie-Experten nochmals mit den Rathaus-Chefs sprechen möchte. Sollten sich im Kreise der Kommunen genügend Unterstützer finden, würde er das Thema erneut aufgreifen und in den Ausschuss einbringen. Klar sei jedoch, dass es nur dann eine Förderung gebe, wenn man interkommunal zusammenarbeite. Daher sei eine Lösung ohne die Beteiligung von Gemeinden nicht umsetzbar. Für dieses Vorgehen sprachen sich auch die Ausschussmitglieder aus.

Mehr Landkreis-Geld für den Naturpark Bayerischer Wald

Der Landrat informierte zudem über die bevorstehenden und fest eingeplanten Deckenbaumaßnahmen auf der Kreisstraße REG 5 zwischen Habischried und Bischofsmais. Diese müssten zwingend in den Pfingstferien stattfinden – und nachdem es keine Möglichkeit des Beschlusses nach der Angebotseinholung mehr gebe, bat Adam die Ausschussmitglieder darum, ihn zur Vergabe zur ermächtigen. Dem stimmten die Räte einstimmig zu.

wut01Das Gremium befasste sich obendrein mit dem Netzwerk Forst und Holz Bayerischer Wald. Adam betonte, dass Landwirtschaftsminister Helmut Brunner darum gebeten habe, dass der Landkreis Regen das Netzwerk weiterhin unterstützen solle. Nachdem zur Weiterführung der breite Zuspruch aus der Wirtschaft und der niederbayerischen Landkreise notwendig sei, rechne er jedoch mit dem aus seiner Sicht bedauerlichen „Scheitern“. Daher Adams Vorschlag: Der Landkries Regen soll das Netzwerk in den kommenden drei Jahren mit bis zu 4.000 Euro jährlich unterstützen. Auch dem schlossen sich alle Ausschussmitglieder an.

Abschließend sprachen sich die Kreisräte einhellig für eine Erhöhung der Mittel für den Naturpark Bayerischer Wald aus. Die Gelder stellt der Landkreis über Mitgliedsgebühren bereit. Statt bisher 25 Cent pro Hektar werde man nun 35 Cent bezahlen, was zu einer Steigerung von rund 9,750 Euro und zu einem Mitgliedsbeitrag von 34.126 Euro führt.

da Hog’n

Bei den Wanderfalken stellen sich langsam die Frühlingsgefühle ein

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Grafenau/Regen. Damit die im Höllbachgespreng im Nationalpark Bayerischer Wald lebenden Wanderfalken sich ungefährdet auf ihren Nachwuchs vorbereiten können, haben die Nationalparkverwaltung und das Landratsamt Regen beschlossen, den Wanderweg „Heidelbeere/Grünes Dreieck“ im Höllbachgespreng zwischen den Höllbachfällen und dem Hüttensteig wegen des milden Winters in diesem Jahr bereits vom 1. Februar bis 30. April zu sperren. Eine Umleitung um diesen Abschnitt zum Großen Falkenstein ist ausgeschildert.

Juni 2011

Um die Wanderfalken und andere Tierarten nicht bei Paarung und Aufzucht zu stören, sollen Besucher in den Kerngebieten des Nationalparks weiterhin das Wegegebot einhalten. Foto: Nationalpark

Die Teilsperrung des Wanderwegs beginnt in diesem Winter zwei Wochen früher als sonst, da die Vogelexperten der Nationalparkverwaltung und des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) aufgrund des unbeständigen und oft milden Wetters eine frühere Balz der Wanderfalken und einen entsprechend früheren Brutbeginn erwarten. „Solange die Temperaturen nicht noch einmal deutlich sinken, ist es gut möglich, dass die Wanderfalken zeitnah mit der Balz beginnen“, erklärt Jochen Linner, Natur-, Arten- und Biotopschutz-Beauftragter der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald.

Wegeeinschränkungen den Tieren zuliebe

Auf das Naturerlebnis „Höllbachfälle“ muss dennoch niemand verzichten – zumindest solange es die Wetterverhältnisse zulassen. Denn bis zu diesem beliebten Tourenpunkt ist der Wanderweg frei zugänglich. Die ausgeschilderte Umleitung auf dem Wanderweg „Grünes Dreieck/Silberblatt“ über Höllbachgespreng und Sulzschachten macht darüber hinaus den ungehinderten Aufstieg vom Scheuereck zum Großen Falkenstein möglich.

Um die Wanderfalken und andere Tierarten nicht bei Paarung und Aufzucht zu stören, bittet die Nationalparkverwaltung außerdem, in den Kerngebieten des Nationalparks weiterhin das Wegegebot einzuhalten und das markierte Wege- und Loipennetz bis Mitte Juli nicht zu verlassen. „Wir bauen hier ganz stark auf das Verständnis unserer Nationalpark-Freunde“, sagt Naturschutzbeauftragter Linner. Schließlich würden die saisonal begrenzten Wegeeinschränkungen ausschließlich dem Schutz bedrohter und gefährdeter Tierarten dienen.

da Hog’n

Kuriositäten aus der Bayernpartei – und irgendeiner sagt die Unwahrheit…

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Die Veröffentlichung des Hog’n-Artikels  fragwürdigen

Regen. Wirft man derzeit einen Blick auf die Homepage des Kreisverbands der Regener Bayernpartei, klafft dort, wo eigentlich die Namen der beiden Kreisvorsitzenden zu finden sein müssten, eine Lücke. Dies hängt damit zusammen, wie BP-Bezirksrat Anton Maller auf Hog’n-Nachfrage bestätigt, dass der bisherige Kreisvorsitzende Thomas Kreuzer-Weyermann nicht länger Mitglied der Bayernpartei sei. Aufgrund interner Differenzen, mangelnder Identifikation mit dem Leitbild der Bayernpartei sowie „anderen, eher unkonventionellen Veranstaltungen“ hatte Weyermann sein Amt niedergelegt, wie sein kommissarischer Nachfolger, Deggendorfs BP-Kreisvorsitzender Tobias Hölzlberger vor einer Woche dem Onlinemagazin da Hog’n gegenüber mitteilte. An und für sich kein allzu ungewöhnlicher Vorgang, der sich da im Regener Kreisverband abgespielt hat. Was sich nach der Bekanntgabe jenes Führungswechsels jedoch ereignete, wirft so einige Fragen auf…

„Um nachfolgend Ärger seitens Herr Weyermann vorzubeugen“

„Ich bitte Sie darum, den von Ihnen veröffentlichten Artikel bezüglich Bayernpartei Kreisverband Regen von der Homepage zu entfernen“, schreibt Interimslösung Tobias Hölzlberger per E-Mail drei Tage nach der Veröffentlichung des Hog’n-Artikels „Wegen interner Differenzen: Thomas Kreuzer-Weyermann ist nicht mehr BP-Kreisvorsitzender“ per E-Mail an die Redaktion. Die Begründung: „Da es bereits zu negativen Worten einiger beteiligter Personen kam und ich nicht schon wieder einen Streit im Landkreis Regen oder sonstige Schlagzeilen vorerst haben möchte.“ Die abschließende Aufforderung: „Bitte um kurze Rückmeldung und sofortiger Entfernung des Artikels.“

Nachdem wir Tobias Hölzlberger erklärt hatten, dass wir den Bericht nicht von unserer Seite entfernen werden (da dieser erstens von öffentlichem Interesse ist und zweitens er selbst sich gegenüber dem Hog’n unmittelbar nach der Veröffentlichung noch dafür bedankt hatte), erreichen die Redaktion als Antwort folgende, von Hölzlberger verfasste Zeilen:

„Sehr geehrte Redaktion, ich melde mich nochmals zu Wort.

Nach Rücksprache mit der Parteiführung würde ich Sie nochmals bitten, den Artikel über den Kreisverband Regen der Bayernpartei von der Homepage und der Facebook Seite zu löschen.

Ich habe den Artikel auch gerade erst durchgelesen, da es mir arbeitstechnisch nicht möglich war und ich nicht wusste, dass unser Schriftverkehr einem Interview gleicht.

Um nachfolgend Ärger und rechtliche Schritte seitens Herr Weyermann vorzubeugen, bitte ich Sie dem nachzukommen und kurz Rückmeldung zu geben.“

Wir antworten:

„Herr Hölzlberger, vielen Dank für Ihre Rückmeldung.

Ihrer ersten E-Mail mit der ersten Zeile „Sehr geehrte Redaktion“ lässt sich klar und deutlich entnehmen, dass Sie uns als Onlinemagazin „da Hog’n“ kontaktiert haben, und nicht als Einzelperson. Die Information hatte aus unserer Sicht offiziellen Charakter, auch deshalb, da die Mitteilung offensichtlich von Ihnen als Kreisvorsitzender der Bayernpartei (Kreis Deggendorf/Regen) unterzeichnet worden ist.

Außerdem bekamen wir Ihre Mitteilung nicht in Folge einer Recherche, sondern ohne vorher selbst aktiv zu werden. Deshalb lässt sich ihre Absicht, das Ganze öffentlich zu machen, aus unserer Sicht nicht bestreiten. Darüber hinaus haben wir Ihnen unmittelbar nach der Veröffentlichung eine entsprechenden Link zukommen lassen – ob sie ihn gelesen haben oder nicht, ist sicherlich nicht unsere Aufgabe zu überpüfen.

Ich möchte Sie außerdem auf die Pressefreiheit hinweisen  – die weiterhin ein hohes Gut ist und auch bleiben soll.

Gerne kann Herr Kreuzer-Weyermann gegen uns rechtliche Schritte einleiten. Wir haben nichts zu befürchten…

Wir werden den Bericht deshalb nicht von der Seite nehmen.

Wir möchten Sie zudem darauf hinweisen, dass wir uns vorbehalten, diesen „Nachklang der Berichterstattung“ ebenfalls auf hogn.de zu veröffentlichen.“

Daraufhin folgte keine weitere Antwort. Der E-Mail-Schriftverkehr zwischen Hölzlberger und dem Hog’n kommt zum Erliegen.

„Die Sitzungsthemen habe ich in gänzlich anderer Erinnerung“

Quasi zeitgleich erhält das Onlinemagazin da Hog’n einen Kommentar von Thomas Kreuzer-Weyermann, dem ehemaligen Regener KV-Voristzenden der Bayernpartei, auf seiner Facebook-Seite zum dort am 18. Januar veröffentlichten Hog’n-Artikel.

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Kreuzer-Weyermann, der auch als einer der Rädelsführer in dem überregional für Aufsehen sorgenden Fall des dubiosen Landauer Pflegeunternehmers Hans Buchban in der Öffentlichkeit stand, bezichtigt dabei die Macher des Onlinemagazins da Hog’n „nach Rücksprache mit Herrn Hölzlberger“ der Lüge und des Verbreitens von Unwahrheiten. Der ehemalige Regener Immobilienhändler kündigt an, die „Angelegenheit prüfen zu lassen“.

Wenige Stunden später meldet sich Wolfgang Weiß, Leiter der Musikakademie Regen, im selben FB-Kommentar-Thread öffentlich zu Wort:

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Bzw. ebenso als Kommentator direkt unterhalb des betreffenden Hog’n-Berichts:

„Zumal ich selbst am 8.Januar der Regener KV-Sitzung, welche im Gasthaus Germania stattfand beiwohnte, kann ich die Ausführungen des Herrn Hölzlberger so keinesfalls stehen lassen. Weder ist mir etwas von „diversen, internen Differenzen des Regener BP-Kreisverbands“, noch eine „Ablehnung eher unkonventioneller Veranstaltungen“ von Seiten der BP-Mitglieder oder gar eine Diskussion „ob der Causa Buchban“ bekannt. Ich bin nun unschlüssig ob bei Pressemitteilung oder und Rücksprache Übermittlungsfehler vorliegen oder Herr Hölzlberger letztlich auf einer anderen Sitzung vertreten war. Die Stizungsthemen habe ich auf alle Fälle in gänzlich anderer Erinnerung…..“

Weiß, der laut eigener Aussage beim „Stammtisch“ der Bayernpartei „am 8. Januar im Regener Gasthaus Germania“ mit von der Partie war, könne mit denjenigen Worten, die Tobias Hölzlberger im Hog’n-Artikel in Sachen Weyermann-Rücktirtt geäußert hatte, so gar nichts anfangen. Weiß zufolge habe Hölzlberger bei der Versammlung offensichtlich gänzlich anders argumentiert. Ein Kommentar, für den es ein „Like“ von Thomas Kreuzer-Weyermann gibt…

„Er wollte mehr eine deutsche Lösung, mehr in Richtung Pegida“

Tobias Hölzlberger versuche nun gemeinsam mit dem zweiten, kommissarischen Vorsitzenden Thomas Pfeffer den Kreisverband wieder aufzubauen. Screenshot: Bayernpartei-Facebook-Seite KV Regen.

Tobias Hölzlberger versuche nun gemeinsam mit dem zweiten, kommissarischen Vorsitzenden Thomas Pfeffer den Kreisverband wieder aufzubauen. Screenshot: Bayernpartei-Facebook-Seite KV Regen.

Wir rufen bei BP-Bezirksrat Anton Maller in Gangkofen (Landkreis Rottal-Inn) an. Der 58-jährige Bio-Landwirt informiert gegenüber dem Hog’n: „Die Anschauungen von Herrn Weyermann und denjenigen der Bayernpartei sind zu weit auseinandergegangen. Vielleicht war’s so, dass wir von Anfang an nicht ganz zusammengepasst haben.“

In welchen Punkten man konkret anderer Meinung gewesen sei? „Die Bayernpartei tritt mehr für die Selbstständigkeit Bayerns ein“, weiß Maller. „Dies ist unter anderem ein Punkt, den Herr Weyermann zum Schluss nicht mehr ganz so im Fokus hatte wie am Anfang.“ Weitere Differenzen habe es hinsichtlich Kreuzer-Weyermanns generellem Engagement „in anderen Bewegungen“ gegeben, die nicht die Stimme der Partei widergespiegelt hätten. Auch in Sachen Flüchtlingspolitik konnte man Maller zufolge keine Übereinstimmungen finden: „Wir stehen dem Asylproblem zwar auch sehr kritisch gegenüber, aber er ist noch etwas kritischer gewesen. Wir stehen hinter einer bayerischen Lösung – er wollte mehr eine deutsche Lösung, mehr in Richtung Pegida.“

Böses Blut zwischen Kreuzer-Weyermann und den Parteioberen sei keines geflossen, wie Maller betont. Das Hauptproblem: „Ganz einfach gesagt: Herr Weyermann hat zum Schluss nichts mehr getan. Doch wir brauchen Kreisvorsitzende, die sich engagieren. Er war auch beruflich sehr eingespannt…“ Tobias Hölzlberger versuche nun gemeinsam mit dem zweiten, kommissarischen Vorsitzenden Thomas Pfeffer den Kreisverband wieder aufzubauen. „Da er beruflich näher an Regen dran ist, ist es sinnvoll, wenn er es macht.“ Und Maller weiter: „Wir bemühen uns, nun in Regen einen ordentlichen Kreisverband aufzubauen. Wir haben zwar Leute – aber die müssen auch bereit sein, das Amt des Kreisvorsitzenden anzunehmen.“

„Dass irgendjemand Druck ausgeübt hat, ist mir nicht bekannt“

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Anton Maller, Bayernpartei-Bezirksrat aus Niederbayern. Foto: bayernpartei.de/anton-maller/

„Nein, davon ist mir nichts bekannt“, äußert sich Maller auf die Frage, ob Ex-Vorsitzender Kreuzer-Weyermann – in welcher Form auch immer – Druck auf den 27-jährigen kommissarischen Vorstand Tobias Hölzlberger ausgeübt hätte, um die Entfernung des Berichts von der Hog’n-Seite zu veranlassen.

Was übrig bleibt, ist ein mehr als fader Beigeschmack. Und mehrere Fragen, die vermutlich unbeantwortet bleiben. Etwa: Was hat sich da Bayernpartei-intern genau abgespielt nach der Veröffentlichung unseres Artikels? Wer hat auf wen Druck ausgeübt? Wer sagt die Wahrheit, wer redet Stuss? Und: Warum genau sollte der Artikel letzten Endes wieder aus dem Netz entfernt werden? Thomas Kreuzer-Weyermann hat jedenfalls nicht, wie dem Hog’n gegenüber angedroht, eine – vermutlich rechtliche – Prüfung vorgenommen. Genauso wenig, wie er unsere weiteren Fragen zu dem Fall beantwortet hat…

da Hog’n

Dauer-Bürgermeisterin Röhrl: „Was ich kenne, kann ich nicht mehr fürchten“

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Teisnach. „Es läuft eigentlich alles ziemlich planmäßig“, antwortet Rita Röhrl auf die Frage, was gerade in ihrer Gemeinde Berichtenswertes vonstatten geht. Keine besonderen Vorkommnisse. Soweit alles im Lot. Irgendwie auch kein Wunder, wenn man bedenkt, wie lange die „rote Rita“ mittlerweile fest im Rathaussessel sitzt. Mehr als 25 Jahre ist die 62-Jährige mittlerweile nun schon in Amt und Würden – solange wie sonst keiner ihrer Bürgermeisterkollegen – männlich wie weiblich – in ganz Bayern. Gewohnt souverän und sprachgewandt manövriert sie sich somit auch durch den Fragenkatalog des Onlinemagazins da Hog’n – was nicht heißt, dass die Antworten standardisiert oder gar langweilig ausgefallen sind. Die Hauptthemen: die momentane Flüchtlingssituation in Teisnach, der bevorstehende Bahn-Probebetrieb, ihre Rolle als Landrat Michael Adams „Ziehmutter“ – und die Frage, was nach der Ära Röhrl kommen mag…

Rita Röhrl (10)

Seit 25 Jahren Bürgermeisterin der Gemeinde Teisnach – und somit dienstälteste Rathaus-Chefin Bayerns. Ein wahrer Profi der Kommunalpolitik: Rita Röhrl, 62, SPD.

Im Landkreis Freyung-Grafenau gibt es nur eine Bürgermeisterin: Margot Fenzl in der Gemeinde Haidmühle. Warum sitzen im Landkreis Regen überproportional viele Frauen im Bürgermeistersessel?

Das weiß ich nicht so genau. Es ist jedoch bayernweit auffällig, dass es im Landkreis Regen eine massive Häufung von Bürgermeisterinnen gibt. Ich habe 1990 das erste Mal kandidiert – und bin aktuell die dienstälteste Bürgermeisterin in Bayern. Möglicherweise war das damals so eine Art Auslöser für einen Domino-Effekt bei vielen Wählern im Landkreis Regen – und der Grund, warum dann mehr und mehr Bürgermeisterinnen nachgekommen sind.

„Irgendwann ist einmal Schluss – bei mir ist das in vier Jahren“

Denken Sie, wie vielerorts proklamiert, dass eine weibliche Note dem eher männerdominierten Politik-Geschäft gut tut?

Ich tendiere nicht zu der These: Frauen machen alles besser – Männer machen’s schlechter. Ich kenne genau so viele weibliche Deppen wie männliche. Das hängt meiner Meinung nach immer von der Einstellung der Person ab, die das Amt bekleidet – und nicht vom Geschlecht. Vielleicht haben Frauen manchmal etwas mehr Fingerspitzengefühl, vielleicht sind Männer manchmal etwas entscheidungsfreudiger. Aber auch da bin ich mir nicht so ganz sicher… (lacht). Ich halte von der Frage, wie man erreichen kann, dass mehr Frauen kandidieren, gar nichts, denn: Frauen, die bestimmte Vorstellungen haben, machen’s ohnehin – und überreden kann man niemanden.

Dann sind Sie auch nicht der große Fürsprecher einer Frauen-Quote?

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„Ich bin der Meinung, dass derjenige gewählt werden sollte, der durch seine Arbeit auffällt – und nicht weil er zufällig ein Geschlecht hat, das jetzt quotentechnisch gerade passt.“

Davon halte ich nichts. Ich persönlich bin der Meinung, dass derjenige gewählt werden sollte, der durch seine Arbeit auffällt – und nicht weil er zufällig ein Geschlecht hat, das jetzt quotentechnisch gerade passt. Ich habe mich Zeit meines Lebens nicht mit einer Quote anfreunden können – und kann dies bis heute nicht.

Was treibt Sie an, mehr als 25 Jahre das Amt des Bürgermeisters zu bekleiden?

Da muss man einen gewissen Hang zum Schmerz haben… (lacht)… Masochismus darf einem da auch nicht ganz fremd sein… Nein, im Ernst: Wenn ich sehe, es läuft erfolgreich und ich kann Dinge so umsetzen, wie ich es mir vorstelle, ist das freilich Ansporn genug für mich. Nichtsdestotrotz ist irgendwann einmal Schluss – und bei mir ist das in vier Jahren.

Glauben Sie, dass Ihre Wähler enttäuscht sein werden, wenn Sie nicht mehr antreten?

Ich habe frühzeitig bekannt gegeben, dass ich nicht mehr kandidieren werde. Und natürlich kommen immer wieder mal Leute auf mich zu, die sagen: ‚Das kannst Du uns nicht antun.‘ Doch: Es wird einen Nachfolger geben, der vielleicht manches gleich, aber sicherlich sehr viel anders machen wird. Und das ist ja nicht schlecht so.

„Ich habe ihn immer unterstützt, ihn unter meine Fittiche genommen“

Wollen Sie sich dann ganz aus der Politik zurückziehen?

Ich habe meinen Plan. Wenn die Partei mich braucht, helfe ich natürlich gerne 2020 im Kreistag aus. Für den Gemeinderat zu kandidieren kommt für mich jedoch überhaupt nicht in Frage – ich setze mich sicherlich nicht in ein Gremium, in dem ich so viele Jahre vorne mitbestimmt habe… das geht nicht... (lacht)

Gibt es einen Wunschkandidaten? Und falls ja: Wer ist es?

Selbstverständlich gibt es den – aber ich sag’s nicht (lacht)...

Versucht man sich seinen Nachfolger irgendwie „ranzuziehen“, nach den eigenen Vorstellungen fürs Amt einzustimmen?

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Über Landrat Michael Adam: „Ich habe ihn gezielt gefördert, weil ich ihn für ein politisches Talent halte.“

Ich versuche es. Und ich sehe in meinem engeren politischen Umfeld durchaus einen Kandidaten, dem ich zutraue, dass er eine Gemeinde in der Größenordnung von Teisnach managen kann. Er wird sicherlich noch viel lernen müssen, weil er noch ganz neu in der Kommunalpolitik ist. Aber er ist sehr lernfähig – und wenn er meinen Rat haben möchte in nächster Zeit, dann bekommt er ihn gerne. Und wenn nicht, soll er seinen eigenen Weg finden. Es wird jedenfalls ein relativ junger Mensch sein – und von den jüngeren Menschen gibt es momentan ja nur drei im Gemeinderat…

Apropos „Ranziehen“: Sie werden ja immer wieder mal als die „Ziehmutter“ von Landrat Michael Adam betitelt. Stört Sie das?

Ich weiß nicht, wer diesen Begriff geprägt hat… aber natürlich, ich war schon lange in der Politik aktiv und stand schon lange Zeit im Unterbezirk an vorderster Stelle, als Michael Adam aufgetaucht ist. Ich habe ihn immer unterstützt, das ist richtig. Habe ihn auch unter meine Fittiche genommen – wahrscheinlich ist deshalb der Begriff ‚Ziehmutter‘ entstanden. Ich habe ihn gezielt gefördert, das gebe ich zu, weil ich ihn für ein politisches Talent halte. Und es hat sich ja auch mittlerweile bewiesen, dass ich nicht ganz unrecht hatte mit meiner Einschätzung. Ziehmutter. Hm. Zieh-Oma würde das Ganze inzwischen wohl besser umschreiben (lacht)

„Es wird Ärger geben – wie von mir bereits prophezeit“

„Probebetrieb Viechtach-Gotteszell: Eine gewisse demokratische Streitkultur bewahren!“ titelte da Hog’n vor genau einem Jahr. Was hat sich seitdem verändert in dieser Angelegenheit? Haben die Streitigkeiten nachgelassen?

Für mich persönlich gab’s überhaupt keinen Streit. Es war, sagen wir mal, eine Diskussion mit einer etwas merkwürdigen Diskussionskultur (lacht). Über das Thema wurde lange und ausführlich diskutiert, danach fiel eine Entscheidung – somit ist die Sache für mich beendet. Jetzt wird man schauen müssen, wie man’s am besten auf die Reihe bringt. Vor ein paar Tagen war die Bahn bei mir wegen der Sicherungsmöglichkeiten bei den Bahnübergängen – da werde ich nun versuchen das Beste für meine Gemeinde rauszuholen, was die Sicherheit anbelangt. Im September wird der Probetrieb starten, bis dahin muss alles passen. Ein knackiger Zeitplan.

screenshot viechtach gotteszellWie ist Ihre Prognose?

Es wird Ärger geben – und zwar den von mir bereits prophezeiten Ärger mit der Schülerbeförderung. Es ist so gekommen, dass die Schüler, die jetzt um 7.30 Uhr in Teisnach wegfahren und pünktlich um 7.50 Uhr in Viechtach am Schluzentrum sind, künftig zu Fuß bis zu drei Kilometer gehen müssen, damit sie um 7 Uhr den Zug in Teisnach erreichen und dann ebenfalls um kurz vor 8 Uhr im Schulzentrum sind. Das nehmen die Eltern natürlich nicht so klaglos hin.

Eine Eltern-Initiative hat mir gegenüber bereits angekündigt, dass sie ihre Kinder nach wie vor mit dem Bus zur Schule bringen möchten. Sie bezahlen die Buskarten selbst – und werden dann bei der Gemeinde um einen Zuschuss fragen. Das wird man sich anschauen müssen.

„Es hat einen kleinen Teil gegeben, der sehr ängstlich reagiert hat“

Thema Flüchtlinge: Wie ist die momentane Situation in der Gemeinde Teisnach?

Wir haben derzeit 125 Flüchtlinge hier. Und wenn wir eine Unterkunft weiter modifiziert haben, werden es 150 Flüchtlinge in der Gemeinde sein. Das ist relativ viel. Es wird zwar immer gesagt, Teisnach sei so groß – und zehn Prozent von der Bevölkerungszahl seien verkraftbar. Aber Fakt ist eben: Das Gemeindegebiet erstreckt sich über 25 Quadratkilometer, wobei der Hauptort Teisnach 1.600 Einwohner zählt – davon sind 150 Flüchtlinge, von denen man fünf Kilometer weiter in Kaikenried schon nichts mehr mitbekommt. Die sind ja schon gar nicht mehr betroffen. Deshalb sage ich: 150 Asylbewerber im Hauptort Teisnach selbst ist schon knackig. Probleme gibt es dennoch bisher keine.

Das heißt also, dass die Bevölkerung die Asylbewerber inzwischen akzeptiert hat?

Ein sehr großer Teil ist den Flüchtlingen freundlich entgegengetreten. Es hat einen kleinen Teil gegeben, der sehr ängstlich reagiert hat – bis hin zur Hysterie, auch das muss man leider sagen. Aber das hat sich dann innerhalb kurzer Zeit wieder gelegt. Man hat allmählich mitbekommen: Die tun einem ja eigentlich nichts. Und wenn mal eine Beschwerde kommt, dass ein Asylbewerber draußen auf der Straße zu laut telefoniert…

…ist das tatsächlich schon passiert?

Teisnach (5)

„150 Asylbewerber im Hauptort Teisnach selbst ist schon knackig. Probleme gibt es dennoch bisher keine.“

Ja, aber so etwas kann kein Fall fürs Ordnungsamt sein. Bei aller Güte… oder so Kleinigkeiten, dass sie privates Gelände betreten… doch das hat sich alles mit der Zeit regeln lassen, weil ich dann immer wieder Kontakt zu den Asylbewerbern gesucht und ihnen gesagt habe, auf was sie achten müssen. Es gilt zu verstehen, dass gewisse Dinge in Deutschland anders laufen als in Syrien. Aber wie gesagt: Es hat sich mittlerweile gut eingespielt.

Was glauben Sie, woher diese vielen Ängste und Vorurteile seitens der heimischen Bevölkerung kommen?

Das sind Fremdängste. Ich habe vor Kurzem einen Bericht gesehen, in dem gesagt wurde, dass es im Stammhirn des Menschen eine Region gibt, die für das Auslösen der Angst gegenüber allem Fremden verantwortlich ist – unabhängig von jeglicher Bildungsschicht. Das ist auch meine Beobachtung: Es gibt ganz ‚einfache‘ Leute, die sehr aufgeschlossen reagieren. Und es gibt sehr gebildete Leute, bei denen man davon ausgehen könnte, dass sie dem Verstand nach nie und nimmer so reagieren würden – dann jedoch völlig absurde Reaktionen zeigen.

Wenn mir jemand sagt, die Asylbewerber würden unsere Kultur verändern, dann frage ich mich, auf welcher absurden Basis wir hier diskutieren. Zehn Prozent der Teisnacher Kern-Einwohnerschaft sind Asylbewerber. Und wenn es zehn Prozent schaffen, dass ich nächstes Jahr um diese Zeit mit einer Burka bekleidet die Straße mit demütig-gesenktem Blick entlanglaufe, dann frag ich mich, wer dann versagt hat. Doch wohl die anderen 90 Prozent… Wir sind immer noch eine große Mehrheit. Und bezogen auf Deutschland ist der prozentuale Anteil der Flüchtlinge noch geringer.

„Aber die waren ganz schön verschreckt, regelrecht traumatisiert“

Wie schätzen Sie die Vorgänge in der Kölner Silvesternacht ein?

Das waren brutale Sachen, die da abgelaufen sind. Und offen gesagt bin ich schon sehr froh, dass man nun plant, Marokko, Tunesien und Algerien zu sicheren Herkunftsländern zu deklarieren. Es stimmt einfach nicht, dass Araber pauschal eher frauenfeindlich orientiert sind. Die Marokkaner haben ein anderes Frauenbild als die Syrer, das ist Fakt – und ich kann das aus eigener Erfahrung bestätigen.

In Syrien hatte ich keine Probleme damit, als westliche Frau alleine durch Aleppo oder Damaskus zu gehen. Da bist Du nicht angemacht, geschweige denn angefasst worden. Wohingegen ich nie wieder nach Marokko gefahren bin, weil dort die Situation eine andere ist. Das Gegenteil von Syrien. Es ist dort eine andere Kultur, die ich für schwierig erachte.

Alle über einen Kamm zu scheren, die anders aussehen als man selbst, ist freilich falsch. Bei uns in Teisnach sind ja überwiegend junge Männer in den Gemeinschaftsunterkünften des Landratsamts untergebracht. Ich habe noch keinen erlebt, der unfreundlich oder negativ aufgefallen wäre. Im Gegenteil: Sie sind unwahrscheinlich hilfsbereit, grüßen freundlich mit einem netten ‚Servus!‘ – das erste Wort, was sie hier gelernt haben.

Wo genau sind die Asylbewerber untergebracht?

gasthaus fischl teisnach

„Die ersten 20 sind im September im ehemaligen Gasthaus Fischl eingezogen. Dort sind es mittlerweile 60.“

Die ersten 20 sind im September im ehemaligen Gasthaus Fischl eingezogen. Dort sind es mittlerweile 60. Dann kamen kurz vor Weihnachten 20 ins ehemalige Altenheim gegenüber dem Rathaus. Dort sind es mittlerweile 65. Es hat seine Zeit gedauert, bis ich überhaupt mitbekommen hatte, dass sie bereits im ehemaligen Altenheim wohnen. Ich habe sie einfach nicht zu Gesicht bekommen. Sie waren in ihrem Haus und haben es nicht verlassen – bis ich dann gesagt habe, dass sie jetzt mal raus müssen, zum Deutschunterricht. Dann haben wir sie auch mal zur Weihnachtsfeier am Technologiecampus eingeladen, zu der sie auch alle gekommen sind. Aber die waren ganz schön verschreckt, regelrecht traumatisiert.

Mancherorts besteht die Gefahr der Ghettoisierung, also dem Umstand, dass die Flüchtlinge unter sich bleiben und nur kaum oder gar nicht in Kontakt mit der heimischen Bevölkerung treten. Wie sehen Sie das für Teisnach?

Unabhängig von staatlich zugeordneten Zuständigkeiten ist eine jede Kommune gut beraten, dass sie sich darum kümmert, einen ehrenamtlichen Helferkreis zu organisieren, Deutschkurse abzuhalten usw. Die Ehrenamtlichen leisten gute Arbeit – und dennoch kann man die Gefahr der Isolierung nicht verhindern.

Wir haben jetzt an die 30 Menschen, die ihre Anerkennung zugesprochen bekommen haben. Eigentlich ist der Flüchtling, der sich nun entscheidet, hier zu bleiben, wahrscheinlich in den kleineren Gemeinden wie Teisnach leichter zu integrieren als in einer Großstadt, wo er im Pulk der Menschen untergeht. Da kümmert sich dann niemand mehr. Wohingegen er bei uns irgendwann zum Nachbarn wird, der eben zufällig Jussuf heißt.

„Kann nicht mehr Menschen aufnehmen, sie organisieren, managen“

Das Teisnacher Volksfest findet ja in diesem Jahr sicherlich wieder statt. Glauben Sie, dass auch die Asylbewerber dort vertreten sein werden?

Sie waren beim letzten Teisnacher Marktfest mit dabei im September. Auch beim Weihnachtsmarkt im Dezember. Und sie werden sicherlich auch beim Volksfest mit dabei sein. Wo ich ein Probleme sehe, ist der nächtlich steigende Alkoholpegel der heimischen Bevölkerung – und da muss man aufpassen, dass es da nicht zu Auseinandersetzungen kommt.

Ganz offen gefragt: Verträgt Teisnach noch mehr Asylbewerber?

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„Man kann das nicht mehr bewerkstelligen, wenn’s zu viele werden. Wir sind jetzt schon am Limit.“

Nein. Ich kann nicht mehr Menschen aufnehmen, sie organisieren, managen. Sie kommen mit jedem Problem zu uns ins Rathaus. Natürlich bemühen wir uns darum, soweit es geht den Leuten weiterzuhelfen. Nur: Man kann das nicht mehr bewerkstelligen, wenn’s zu viele werden. Wir sind jetzt schon am Limit.

Es fehlt der Plan B. Die große humanitären Geste Merkels, die Flüchtlinge aus Ungarn bei uns aufzunehmen, war sicher richtig. Und die Bundeskanzlerin hat sehr viel Bewunderung meinerseits dafür geerntet. Aber es hätte dann eben sofort mit aller Kraft an der Frage gearbeitet werden müssen, wie es nun weitergeht.

Momentan hangelt man sich von Problem zu Problem. Jetzt sind die Flüchtlinge anerkannt, dann müssen sie raus aus der Gemeinschaftsunterkunft, dann brauchen sie eine Wohnung. Wenn sie jedoch keine finden, bin ich als Gemeinde für die weitere Unterbringung zuständig. Die Frage ist, wie viel von den 150 Menschen in Teisnach letztlich bleiben wollen. Wie viele brauchen tatsächlich eine Wohnung? Kein Mensch kümmert sich um die Organisation von alldem.

Wie viele Anerkannte gibt es in Teisnach? Und wie viele wollen hier bleiben?

Wir haben zirka 30 Anerkannte – von drei weiß ich, dass sie hierbleiben. Einer davon, ein gelernter Programmierer, fängt demnächst ein Praktikum bei einem heimischen Betrieb an. Der andere hat vor Kurzem die Aufnahme an der Technischen Hochschule in Deggendorf geschafft, was mich sehr freut für ihn. Er möchte seinen Master-Abschluss machen und hat sich ganz bewusst dafür entschieden, in Teisnach zu bleiben. Es gefällt ihm hier – und er lebt derzeit in einer Wohnung, die der Gemeinde gehört.

„Das ist nicht nur in Teisnach ein Problem, sondern bundesweit“

Ist der private Wohnraum knapp in Teisnach?

Die Gemeinde verfügt noch über weitere Räume, die an die Anerkannten vermietet werden können. Ein Privatmann lässt zudem ein Wohnhaus bauen, in dem dann auch anerkannte Flüchtlinge unterkommen werden.

Generell dürfte es nicht gerade einfach sein, anerkannte Flüchtlinge bei privaten Vermietern unterzubringen, oder?

Flüchtlinge

„Auf Seiten mancher Vermieter gibt es Vorbehalte. Die kommen jedoch auch von den Mietern, die bereits in einem Haus wohnen.“

Auf Seiten mancher Vermieter gibt es Vorbehalte. Die kommen jedoch auch von den Mietern, die bereits in einem Haus wohnen. Ich weiß nicht, ob die Vorbehalte heute größer sind als früher. Ich kann mich noch erinnern, als ich ein kleines Mädchen war und bei uns im Haus Flüchtlinge aus dem Sudetenland untergekommen sind. Das waren für uns ‚Böhmen‘, solange ich denken kann. Die Integration dauert und zieht sich über mehrere Generationen hinweg. Integration braucht Zeit. Außerdem bin ich der Meinung, dass, wenn Russland und Amerika sich einig werden und Syrien befrieden, 95 Prozent der Syrer wieder in ihre Heimat zurückkehren werden.

Angenommen, es werden demnächst wiederum 30 Asylbewerber anerkannt – und 20 davon sagen, sie möchten dauerhaft in Teisnach bleiben. Was machen Sie?

Dann habe ich ein Problem. Ich habe dem Landkreis schon mitgeteilt, dass ich sie dann weiterhin in der Gemeinschaftsunterkunft unterbringen werde. Die Leute benötigen ja ein Dach über dem Kopf. Wohnraum ist ein großes Thema. Das ist jedoch nicht nur in Teisnach ein Problem, sondern bundesweit.

Asylunterkunft

„Wohnraum ist ein großes Thema.“

Abschließende Frage: Denken Sie, dass die hiesige Bevölkerung eine gewisse Vorstellung hat von dem, wie Flüchtlinge auszusehen haben. Dass quasi von ihnen „erwartet“ wird, dass sie mit zerrissenen Kleidern, völlig traumatisiert und den ganzen Tag mit leidvollem Gesichtsausdruck rumrennen.

Ganz am Anfang habe ich gesagt zu unseren Leuten: Ihr werdet nie einen Syrer, der etwas auf sich hält, erleben, der nicht perfekt gekleidet, rasiert und frisiert außer Haus geht. Die sind so, das ist ihre Kultur. Und wenn der Syrer nur ein einziges, schönes Hemd besitzt, dann wird er es hüten wie seinen Augapfel.

„Wir brauchen ein Zeichen der Schwäche beim Gegenüber“

Brauchen die Menschen äußere Zeichen, dass sie Mitleid mit Flüchtlingen entwickeln können? Was denken Sie?

Der Mensch braucht das ertrunkene Kind im Mittelmeer. Dann kann er Mitleid entwickeln. Mit einem 25-jährigen Syrer mit gepflegtem Auftreten tut er sich schwer, Mitleid zu haben. Das ist, so denke ich, eine ganz menschliche Eigenschaft. Wir brauchen ein Zeichen der Schwäche beim Gegenüber. Solange wir den Eindruck haben, dass sich jemand eh selbst helfen kann – und diesen Eindruck vermitteln nun mal viele Flüchtlinge rein oberflächlich betrachtet -, sinkt die Bereitschaft zur Unterstützung.

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„Manchmal ist es wirklich nur das Kennenlernen, um Vorurteile und Ängste abzubauen.“

Diejenigen Einheimischen, die Kontakt suchen, sind tatsächlich alle angenehm beeindruckt. Da haben sich so einige aufgerafft, die vorher etwas skeptisch waren, und jetzt regelrecht begeistert sind von der Freundlichkeit der Leute. Ich habe noch keinen erlebt, der nach dem direkten Kontakt mit den Asylbewerbern gesagt hat: ‚Die sind aber nicht besonders nett‘.

Wie kann man Situation – auch von Gemeindeseite her – kreieren, damit Einheimische und Flüchtlinge zusammenkommen?

Wir haben einen Tag der offenen Tür veranstaltet, bei dem erfreulicherweise sehr viele Leute die Unterkünfte besucht haben. Das möchten wir nochmals wiederholen. Im Sommer könnte ich mir ein Grillfest vorstellen, bei dem Flüchtlinge und Einheimische gemeinsam feiern. Feststeht: Man kann nichts erzwingen. Ich kann nur schauen, dass man bei möglichst zwanglosen Gelegenheiten zusammenkommt. Manchmal ist es wirklich nur das Kennenlernen, um Vorurteile und Ängste abzubauen. Diese Hürde gilt es zu nehmen. Was ich kenne, kann ich nicht mehr fürchten.

Vielen Dank für das Gespräch – und weiterhin alles Gute für die Zukunft.

Interview: Stephan Hörhammer und Helmut Weigerstorfer


Kollnburgs „singende Bürgermeisterin“ Schmid: „Möchte eine Visionärin sein“

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Kollnburg. „Gleich vorweg – für manche Ohren wird’s jetzt richtig hart! Und sagen Sie bloß nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt…“ Mit dieser, in Sachen Wortwahl nicht gerade zimperlichen Einleitung kündigt der RTL-Sprecher den jüngsten TV-Bericht zu Kollnburgs „singender Bürgermeisterin“ Josefa Schmid an. Das sei nunmal so beim „Trash-TV“, entgegnet einem die 42-jährige Bayerwald-Blondine, die nicht erst seit der öffentlichen Bekanntgabe ihrer gesanglichen Ambitionen („Tiziano“) in regelmäßigen Abständen medial für Aufsehen sorgt. Als „Werbefigur und Sympathieträger für die Region“ sieht sich die hauptberuflich als Beamtin des Staates tätige Rathaus-Chefin selbst, wie sie im Interview mit dem Onlinemagazin da Hog’n berichtet. Aufgrund flexibler Arbeitszeiten könne sie ihren Job, ihr Amt und die Musik recht gut vereinbaren. Des Weiteren erkärt Josefa Schmid, warum sie für das Amt des Landrats kandidieren möchte, welche Lehren sie aus der Fahrerflucht-Affäre gezogen hat – und was sie denjenigen erwidert, die behaupten, dass sie so ganz und gar nicht singen könne…

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Ganze 17 Jahre lang war Josefa Schmid Mitglied der CSU, kandidierte in dieser Zeit auch für den Bundestag. 2012 fiel sie jedoch „in Ungnade“, nachdem sie auf eigene Faust gegen den für die Landratswahl nominierten CSU-Kandidaten angetreten war. „Dann bin ich ausgetreten“ und seit September 2012 bei der FDP.

„Bisher hab ich ja noch nicht gesagt, dass ich antreten werde“

Frau Schmid, warum wären Sie die bessere Landrätin?

Eine interessante Frage, weil Sie mit der Fragestellung suggerieren, ich wäre eine bessere Landrätin. Ich selbst weiß das nicht. Ich weiß nur, was ich anders machen würde. Jeder Mensch hat seine eigene Note. Dass Frauen gute Politikerinnen sein können, wurde oft genug schon bewiesen. Ich bin durchaus am Überlegen, ob ich kandidiere, weil ich denke, dass mich meine Arbeit als Bürgermeisterin sowie meine zahlreichen beruflichen Erfahrungen für dieses Amt qualifizieren. Zudem bin ich sehr bodenständig und stehe gerne in Kontakt mit meinen Bürgern.

Wie schätzen Sie Ihre eigenen Chancen ein?

Das entscheidet der Bürger. Das ist das Schöne an der Politik, dass sie manchmal so unberechenbar ist.

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Regens Landrat Michael Adam: Wird Josefa Schmid ihn herausfordern?

Aber mit einer gewissen Grundüberzeugung, dass Sie es schaffen könnten, gehen Sie wohl schon an die Sache ran, oder?

Bisher hab ich ja noch nicht gesagt, dass ich antreten werde (lacht). Aber man darf bei jedem, der schon mal für dieses Amt kandidiert hat (im Jahr 2011, als Michael Adam als Wahlsieger hervorging – Anm. d. Red.), ein grundsätzliches Interesse voraussetzen.

Wann fällt Ihre definitive Entscheidung?

Ich werde auf jeden Fall rechtzeitig Bescheid geben und alle Fristen einhalten.

„Das wird auch bei den Urlaubsgästen gut angenommen“

In der breiten Öffentlichkeit sind Sie ja als „Kollnburgs singende Bürgermeisterin“ bekannt – wobei die Wahrnehmung als Sängerin über ihre politische Arbeit mehr und mehr zu dominieren scheint. Stört Sie das eigentlich?

Mir ist wichtig, wie mich meine Kollnburger Bürger sehen – und die nehmen mich als Bürgermeisterin wahr, weil ich für sie vor Ort da bin. Wenn ich überregional für Schlagzeilen sorge und, wie vor Kurzem etwa, im Bayerischen Fernsehen in der „Abendschau“ oder bei RTL zu sehen bin, betrachte ich das als positive Werbung für die Region.

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Josefa Schmids Prioriätenliste: Zuerst der Hauptberuf, dann das Bürgermeisteramt, dann die Musik.

Sie treten dann sozusagen als Werbefigur für den Bayerischen Wald in Erscheinung?

Das kann man so sehen. Das könnte ja auch negativ ausgelegt werden, was zum Glück nicht passiert. Ich stand mit der jüngsten dpa-Meldung über die singende Bürgermeisterin auf den Titelseiten sehr vieler Zeitungen quer durch die Republik – von Hannover, Dresden und Leipzig bis nach Baden-Württemberg. Das wird insbesondere auch bei den Urlaubsgästen gut angenommen.

Gerät durch das Gesangliche Ihre Aufgabe als Bürgermeiserin aus Ihrer Sicht eigentlich in den Hintergrund?

Bei mir gibt es klare Prioritäten. Mein Hauptberuf, also meine Beamtentätigkeit, kommt an erster Stelle. Danach folgt das Ehrenamt als Bürgermeisterin, das vom zeitlichen Aufwand her gesehen sehr anspruchsvoll ist. Und mein Ausgleich, sprich: Freizeit und Hobby, ist der Gesang und die Musik.

„Angebot liegt vor, das Verfahren gegen Geldauflage einzustellen“

Ihr Leben besteht ja nun nicht immer nur aus Musik und Gesang, sondern auch aus mal eher negativen Vorkommnissen, wie zuletzt der Vorfall mit der Fahrerflucht, wegen dem Sie sich vor Gericht verantworten mussten. Wirft das ein schlechtes Licht auf Ihre Person?

Wieso negativ? Ich hoffe, Sie haben mitbekommen, dass ich in erster Instanz freigesprochen worden bin. Die Staatsanwaltschaft hat zwar Berufung eingelegt, gleichzeitig liegt das Angebot vor, das Verfahren gegen Geldauflage einzustellen.

Von wem kam das Angebot?

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„Positive Werbung, wenn ich als Sympathieträger für die Region dargestellt werde, ist mir freilich recht.“

Vom Landgerichtspräsidenten, der für die Berufungsverhandlung verantwortlich zeichnet. Ich bin davon überzeugt, dass wir alle unsere Energie auf die Bewältigung drängenderer Probleme verwenden sollten.

Ist Ihnen der Medienhype zuwider – oder kommt er Ihnen manchmal auch ganz gelegen?

Positive Werbung, wenn ich als Sympathieträger für die Region dargestellt werde, ist mir freilich recht. Derlei Nachrichten jedoch, bei denen ich von meinem juristischen Verständnis her der Meinung bin, dass hier schon längst der Aktendeckel hätte zugeklappt werden müssen, empfinde ich als störend. Das bräuchte ich nicht. Aber es liegt nicht in meiner Hand.

Aber ist es nicht oft so, dass Sie von den Medien profitieren und umgekehrt? Sprich: das Sie mit den Medien eine Art symbiotisches Verhältnis pflegen?

Ich denke schon, dass man das so feststellen kann. Was die ’singende Bürgermeisterin‘ anbelangt, ist es mir bei meiner neuen Jazz- und Swing-Nummer nicht vordergründig um das Mediale gegangen. Das hat sich so nebenbei entwickelt. Ursprünglich ist ‚Mein Lied‚ als Bewerbung für ein etabliertes Musik-Label gedacht gewesen. Ich wollte damit meine musikalische Bandbreite erweitern und zeigen, in welche Richtungen ich gehen kann.

„Ich muss sehr genau darauf achten, wem ich vertrauen kann“

Überlesen Sie eigentlich negative Nachrichten? Belasten Sie diese? Oder sind Ihnen diese Schlagzeilen egal? Wie gehen Sie damit um?

Ich bin ein von Grund auf positiv denkender Mensch und versuche zu reflektieren. Ich versuche, selbst aus etwas Negativem etwas Positives abzuleiten. Aus dieser Fahrerflucht-Geschichte, die mir da angedichtet worden ist, habe ich für mich die Lehre gezogen, dass ich sehr genau darauf achten muss, wem ich vertrauen kann.

Mit „Tiziano“ machte die „singende Bürgermeisterin“ das erste Mal auf sich aufmerksam:

Wie, denken Sie, erachten die Kollnburger Bürger die Tatsache, dass ihre Bürgermeisterin immer wieder mal in der BILD-Zeitung zu sehen ist?

Ich gehe davon aus, dass auch in Kollnburg BILD-Zeitung gelesen wird. Manchmal höre ich, wie sie mit gewissem Stolz in der Stimme vermerken, dass Kollnburg in einer so großen Zeitung steht.

„Man darf nicht alles glauben, was in der Zeitung steht“

Zurück zur Musik: Welche gesanglichen Vorbilder haben Sie?

Direkte Vorbilder habe ich nicht, weil ich meinen eigenen Weg gehen möchte. Inspirieren lasse ich mich momentan jedoch im mystisch-melancholischen Bereich von der britischen Popsängerin Adele. Im Pop-Schlagerbereich sind dies vor allem Ella Endlich und Beatrice Egli.

Welche musikalische Vorbildung haben Sie?

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„Musik war immer schon meine Freizeitbeschäftigung, um meine Akkus aufzuladen.“

Ich stamme aus der echten Volksmusik. Ich habe mit meinen Geschwistern über viele Jahre hinweg landauf landab Volksgesang und Volksmusik gemacht, wir sind auch im Fernsehen aufgetreten. In meiner Kinder- und Jugendzeit durfte ich zehn Musikinstrumente erlernen. Während meines Studiums in Passau habe ich eine Kantorenausbildung absolviert. Und als ich Bürgermeisterin geworden bin, habe ich den Geburtstagsjubilaren gerne mit der Diatonischen Harmonika ein Ständchen gespielt – was sehr gut angekommen ist. Dadurch ist auch der Wunsch an mich herangetragen worden, ich solle doch auch mal ein Lied auf Tonträger aufnehmen.

Und so habe ich mich schließlich für ein Vocal-Coaching entschieden und bin ins Tonstudio gegangen. Mein erstes Musikvideo war dann das Reinhard-Fendrich-Cover ‚Weilst a Herz host wia a Bergwerk‘ im Jahr 2013. Meine beiden ersten eigenen Songs sind der Sommer-Popschlager ‚Tiziano‘, der im vergangenen Jahr erschienen ist – und das erschienene ‚Mein Lied‚, eine Jazz- und Swingnummer. Musik war immer ein Thema in meinen Leben. Das ist nichts Aufgesetztes. Das war immer schon meine Freizeitbeschäftigung, um meine Akkus aufzuladen.

Nun gab es ja auch schon einige, eher belächelte „Guerilla“-Auftritte von Ihnen – zum Beispiel beim Viechtacher Bürgerfest -, bei denen Sie die Bühne quasi von jetzt auf gleich für sich in Beschlag nehmen. Sind weitere solcher Auftritte geplant?

Josefa Schmid_Kollnburg (13)

„Ich hab‘ das nicht nötig, dass ich irgendwo auftrete, wo ich nicht eingeladen bin.“

(lacht) … ein schöner Begriff. Aber im Ernst: Ich hab‘ das nicht nötig, dass ich irgendwo auftrete, wo ich nicht eingeladen bin. Beim Bürgerfest bin ich von einem griechischen Gastronomen eingeladen worden, auf seiner Privatbühne aufzutreten und zu singen.

Man darf nicht alles glauben, was in der Zeitung steht. Das Ganze wurde von der PNP einmal mehr um der Schlagzeile willen gepusht. Dem Leser ist suggeriert worden, dass mein Auftritt seitens der Stadt genehmigungspflichtig gewesen sein soll. Aber ich bin damals eben nicht auf der offiziellen Bürgerfestbühne aufgetreten, sondern auf einer privaten Bühne. Guerilla ist nicht meine Art und Weise. Meinen bisherigen öffentlichen Auftritten ist immer eine Einladung vorausgegangen.

„Man muss sich meine Musik ja nicht gezwungenermaßen anhören“

Nicht wenige Leute, die bereits in den Genuss Ihrer Gesangskünste kommen durften, behaupten ja, dass Ihre Stimme – sagen wir mal – noch weiter ausbaufähig sei. Was entgegnen Sie Ihren Kritikern?

Kollnburg (22)

Seit Mai 2008 ist Josefa Schmid ehrenamtliche Bürgermeisterin der 3.000-Einwohner-Gemeinde Kollnburg.

Ich akzeptiere die Meinungsfreiheit in unserem Land – und ich lebe nach dem bayerischen Motto: Leben und leben lassen. Ich singe in meiner Freizeit – das erklärt meiner Meinung nach eh schon alles. Man muss sich meine Musik ja nicht gezwungenermaßen anhören, wenn man’s nicht will (lacht)… Besonders interessant ist dabei ja zu beobachten, dass gerade diejenigen, die meine Person und meine Musik angeblich so gar nicht interessiert, sich in irgendwelchen Social-Media-Kommentaren am intensivsten über mich aufregen… Mich amüsiert das (lacht)

Welche Ziele verfolgen Sie als nächstes für Ihre Musikkarriere?

Ich habe keine stringenten Karriere-Pläne. Ich pflege mein Hobby durchaus – und bin demnächst auch wieder im Tonstudio. Ich arbeite auch daran, dass sich mein Gesang weiterentwickelt. Mein Ziel ist es, wie gesagt, bei einem etablierten Musiklabel einen Platten-Vertrag zu bekommen und dann ein Album zu veröffentlichen.

Könnten Sie sich vorstellen, auch einmal bei DSDS mitzumachen?

Vorstellen kann ich mir vieles, aber mein Ziel ist es, einmal in einer Unterhaltungssendung à la Silvesterstadl oder ZDF-Fernsehgarten aufzutreten. Und das finde ich jetzt auch nicht so unrealistisch – das haben auch schon andere geschafft.

„Wollte weg von dem, was die Leute musikalisch von mir erwarten“

Bleibt bei der vielen Arbeit und der Musik eigentlich auch noch Zeit für eine Partnerschaft?

Ich bin mit der Gemeinde verheiratet (lacht)

Josefa Schmid_Kollnburg (6)

„Offenbar hat aber manch einer ein Problem damit, dass ich nicht in eine Schublade passe.“

Zuletzt machten Sie mit einen pompösen Musikvideo, aufgenommen im Konzerthaus in Blaibach, auf sich aufmerksam. Wie ist es dazu gekommen?

Mich hat dieses Konzerthaus auf dem Land, dieses ‚Wunder von Blaibach‘, seit jeher fasziniert. Mein Gedanke war, dass das eine interessante Verknüpfung ergeben würde – die singende Bürgermeisterin tritt im Konzerthaus in Blaibach mit einer Bigband auf. Ich wollte weg von dem, was die Leute musikalisch von mir erwarten. Weg vom Schlager, von der Volksmusik, hin zum Swing, Jazz.

Abschließende Frage: Ihnen ist bewusst, dass Sie mit Ihren Aktionen und Auftritten polarisieren. Wie gehen Sie mit den vielen negativen Stimmen Ihnen gegenüber um?

‚Viele‘ sind ja wohl eine Übertreibung. Offenbar hat aber manch einer ein Problem damit, dass ich nicht in eine Schublade passe, dass ich nicht bin, wie sie meinen, dass ich sein sollte. Dabei tut es der Politik gut, dass nicht alles stereotyp ist.

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„Ich bin von meinem Lebenslauf her jetzt nicht unbedingt die typische Bayerwäldlerin, das stimmt.“

Sie sagen, dass Sie aus der Menge der grauen Eminenz herausstechen – sehen Sie sich selbst ein kleines bisschen als Revoluzzerin?

Ich bin von meinem Lebenslauf her jetzt nicht unbedingt die typische Bayerwäldlerin, das stimmt – sonst hätte ich wahrscheinlich tatsächlich schon eine Familie und würde ein etwas zurückgezogeneres Leben führen (lacht). Ich sehe mich im positiven Sinne als Revoluzzerin. Ich möchte eine Visionärin sein. Ich hätte gerne irgendwann noch einmal ein Amt, bei dem ich in größeren Einheiten denken kann, zum Beispiel im Landtag.

Vielen Dank für das interessante Gespräch – und weiterhin alles Gute.

Interview: Stephan Hörhammer und Helmut Weigerstorfer

Verdienen ehrenamtliche Bürgermeister eigentlich zu wenig?

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Freyung-Grafenau/Regen. Bis zu 18 Stunden täglich arbeitet Philippsreuts Gemeinde-Oberhaupt Helmut Knaus zum Wohle seiner Gemeinde. Ein echter Fulltime-Job, wie er sagt. Und das obwohl der 53-Jährige nicht hauptamtlicher Bürgermeister ist. „Es ist formell betrachtet eine ehrenamtliche Stelle – aber nur rein theoretisch“, äußerte der Rathaus-Chef kürzlich im Hog’n-Interview. Lediglich eine Aufwandsentschädigung steht ihm zu, kein üppiges Bürgermeister-Gehalt, wie es vieler seiner Kollegen im Landkreis Freyung-Grafenau erhalten. Was die Frage aufwirft, ob ehrenamtliche Amtsträger zu wenig Geld für Ihre Dienste an der Allgemeinheit bekommen?!

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„Money, Money, Money“ – Was verdient eigentlich ein ehrenamtlicher Bürgermeister? Hackeln zum Hungerlohn oder „High-Life“ auf Kosten der Gemeinde? Da Hog’n hat nachgefragt. Foto: Archiv.

Hauptausschlaggebender Punkt für die Bezahlung ist zunächst einmal der Status des Gemeindevorstehers. Hierbei wird zwischen sogenannten Ehrenbeamten und berufsmäßigen Bürgermeistern unterschieden. Im Landkreis Freyung-Grafenau sind derzeit zwölf der insgesamt 25 Rathaus-Chefs ehrenamtlich tätig – im Landkreis Regen 14 von 24. Berufsmäßige Bürgermeister gibt es nur in kreisfreien Gemeinden, in Großen Kreisstädten und in kreisangehörigen Gemeinden mit mehr als 5.000 Einwohnern. In Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern ist der erste Bürgermeister in den allermeisten Fällen ehrenamtlich tätig, sollte dies nicht durch den Gemeinderat anderweitig festgelegt werden. Die Entlohnung ist dabei für Berufstätige sowie für Ehrenamtliche von der Einwohnerzahl und sonstigen örtlichen Verhältnissen abhängig. Dies alles ist durch das „Gesetz über kommunale Wahlbeamte und Wahlbeamtinnen“ (KWBG) geregelt.

Gemeinderat hat das letzte Wort

Demnach rangiert in einem Dorf mit bis zu 1.000 Bewohnern die monatliche Aufwandsentschädigung eines ehrenamtlichen „Häuptlings“ zwischen 1.072 und 2.788 Euro. Bei bis zu 3.000 Einwohnern gibt es mindestens 2.681 Euro monatliches Grundgehalt, maximal 4.022 Euro. Übersteigt die Einwohnerzahl die 5.000er-Marke, liegt die Entschädigung zwischen 4.000 und 5.150 Euro. Der Gemeinderat legt dabei den genauen Betrag in eigenem Ermessen fest. Zusätzlich erhält ein Bürgermeister – egal ob haupt- oder ehrenamtlich – weitere Gelder, wenn er zum Beispiel gleichzeitig Vorsitzender einer Verwaltungsgemeinschaft ist. In diesem Fall zwischen 160 und 670 Euro monatlich.

Trotzdem geht man als hauptberuflicher Gemeindevorstand am Monatsende schätzungsweise mit durchschnittlich rund 50 Prozent mehr Lohn nach Hause. Hinzu kommt eine sogenannte Dienstaufwandsentschädigung, welche sich auf monatlich 209 bis 687 Euro beläuft. Der genaue Betrag wird wiederum vom Gemeinderat nach eigenem Ermessen bestimmt. Allgemein orientiert sich die Entlohnung an der Beamtenbesoldung.

Nachgefragt bei Bürgermeistern aus der Region

Wir vom Onlinemagazin „Da Hog’n“ haben stichprobenartig vier Bürgermeister aus der Region befragt, wie’s denn wirklich ausschaut mit dem täglich Brot eines Gemeindevorstehers: Hackeln zum Hungerlohn oder „High Life“ auf Kosten der Gemeinde?

Kaspar Vogl

Grainets Bürgermeister Kaspar Vogl. Foto: Gemeinde Grainet

Kaspar Vogl, Bürgermeister der Gemeinde Grainet im Landkreis Freyung-Grafenau, hält die Aufwandsentschädigung eines Ehrenamtlichen für durchaus angebracht. Das Amt des Gemeindevorstands lasse sich sehr gut mit seinem Beruf als Lehrer verbinden – solange man auf ein gutes Zeitmanagement achte und sich seine Aufgaben dementsprechend einteile. So wird man das Graineter Gemeindeoberhaupt vormittags meist im Klassenzimmer antreffen – nachmittags dann hinterm Rathaus-Schreibtisch bzw. bei Terminen vor Ort. Wichtig sei dabei, auch die Aufgaben innerhalb der Gemeinde weitsichtig zu verteilen. In diesem Zuge verweist Kaspar Vogl auf die „hervorragende Arbeit“ seiner Mitarbeiter: „Das funktioniert so ganz gut“. Ob er als hauptamtlicher Bürgermeister mehr für die 2.430 Einwohner seiner Gemeinde leisten könne, kann Vogl so nicht bestätigen. Er sieht aufgrund seines gut eingespielten Rathaus-Teams aktuell keinen Bedarf für einen berufsmäßigen Bürgermeister.

Bürgermeister: Formell ein Ehrenamt, aber eigentlich ein Fulltime-Job

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„Klar, es könnte immer mehr Gehalt sein“, meint Bürgermeister Köberl aus Ringelai. Trotzdem hält er die Aufwandsentschädigung eines Ehrenamtlers für durchaus angemessen. Foto: Archiv.

Max Köberl, Oberhaupt der Gemeinde Ringelai im Landkreis Freyung-Grafenau sieht sich zwar „auf dem Papier als Ehrenamtler“ – eigentlich handele es sich mit 60 bis 70 Wochenstunden aber auch aus seiner Sicht um einen Fulltime-Job. Ihm zufolge würde „wirkliches Ehrenamt“, also zwei bis drei Stunden am Tag, unter keinen Umständen funktionieren. Folglich mache es für den 59-Jährigen keinen Unterschied, ob er seine Gemeinde nun hauptamtlich leiten würde. Seine Kompetenzen sieht er als ehrenamtlicher Bürgermeister allerdings nicht beschränkt. Nach Meinung des Ringelaiers ist sein Amt zwar sehr fordernd und zeitaufwendig, er könne damit jedoch gut leben und komme gut damit zurecht. „Klar, es könnte immer mehr Gehalt sein“, doch das sei schließlich in jedem Beruf der Fall, bemerkt Köberl, der die 1.925 Einwohner starke „Schmalzdobl“-Gemeinde bereits seit 2008 vertritt.

Einwohnerzahl für Besoldung nur wenig aussagekräftig

Bürgermeister Hermann Brandl aus Arnbruck im Landkreis Regen (1.937 Einwohner), der seit 26 Jahren an der Spitze der Gemeinde steht, betrachtet sich und seine Position als „ehrenamtlich und hauptamtlich zugleich“. Mit 60 bis 80 Stunden Arbeitsaufwand pro Woche würde er sich nicht gerade als „Paradebeispiel für einen Ehrenamtler“ bezeichnen. Ginge es nach dem 63-Jährigen, solle sich die Besoldung eines Gemeindeoberhaupts insbesondere an dessen zu leistenden Aufgaben orientieren, weniger an der Einwohnerzahl. Diese sage oft nur wenig über die tatsächlich zu leistende bzw. geleistete Arbeit aus. Außerdem kommt Brandl noch die Aufgabe des Vorsitzenden des Gemeindetags des Landkreises Regen zu. Vier- bis fünfmal jährlich versammeln sich dabei alle Vertreter der Gemeinden und Städte, um Informationen auszutauschen und die Lage der Region zu besprechen.

„Ab einer gewissen Gemeindegröße sollten alle Bürgermeister berufsmäßig im Amt sein“

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Josefa Schmid, Bürgermeisterin der Gemeinde Kollnburg: „Eine rein ehrenamtliche Tätigkeit geht oft zu Lasten der Gemeinde“. Foto: Archiv

Josefa Schmid, Bürgermeisterin der Gemeinde Kollnburg im Landkreis Regen (2.784 Einwohner) ist hauptberuflich Staatsbeamtin. Das Amt des Gemeindevorstehers übt sie ehrenamtlich aus. Zwar müsse sie Freizeitaktivitäten aufgrund eines Arbeitspensums von 60 und mehr Wochenstunden deutlich reduzieren, die Besoldung, die in ihrem Fall laut einem Zeitungsbericht bei „mehr als 4.000 Euro brutto pro Monat“ liegt, hält sie aber trotzdem für angemessen. Ginge es nach Meinung der 42-Jährigen, so sollten ab einer gewissen Gemeindegröße alle Bürgermeister berufsmäßig im Amt sein. Eine ehrenamtliche Tätigkeit ginge oft zu Lasten der Gemeinde, da es in diesem Fall dem Amtsträger selbst überlassen sei, wie viel Arbeit er leisten wolle, konstatiert die seit 2008 regierende Schmid.

Johannes Gress

Zur Info:

  • Die ehrenamtlichen Bürgermeister im Landkreis Freyung-Grafenau (12 von 25):

Christian Süß (Eppenschlag), Heinz Binder (Fürsteneck), Kaspar Vogl (Grainet), Margot Fenzl (Haidmühle), Josef Kern (Innernzell), Roland Freund (Jandelsbrunn), Walter Bermann (Neureichenau), Alfons Schinabeck (Neuschönau), Helmut Knaus (Philippsreut), Max Köberl (Ringelai), Martin Geier (Schöfweg), Leopold Ritzinger (Zenting)

  • Die ehrenamtlichen Bürgermeister im Landkreis Regen (14 von 24):

Gaby Wittenzellner (Achslach), Hermann Brandl (Arnbruck), Georg Bauer (Bayerisch Eisenstein), Anton Seidl (Geiersthal), Georg Fleischmann (Gotteszell), Alois Wildfeuer jun. (Kirchdorf im Wald), Josefa Schmid (Kollnburg), Otto Probst (Langdorf), Gertrud Menigat (Lindberg), Willibald Dietl (Patersdorf), Andreas Eckl (Prackenbach), Michael Schaller (Rinchnach), Werner Troiber (Ruhmannsfelden), Michael Dachs (Zachenberg)

Stenzer-Komplex: „Die Aussicht ist schön, aber irgendwann auch genug“

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Viechtach. Mehr als ein Jahr ist der Abriss des Stenzer-Komplexes am Viechtacher Stadtplatz nun her. Eine lange Zeit. Wirklich getan hat sich seitdem aber nichts. Während sich viele Bürger über eine vorerst hellere Stadtmitte freuen, ärgert sich Bürgermeister Franz Wittmann über den Stillstand, für den aus seiner Sicht der Eigentümer des Areals verantwortlich ist: Bauunternehmer Günther Karl aus Innernzell.

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Großes Rätselraten: In Viechtach wird seit Längerem spekuliert, was Neu-Besitzer und Bauunternehmer Günther Karl aus Innernzell nach dem Abriss des ehemaligen Stenzer-Komplexes auf dem freigelegten Gelände am Stadtplatz errichten wird.

Das Verhältnis zwischen Viechtachs Bürgermeister Franz Wittmann und Bauunternehmer Günther Karl gleicht, wie es scheint, dem zweier frustrierter Ehepartner. Der eine will, der andere offenbar nicht. Der eine schweigt, der andere ärgert sich darüber. Das Stadtoberhaupt und der Innernzeller Geschäftsmann führen aber keine Ehe – sie sind Geschäftspartner.

Den Jahreswechsel 2014/15 erlebte das Kaufhaus schon nicht mehr

Im April 2014 hatte Günther Karl den maroden Stenzer-Komplex an der Westseite des Stadtplatzes erstanden. Rund 425.000 Euro legte der Innernzeller Bauunternehmer für das mit einigen Hypotheken belastete Anwesen bei einer Zwangsversteigerung auf den Tisch. Von vornherein war – nicht nur für die Viechtachter – klar: Nur ein Abriss lohnt sich, eine Sanierung wäre viel zu teuer. So nahmen die Dinge ihren Lauf und wenige Monate später machte Karls Unternehmen den Komplex dem Erdboden gleich. Den Jahreswechsel erlebte das ehemalige Kaufhaus schon nicht mehr.

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Viechtachs Bürgermeister Franz Wittmann: „Herr Karl ist sehr schwer zu erreichen und gibt auch nicht wirklich Informationen heraus.“

Lange würde das rund 18.000 Quadratmeter große Areal nicht brach liegen, glaubten die Stadt-Verantwortlichen zunächst. Noch 2014 hat sich Günther Karl weitere angrenzende Grundstücke gesichert, um einen möglichst schnellen Neubau mit Wohnungen, Geschäften und einem Parkdeck in Angriff zu nehmen. Entsprechende Aufträge zur Planung seien bereits an den Viechtacher Architekten Robert Brunner vergeben worden, hieß es damals.

Seitdem ist rund ein Jahr vergangen – und so wirklich schlauer ist keiner geworden, was mit dem Areal nun passieren soll. Der Innernzeller hat den Mantel des Schweigens über seine Pläne gelegt. Nicht einmal Bürgermeister Franz Wittmann erhält Auskunft über den Stand der Dinge. Auf Hog’n-Anfrage äußert sich Wittmann leicht resigniert zur Gesamtsituation um den Stenzer-Komplex: „Herr Karl ist sehr schwer zu erreichen und gibt auch nicht wirklich Informationen heraus.“ Der Bauunternehmer wiederum lässt über sein Büro ausrichten, dass ein Architekt mit der konkreten Planung beauftragt worden sei – keine Neuigkeiten also. Nur eines lässt er durchblicken: Es wird auf jeden Fall einen Neubau geben.

„Viechtach ist für Herrn Karl ein C-Projekt“

Unter den Viechtacher Bürgern wurde in letzter Zeit diskutiert, ob nicht ein Stadtpark auf diesem Areal am sinnvollsten wäre. Damit bliebe der Stadtplatz lichtdurchflutet, eine schöne Aussicht zum höher gelegenen Krankenhaus inklusive. Doch daraus wird nichts. „Es ist nachvollziehbar, dass die Bürger einen helleren Stadtplatz als positiv wahrnehmen. Dennoch macht es keinen Sinn, die Freifläche ungenutzt zu lassen“, teilt Karls Assistentin mit.

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Parkfläche? Stadtpark? Oder doch Wohnungen, Läden und eine Einkehrmöglichkeit? Über die Zukunft des ehemaligen Stenzer-Areals lässt sich bisher nur munkeln.

Auch Bürgermeister Wittmann hält eine Parkfläche auf dem Stenzer-Areal für „nicht gut“, denn „es würde auf der Seite des Stadtplatzes etwas fehlen“. Er favorisiert nach wie vor die Lösung mit Läden und Wohnungen, dazu eventuell ein paar Büros oder ein Lokal. Dass ein Neubau – in welcher Form auch immer – in absehbarer Zeit realisiert wird, hält der Rathauschef für unwahrscheinlich. „Ich glaube, dass Viechtach für Herrn Karl ein C-Projekt ist, weil er bei anderen Projekten einfach mehr Rendite erzielen kann als bei uns.“

Liegt es an einem angrenzenden Grundstück?

Überhaupt ärgert sich Wittmann über das Vorgehen von Günther Karl, der ihm nach dem Kauf des Komplexes versichert habe, dass er Kommunen helfen wolle, die Entwicklungspotenzial hätten, der Fortschritt aber am Finanziellen scheitere. Viechtach sei solch eine Kommune. „Leider waren das bis jetzt nur leere Worte“, bedauert Wittmann.

Das Innernzeller Bauunternehmen sieht das anders. Mit dem Abbruch des baufälligen Gebäudes habe man die Stadt von einem „Schandfleck“ erlöst und so der Stadt schon jetzt weitergeholfen. Das reicht dem Viechtacher Bürgermeister aber nicht: „Der Abriss alleine war zwar wünschenswert, aber keine große Hilfe. Die Aussicht ist schön, aber irgendwann auch genug.“

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Von Seiten des Innernzeller Bauunternehmens heißt es, dass man mit dem Abriss des „Schandflecks“ der Stadt bereits weitergeholfen habe.

Es lässt sich nur darüber spekulieren, woran der Neubau im Moment scheitert. Zwischen den Zeilen lässt sich erahnen, dass es möglicherweise an einem weiteren angrenzenden Grundstück liegt, das Günther Karl bisher noch nicht erwerben konnte. „Ich habe bei den Verhandlungen schon meine Hilfe angeboten, die aber bisher noch nicht angenommen wurde“, versichert Wittmann dazu.

Je länger Günther Karls Stillschweigen anhält, desto mehr Gerüchte schießen ins Kraut, was aus dem Areal werden soll. Die einen fordern ein Museum, andere ein Parkhaus. Für Auflösung kann nur Bauunternehmer Karl sorgen – nur wann der Innernzeller die liefern wird, weiß keiner so recht. Dass Bürgermeister Franz Wittmann und Bauunternehmer Günther Karl keine dicken Freunde mehr werden, scheint hingegen gesichert.

 Alexander Augustin

Klimawandel im Bayerwald: Wie geht’s weiter mit der Wintersportregion?

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Landkreis Freyung-Grafenau/Regen. Wie unser Bayerwald-Wetterfrosch Martin Zoidl die Hog’n Leser unlängst wissen lies, wird auch die Region Bayerischer Wald nicht vom Klimawandel verschont bleiben. Auch laut einem Beitrag von SPIEGEL ONLINE gilt zukünftig deutschlandweit nur noch jedes zehnte Skigebiet als schneesicher. Jede weitere Investition in die deutsche Ski-Infrastruktur, so heißt es im Artikel weiter, sei ein Fehler. Was bedeutet das alles für den Wintertourismus unserorts? Welche Alternativen bieten sich für Beschäftigte und Betreiber der Wintertourismusbranche im Woid?

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Das Skizentrum Mitterdorf lässt Skifahrerherzen höher schlagen. Der Temperaturanstieg in der Region bereitet jedoch vielen Lift- und Hotelbetreibern Bauchschmerzen. Wie es in der Region zukünftig weiter geht, darüber ist man sich noch uneins. Foto: Archiv.

Mögen einzelne Prognosen auch variieren, eines ist sicher: Auch im Bayerischen Wald wird es zu einem Temperaturanstieg kommen, Schneehöhe und Schneedeckendauer werden in gravierendem Maße abnehmen. Das Onlinemagazin „Da Hog’n“ hat bei regionalen Vertretern nachgefragt, wie sich die Wintersportregion auf die neuen, veränderten Verhältnisse einstellen wird.

„Eine Schlüssel-Lösung liegt bis jetzt noch nicht vor“

Christian Koch, Inhaber und Betreiber des Landhotels „Haus Waldeck“ in Mitterfirmiansreut sieht die Region künftig zwar mit weniger Schnee gesegnet – eine Gefährdung für den Fortbestand seines Unternehmens kann er daraus jedoch nicht ableiten. Es sei nun an der Zeit, ein ganzjähriges Angebot zu befördern und umzusetzen, gibt er sich im Gespräch mit dem Onlinemagazin „Da Hog’n“ selbstbewusst.

Ausprobiat_Skizentrum_Wintersport_Mitterdorf (14)Die zurückliegenden Jahre beurteilt der 46-Jährige – was den Wintertourismus betrifft – als „schwierig“, da die Schneemenge teils nicht den erhofften Vorstellungen entsprach. Auch die Lifte seien aktuell nur noch drei Monate im Jahr in Betrieb. Trotzdem: Skifahren ist Koch zufolge nur ein Baustein des Wintertourismus – und man werde zukünftig auf Alternativen setzen. Wie genau diese Alternativen aussehen werden, möchte der Inhaber des Landhotels jedoch nicht verraten. Nur so viel: Eine „Schlüssel-Lösung“ liegt bis jetzt noch nicht vor.

Trotz der eher widrigen Umstände würde das „Haus Waldeck“ derzeit wachsen – und könne sogar laufend neue Mitarbeiter einstellen. Insbesondere das Konzept „Urlaub mit Hund“ trage dabei zur Kompensation des schwächer werdenden Wintertourismus bei, erklärt Koch. Die Frage, ob die Region den Klimawandel verschlafen und sich den neuen Verhältnissen zu spät angepasst hätte, verneint der Hotelbetreiber umgehend. Laut seiner Aussage ist noch nicht absehbar, wohin der Klimawandel die Region führen wird. Langfristige Planungen, die allzu weit in die Zukunft reichen, seien daher nicht unbedingt erstrebenswert. Am Ende könne der Klimawandel nämlich auch zu einer deutlichen Zunahme der Schneemenge sowie einer Abnahme der Temperaturen im Bayerischen Wald führen, bemerkt der 46-Jährige abschließend.

„Die Möglichkeit, etwas zu bewegen, ist da“

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Dem Klimawandel einen Schritt voraus: „Wir arbeiten aktiv daran, nicht mehr voll auf den Wintertourismus angewiesen zu sein“, sagt Florian Hollmann, Liftbetreiber aus Zwiesel. Foto: Archiv.

Florian Hollmann, Betreiber des Glasberglifts in Zwiesel, scheint dieser „SchlüsselLlösung“ schon deutlich näher zu sein: „Wir arbeiten aktiv daran, nicht mehr voll auf den Wintertourismus angewiesen zu sein.“ Dabei hat der 49-Jährige vor allem einen Radwanderweg mit besonderem Bezug zum E-Biking im Sinn. Zu seinen zwei weiteren Projekten wolle er sich noch nicht äußern. Allgemein gehe es ihm jedoch darum, langfristig schneeunabhängig zu werden und den Fokus auf den Ganzjahrestourismus zu legen. Danach gefragt, was dies konkret für den Glasberglift in Zwiesel bedeute, antwortet Hollmann, dass die Fahrtage in Zukunft wohl weiter zurückgehen und sich auf den Monat Januar konzentrieren werden.

Viele Beschäftigte aus der Region werden sich künftig aufs Pendeln einstellen müssen, befürchtet der Liftbetreiber. In diesem Zusammenhang spiele nicht nur der Klimawandel, sondern auch der demographische Wandel eine entscheidende Rolle. „Leider sind größere Unternehmen und Verwaltungen immer etwas träge, sich den Gegebenheiten anzupassen.“ Kleinere Unternehmen haben nach Meinung des 49-Jährigen hingegen immer die Möglichkeit, entsprechend zu reagieren. „Die Möglichkeit, etwas zu bewegen, ist da“, konstatiert Hollmann zuversichtlich.

„Das große Glück ist unser Nationalpark“

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„Es wird auch wieder aufwärts gehen“, sagt Manfred Selwitschka vom Zweckverband Skizentrum Mitterdorf. Foto: Archiv

„Ich kann nichts Schlechtes sagen“, zeigt sich Manfred Selwitschka vom Zweckverband Skizentrum Mitterdorf in Anbetracht der letzten fünf Jahre zufrieden. Doch auch wenn der Wintertourismus seiner Meinung nach in der Zukunft noch lange Bestand haben werde, müsse man Abstriche in Kauf nehmen. Ohne Beschneiungsanlagen geht dem 64-Jährigen zufolge in Sachen Skisport ohnehin nichts mehr. „Das große Glück ist unser Nationalpark. Hier wird es auch in den kommenden Wintern die Möglichkeit zum Wandern geben.“

Dennoch werde die Beschäftigung im Tourismus unweigerlich zurückgehen, erklärt Selwitschka im Gespräch mit dem Onlinemagazin „Da Hog’n“. Da die Gegend um Mitterfirmiansreut (Gemeinde Philippsreut) außer in der Gastronomie und Hotelerie hinsichtlich Jobmöglichkeiten nicht viel anzubieten habe, werde es jedoch schwierig werden, geeignete Beschäftigungsalternativen zu finden. Viele Waidler würden wohl künftig nicht ums Aus-Pendeln herumkommen, schlussfolgert, wie schon sein Zwieseler Kollege Hollmann, auch der Verantwortliche des Skizentrums. Trotzdem könne man nicht behaupten, die Region habe sich zu spät auf den Klimawandel eingestellt. Denn dabei handelt es sich nach Meinung des 64-Jährigen nur um eine temporäre Entwicklung: „Es wird auch wieder aufwärts gehen!“.

„Gedanken machen, wenn es soweit ist“

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Man werde sich „Gedanken machen, wenn es soweit ist“ – Philippsreuts Bürgermeister Helmut Knaus bezeichnet die Beschäftigungssituation in Mitterfirmiansreut als „schwierig“. Foto:Archiv

Philippsreuts Bürgermeister Helmut Knaus bezeichnet die aktuelle Lage als „schwierig“. So seien derzeit in seiner Gemeinde zwar immer noch genügend Übernachtungen zu verbuchen: Insbesondere dank zusätzlicher künstlicher Beschneiung und Flutlichtanlage im Skigebiet Mitterdorf sei der Wintertourismus nach wie vor durchführbar. Mit Blick in die Zukunft äußert der 53-Jährige allerdings Bedenken. Mehr als ein zögerliches „Ich hoffe, dass es klappt“ ist ihm deshalb auch nicht zu entlocken. Was das Klima anbelangt, könne er keine Prognose abgeben – aus seiner Sicht ist vorschneller Aktionismus daher nicht zielführend. Als Alternativ-Vorschlag könne sich der Bürgermeister zum Beispiel Abfahrten auf Gummi-Matten vorstellen. All dies sei allerdings stark von der finanziellen Situation abhängig.

Bezüglich der Beschäftigungssituation wolle man sich „Gedanken machen, wenn es soweit ist“, so Knaus wörtlich. Man werde sich zusammensetzen müssen, um gemeinsam mit verschiedenen Vertretern eine Lösung zu finden.

„Brauchen das Rad nicht neu erfinden“

Relativ gelassen beurteilt die Lage Marco Felgenhauer, Pressesprecher der Bodenmais Tourismus & Marketing GmbH. Eine der teils sehnsüchtig erwünschten Alternativen ergibt sich seiner Meinung nach von alleine: „Der Bayerwald bietet mit Winterwandern und Nationalpark genügend Alternativen zum Wintersport. Für eine Woche „ausschließlich alpines Skifahren“ käme sowieso kaum ein Urlauber in den Woid. Hierbei stünden die Skigebiete in den Alpen bei den Touristen sicher höher im Kurs. Grundsätzlich ist es Felgenhauer zufolge den Gästen egal, ob sie nun eine „lockere Runde Langlaufen gehen“ oder sich die Zeit mit Winterwandern vertreiben. Es bestehe also keine Notwendigkeit, das Rad neu zu erfinden. Der 32-Jährige betrachtet den Bayerwald in diesem Zusammenhang sogar besser auf den bevorstehenden Wandel vorbereitet als die Alpenregion.

schneeschuhwandern-bayerischer-wald-schneeschuhtourenIn den kommenden Jahren müsse man zwar mit einem verspäteten Wintereinbruch rechnen – trotzdem bleiben der Region die schneesicheren Pisten und Loipen in den Augen Felgenhauers mindestens noch für die nächsten eineinhalb Jahrzehnte erhalten. „Im Moment wird der Wintertourismus noch viel zu sehr mit dem alpinen Skisport gleichgesetzt.“ An dieser Wahrnehmungs- und Kommunikationsform werde man künftig etwas ändern müssen, bemängelt Felgenhauer, der sich ansonsten sehr zuversichtlich zeigt.

Tourismus wird auch weiterhin die Lebensader der Region bleiben

Abschließend lässt sich zusammenfassen: Wenn auch ein tragendes Konzept aufgrund der noch teils unsicheren Klimaprognosen für die Region noch nicht vorzuliegen scheint, macht man sich zumindest (teilweise) Gedanken über die Zukunft. Der (Winter-)Tourismus wird auch weiterhin die „Lebensader“ des Bayerischen Waldes bleiben – nur eben in veränderter Form. Was dies für die Beschäftigten in der Region bedeutet, steht in den Sternen.

Johannes Gress

Nach Demo in Arnbruck: Michael Adam schießt gegen Neo-Nazi Strohmeier

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Michael Adam in Arnbruck.

Arnbruck. „Wer als Jugendlicher in meiner Nachbarschaft wie Walter Strohmeier jun. einen Hotelier geprügelt und mit Springerstiefeln getreten, einen alten Rentner grundlos fast zu Tode geprügelt und in meinem Elternhaus mit seinen Freunden versucht hat, mich zu verprügeln und die Haustür einzuschlagen, weil ich als Juso an Anti-Nazi-Demos teilgenommen habe, der sollte hier sehr vorsichtig sein, wenn er eine härtere Gangart des Staates gegenüber ausländischen Straftätern fordert. Gäbe es diese nämlich, hätte er nach seinem Gefängnisaufenthalt nach einschlägigen Straftaten die Anstalt nicht bereits verlassen, sondern säße dort bis zum Ende seines Lebens“, kommentiert Michael Adam nach der Anti-Nazi-Demo am vergangenen Wochenende in Arnbruck (Landreis Regen).

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Deutliches Ungleichgewicht: Mit nur 40 Teilnehmern waren Anhänger des rechten Spektrums (links) den rund 500 Gegendemonstranten zahlenmäßig stark unterlegen.

Der Regener Landrat mischte sich als Privatmann – wie viele weitere lokale Politiker – unter die rund 500 Menschen, die am Samstag gegen etwa 40 Anhänger der neonazistischen Kleinpartei „Der Dritte Weg“ demonstrierten. Anlass für den Aufmarsch der Neo-Nazis unter der Führung von Walter Strohmeier („Asylflut stoppen – auch im Zellertal“) war die erst kürzlich zuvor stattgefundene Unterbringung von rund 30 Asylbewerbern in einer Unterkunft in der Arnbrucker Ortsmitte.

40 Demonstrationsteilnehmer versus 500 Gegendemonstranten

Dass die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Regen rechten Gruppierungen keine Plattform bieten wollen, wurde dabei mehr als deutlich. Rund 500 Gegendemonstranten, darunter auch zahlreiche Auswärtige sowie Vertreter der regionalen Politikerriege, waren laut Angaben der Polizei gekommen, um den Asyl-Kritikern und Mitgliedern der rechten Szene unter dem Motto „Unsere Heimat ist bunt und nicht braun“ Parolie zu bieten. Dabei war nicht zu übersehen, dass sich die rechte Szene mit etwa 40 Teilnehmern klar in der Minderheit befand. Mit Transparenten wie „Dem Miteinander eine Chance geben“ oder „Nazis verpisst euch – keiner vermisst euch“ zeigten die Teilnehmer den Rechtsradikalen die rote Karte.

S_Nazi-Demo Arnbruck (1) S_Nazi-Demo Arnbruck (2) S_Nazi-Demo Arnbruck (4) In der ersten Reihe, Mit Glatze ohne Sonnenbrille: Karl Heinz Statzberger, verurteilter Rechtsterrorist S_Nazi-Demo_Arnbruck (19) S_Nazi-Demo_Arnbruck (18) S_Nazi-Demo_Arnbruck (21) S_Nazi-Demo_Arnbruck (22) S_Nazi-Demo_Arnbruck (24) S_Nazi-Demo_Arnbruck (17)

Sie alle waren dem Aufruf von Rita Röhrl, Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Regen, Bezirksrätin und Bürgermeisterin von Teisnach, gefolgt, die kurz nach Bekanntwerden des geplanten Nazi-Aufmarsches alles Notwendige für eine Gegendemonstration in die Wege geleitet hatte. „Wenn mir jemand sagt, die Asylbewerber würden unsere Kultur verändern, dann frage ich mich, auf welcher absurden Basis wir hier diskutieren“, hatte sich Röhrl noch Anfang Februar dieses Jahres im Gespräch gegenüber dem Hog’n geäußert. Dass diese Aussage bereits wenige Wochen später konkrete Taten erfordern würde, hätte sich die langjährige SPD-Politikerin zu diesem Zeitpunkt wohl nicht gedacht. Umso erstaunter zeigte sie sich nach der Anti-Nazi-Demo darüber, wie reibungslos alles verlaufen sei.

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Rita Röhrl: „Wir dürfen hier nicht schweigend zuschauen“

Interessant dabei, so Röhrl, sei die Tatsache, dass viele Leute an der Gegendemonstration teilgenommen hätten, die aus Orten kommen, in denen sich bereits seit längerer Zeit Asylunterkünfte befinden. Zudem hätte sie nie mit solch einer überragenden Zahl an Teilnehmern gerechnet. Dass das zunehmende Engagement gegen Rechts infolge der AfD-Siege in Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt stärker geworden ist, hält die Unterbezirksvorsitzende für möglich. Ebenso sei aber auch eine seitdem stärkere Offensive von rechter Seite darauf zurückzuführen.

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Teisnachs Bürgermeisterin und Inititatorin der Gegendemonstration Rita Röhrl (Mitte).

„Wir dürfen hier nicht schweigend so lange zuschauen, bis eine Unterkunft brennt, sondern müssen den Anfängen wehren“, hatte sie im Vorfeld der Samstagsdemo gesagt. Da das Interesse an der Gegendemonstration sehr hoch war, entschied man sich kurzerhand, Busse einzusetzen, die aus verschiedensten Richtungen die Zellertal-Gemeinde ansteuerten.

Walter Strohmeier: Verbale Seitenhiebe auf die Gegendemonstranten

Während der Kundgebung der Rechten, die sich mit Rednerpult und Schildern in der Ortsmitte positioniert hatten, wurde unmittelbar gegenüber die Mahnwache der bunten Protestler abgehalten. Auf die vier Redebeiträge des Dritten Wegs antwortete die Menschenmenge mit lautem Pfeifen, Buh-Rufen und dem Anstimmen der deutschen Nationhymne „Einigkeit und Recht und Freiheit“. Letzteres, um zu zeigen, dass es die Bürger im Landkreis Regen sind, die für diese Werte stehen – nicht die Neonazis. Auch das Mitbringen von Fähnchen wurde den Gegendemonstranten im Vorfeld genehmigt. Fahnen, die verdeutlichen sollten, dass weder die deutsche noch die bayerische Fahne Eigentum rechter Gruppen ist.

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Neo-Nazi Walter Strohmeier, „Stützpunktleiter Ostbayern“.

Besonders zahlreiche Buh-Rufe erntete Walter Strohmeier, sogenannter Stützpunktleiter des „Dritten Wegs“ für den Raum Ostbayern, für seine Rede, in der er unter anderem die Gegendemonstranten als „volksfeindliche Elemente“ bezeichnete – und es sich auch nicht nehmen ließ, in dessen Beisein gegen Landrat Michael Adam und seine „Sex-Affäre“ vor rund zweieinhalb Jahren verbal auszuteilen. Erst nach etwa eineinhalb Stunden, als sich etwa 90 Anhänger des „Dritten Wegs“ abschließend auf einen Rundmarsch durch Arnbruck machten, leerte sich der Dorfplatz langsam (zur Erklärung: bei der Kundgebung selbst waren es an die 40 Personen, beim anschließenden Umzug waren es rund 90).

Polizei: „Weitgehend friedlicher Verlauf der beiden Veranstaltungen“

Die Polizei, die den ganzen Nachmittag über dafür sorgte, dass die Teilnehmer der beiden Kundgebungen voneinander getrennt blieben, zeigte sich weitgehend zufrieden mit dem Verlauf der Veranstaltung. Zu Ausschreitungen kam es währenddessen nicht. Im Nachhinein wurde von drei Personen ein Deutschlandfähnchen angezündet – gegen sie werde nun ermittelt. Bei der anschließenden Aufnahme der Personalien sind laut Polizeibericht Beamte von den „Anzündern“ beleidigt worden.

S_Nazi-Demo_Arnbruck (40) Roy Asmuß aus Teising, letzter Verantwortlicher für die Seite vom Freien Netz Süd S_Nazi-Demo_Arnbruck (38) S_Nazi-Demo_Arnbruck (37) S_Nazi-Demo_Arnbruck (34) S_Nazi-Demo_Arnbruck (33) S_Nazi-Demo_Arnbruck (32) Vorneweg mit Kamera: Kai-Andreas Zimmermann, gilt als Nachfolger von Matthias Fischer in Mittelfranken. Zuletzt über ein Jahr Haft wegen Körperverletzung S_Nazi-Demo_Arnbruck (26) S_Nazi-Demo_Arnbruck (16)

Gegen einen weiteren Versammlungsteilnehmer wird zudem wegen des Verdachts der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidrigen Organisationen ermittelt. Weiterhin hätten Personen „aus dem linksextremen Spektrum“ versucht, den Umzug des „Dritten Wegs“ zu stören, was durch die Polizei verhindert wurde. Eingesetzt waren neben Beamten der Polizeiinspektion Viechtach weitere Kräfte aus dem Bereich des Polizeipräsidiums Niederbayern und Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei.

David Salimi

Weitere Bilder gibt’s hier zu sehen –> https://www.facebook.com/grenzgedanke

„Der III. Weg“– einmal zu oft rechts abgebogen

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Drachselsried/Lam. Im Schatten der NPD hat sich vor knapp drei Jahren eine rechtsextreme Gruppierung gegründet, die auch im Bayerischen Wald ihr Unwesen treibt: „Der Dritte Weg“. Großen Anteil daran hat ein Mann aus Drachselsried (Landkreis Regen): Walter Strohmeier ist der sogenannte „Stützpunktleiter Ostbayern“ der Kleinpartei. Ein Blick in seine Vita verrät: Um seine Ansichten durchzusetzen, ist ihm jedes Mittel recht – auch skrupellose Gewalttaten.

Walter Strohmeier_credit_Stephanie Probst

Neo-Nazi Walter Strohmeier, sogenannter Stützpunktleiter Ostbayern, bei der Nazi-Kundgebung am vergangenen Wochenende in Arnbruck. Foto: Stephanie Probst

Nein, ein Erfolg war die Demonstration der rechtsextremen Gruppierung am vergangenen Wochenende in Arnbruck (Landkreis Regen) sicher nicht. Die Kundgebung der rund 40 Neonazis rief gut zehn Mal so viele Gegendemonstranten – angeführt von Teisnachs Bürgermeisterin Rita Röhrl – auf den Plan. Die machten den Rechten akustisch den Garaus. Deren ausländerfeindliche Parolen versandeten ungehört. „Ein Schuss in den Ofen“ würde die Demo der Neonazis noch wohlwollend bilanzieren. Dass „Der Dritte Weg“ selbst die Kundgebung auf seiner Facebook-Seite als vollen Erfolg wertet, legt zwar den Verdacht des Realitätsverlustes bei dem Verfasser des Beitrages nahe, ist aber nicht wirklich überraschend. Das Eingestehen einer Niederlage käme einem Gesichtsverlust gleich.

Ostbayern-Führer Walter Strohmeier: ein vorbestrafter Gewalttäter

Nimmt man die Biografie des Ostbayern-Führers der Gruppierung, Walter Strohmeier, einmal genauer unter die Lupe, stellt man schnell fest, dass das Verdrehen und Abstreiten von Tatsachen noch zu den harmloseren Praktiken der Mitglieder des Dritten Weges gehören. Strohmeier, ein 29-jähriger Drachselsrieder, ist mehrfach vorbestraft. Verurteilt wurde er unter anderem 2011 wegen gefährlicher Körperverletzung. Damals hatte er einem 33-Jährigen zunächst mit der Faust ins Gesicht geschlagen und dem auf dem Boden liegenden Opfer anschließend mehr als 20 Tritte ins Gesicht verpasst. Strohmeier wurde deswegen zu drei Jahren Haft verurteilt.

Michael Adam

Regens Landrat Michael Adam: „Der Name Walter Strohmeier war mir bekannt, ich hatte ihn jedoch nicht mit dem Dritten Weg in Verbindung gebracht.“ Foto: Hog’n-Archiv

Dass der Neo-Nazi offenbar schon zu Jugendzeiten seine aggressiven Neigungen auslebte, berichtete jüngst Regens Landrat Michael Adam gegenüber dem Hog’n. In seiner Nachbarschaft habe der Neonazi bereits als Teenager einen Hotelier geprügelt und mit Springerstiefeln getreten sowie einen Rentner fast totgeschlagen. Weil Adam als Juso an Anti-Nazi-Demos teilgenommen habe, hatte Strohmeier mit seinen Freunden damals versucht, in das Elternhaus des jetzigen Landrats einzubrechen, um ihn zu verprügeln – ohne Erfolg.

„Der Name Walter Strohmeier war mir bekannt, ich hatte ihn jedoch nicht mit dem Dritten Weg in Verbindung gebracht. Er ist 80 Meter von meinem Elternhaus entfernt aufgewachsen – und in Bodenmais einschlägig bekannt. In meiner Jugendzeit ist er häufiger vor unserem Haus vorbeispaziert, in Bomberjacke und Springerstiefeln. Eines Tages lauerten er und seine Leute mir vor unserem Haus auf – mit klaren Absichten. Ich hatte die Türe gerade noch zubekommen, bevor sie damit anfingen, diese zu bearbeiten. Ich habe dies damals zur Anzeige gebracht, es kam jedoch nie was raus. Dann hab ich mich dunkel daran erinnert, dass es da außerdem etwas mit einem Hotelier und einem älteren Unternehmer gegeben hatte. Ich habe vor Kurzem bei den betroffenen Familien nachgefragt und es hat sich – da sie sich noch gut daran erinnern konnten – herausgestellt, dass es sich dabei um Walter Strohmeier handelte.“ (Michael Adam)

Nach dem Absitzen seiner dreijährigen Haftstrafe fasste Walter Strohmeier relativ schnell wieder Fuß in der rechtsextremen Szene, wurde „Stützpunktleiter Ostbayern“ des Dritten Wegs. Über Gewalttaten wurde seitdem nichts mehr bekannt. Dass bei dem Drachselsrieder aber immer noch genug kriminelle Energie vorhanden ist, zeigt ein Vorfall im Oktober 2014: Damals gab er sich bei Behörden als freier Journalist aus, um Informationen über den Standort von Flüchtlingsunterkünften zu ergattern. Doch der Schuss ging nach hinten los. Da seine Mail-Anfragen, die er wortgleich an zahlreiche Landratsämter verschickte, mehrere Rechtschreibfehler enthielten und er zudem nicht angab, wofür er die Informationen brauchte, wurde man in der Verwaltung der Stadt Regensburg stutzig. Diese gab in der Folge den Landratsämtern in Niederbayern und der Oberpfalz Bescheid – und schaltete die Kripo ein.

Ziele des Dritten Weges – Parallelen zur NSDAP

Nicht nur aufgrund solcher dubioser Aktionen hat der Verfassungsschutz ein wachsames Auge auf die rechtsextremistische Kleinpartei gerichtet. Schon deren Gründung im Jahr 2013 warf ein verdächtiges Licht auf den Dritten Weg. Diese erfolgte unter der Beteiligung von Aktivisten des Freien Netzes Süd (FNS), das wenige Monate später verfassungsrechtlich verboten wurde. Der Verdacht liegt nahe, dass mit dem Dritten Weg versucht wird, das FNS weiterzuführen. Nach Informationen des ARD-Magazins „Report Mainz“ war der Dritte Weg beziehungsweise seine mutmaßliche Vorgängerpartei FNS an Brandanschlägen auf Asylbewerberheime im oberbayerischen Reichertshofen und im fränkischen Vorra beteiligt.

Report Mainz: Wie „Der III. Weg“ die Stimmung gegen Flüchtlinge anheizt:

Die Ziele, die Walter Strohmeier und seine Kameraden mit ihrer Gruppierung verfolgen, hat „Der Dritte Weg“ in einem Zehn-Punkte-Programm zusammengefasst – und das hat es durchaus in sich. Einige Auszüge erinnern stark an die Absichten der NSDAP. Ein Ziel lautet zum Beispiel: „…die Verstaatlichung sämtlicher Schlüsselindustrien, Betriebe der allgemeinen Daseinsfürsorge, Banken, Versicherungen sowie aller Großbetriebe.“ Dadurch soll die Selbstversorgung Deutschlands wiederhergestellt werden.

„Die friedliche Wiederherstellung Gesamtdeutschlands“

Walter Strohmeier

Nach dem Absitzen seiner dreijährigen Haftstrafe fasste Walter Strohmeier relativ schnell wieder Fuß in der rechtsextremen Szene.

Letztendlich lässt sich nur vermuten, dass sich der Name der rechtsextremen Gruppierung vom Dritten Reich ableitet – zugeben will das von den Neonazis freilich keiner. Punkt zehn des Parteiprogramms liefert zwar keinen Beweis für die Namensableitung, erhärtet aber zumindest den Verdacht erheblich: „Ziel der Partei ‚Der Dritte Weg‘ ist die friedliche Wiederherstellung Gesamtdeutschlands in seinen völkerrechtlichen Grenzen.“ Friedlich also. Wie das gehen soll und welche Vorteile „dem Deutschen“ daraus entstehen sollen, wird nicht erklärt. Vielleicht haben die Mitglieder des Dritten Wegs aber auch einfach nur eine andere Definition des Wortes „friedlich“ in ihren Wörterbüchern stehen. Die Vita von Walter Strohmeier lässt dies zumindest vermuten.

Alexander Augustin

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PIA: Integrations-Projekt für Asylsuchende geht an den Start

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Regen.  „Denjenigen Flüchtlingen, die schon bei uns im Landkreis sind, müssen wir eine Perspektive geben“, verdeutlichte jüngst Herbert Unnasch, Geschäftsführer der Volkshochschule für den Landkreis Regen. Die Vhs, die Bundesagentur für Arbeit in Deggendorf und das Jobcenter für den Landkreis Regen starten nun ein neues Projekt, um junge Menschen aus Ländern wie Syrien, Iran, Irak oder Eritrea schneller und besser integrieren zu können, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Es nennt sich „PIA – Perspektive im ARBERLAND“. Mit verschiedenen Maßnahmen wollen dabei Fachleute für Bildung und Beruf den Flüchtlingen gemeinsam den Start in eine Ausbildung oder die Suche nach einem Arbeitsplatz bei heimischen Betrieben erleichtern – und zugleich dem demographischen Wandel als eine der größten Herausforderungen in der Region aktiv entgegentreten.

Pia Integration Asyl Regen

Stellten das neue Integrationsprojekt „PIA – Perspektive im ARBERLAND“ vor, das Flüchtlingen und Asylsuchenden den Berufseinstieg bei heimischen Betrieben erleichtern soll (v.l.): Marianne Loibl vom Jobcenter, stellvertretender Landrat Willi Killinger, Barbara Breese und Herbert Stadler von der Agentur für Arbeit sowie Herbert Unnasch und Lisa Jocham von der Volkshochschule im Landkreis Regen. Foto: Ebner

Heimische Betriebe, die offene Stellen nicht besetzen können und auf der Suche nach Mitarbeitern sind. Junge Flüchtlinge, von denen viele arbeiten und Geld verdienen wollen. Diese beiden Interessensgruppen wollen vhs-Geschäftsführer Unnasch und Lisa Jocham (vhs-Bereichsleitung Bildung), Barbara Breese, Vorsitzende der Bundesagentur für Arbeit in Deggendorf, Herbert Stadler, Leiter des sogenannten Fluchtteams bei der Arbeitsagentur in Deggendorf, und Marianne Loibl, Leiterin des Jobcenters im Landkreis Regen, zusammenbringen – und zwar mit einem ganzen Bündel an aufeinander abgestimmten Maßnahmen. „Es bringt uns nicht weiter, über die Aufnahme von Flüchtlingen oder die bundesweite Asylpolitik zu diskutieren. Wir müssen versuchen, die Männer und Frauen, die da sind, gut einzubinden, ihnen im ARBERLAND eine Perspektive zu geben und sie für das Berufsleben bei uns zu qualifizieren“, betonten die Vertreter von vhs, Agentur für Arbeit und Jobcenter.

„Bei PIA sind alle wichtigen Stellen dabei“

Sie stellten an der vhs Regen das neue Integrationsprojekt vor, das Anfang April anlaufen soll. „PIA“ soll Sprach- und Integrationskurse sowie weitere, bereits vorhandende Angebote besser vernetzen und dazu beitragen, Flüchtlinge und Asylsuchende passgenau fit zu machen fürs Berufsleben. Ziel von PIA ist es auch, Schwierigkeiten wie einen „Lagerkoller“ aufgrund von Nicht-Beschäftigung, Verständigungsprobleme, Fremdenfeindlichkeit und hunderte neuer Hartz IV-Fälle zu vermeiden – und Wartezeiten (beispielsweise für die Genehmigung des Asylantrags) etwa mit Sprachkursen sinnvoll zu nutzen.

Ein Arbeitsplatz oder eine Ausbildungsstelle sind wichtige Voraussetzungen, damit die Integration klappt. „Jeder Asylsuchende, den wir auf dem Arbeitsmarkt einbinden können, verdient selbst seinen Lebensunterhalt und hilft, Stellen in regionalen Firmen zu besetzen“, betonte Herbert Unnasch. Damit Flüchtlinge und Asylsuchende eingestellt würden, müssten sie aber halbwegs Deutsch verstehen und sprechen, wissen, dass Werte wie Pünktlichkeit zur Kultur gehören, erfahren, dass in Deutschland auch einmal eine Frau als Chefin im Betrieb Anweisungen erteilen kann oder dass man für die Lohnzahlung auch ein Konto auf der Bank braucht. „Integration ist eine vielschichtige Herausforderung. Eine Behörde alleine kann sie nicht meistern. Es ist deshalb so wichtig, Partner mit Know-how zusammenzuspannen“, erklärten Barbara Breese und Herbert Stadler von der Bundesagentur für Arbeit und Marianne Loibl vom Jobcenter. Viel Lob gab es gerade wegen des Miteinanders für das Projekt „Perspektive im ARBERLAND“ von stellvertretendem Landrat Willi Killinger: „Bei PIA sind alle wichtigen Stellen dabei“, verdeutlichte er. Unterkunft und Verpflegung seien nur der erste Schritt. Die Integration der Flüchtlinge sei eine Herausforderung für Jahre – und das Projekt PIA unbedingt nötig.

Bei PIA wollen die Fachleute für Integration und Qualifizierung jetzt noch intensiver als bisher zusammenarbeiten und genau herausfinden, was ein Flüchtling braucht: Manche haben in ihrer Heimat noch keine Schule besucht,  können nur Arabisch lesen und schreiben, keinen Brocken Deutsch und hätten bei einer Ausbildung kaum die Chance, die Berufsschule zu schaffen.  Andere sind Ärzte oder Rechtsanwälte mit abgeschlossenem Studium, sprechen fließend Englisch oder haben bereits gute Deutschkenntnisse.  Welche Fähigkeiten bringt der Einzelne mit? Wo steht er, was braucht er, wo will er hin? Diese Fragen sind für die Partner bei PIA deshalb entscheidend. „Nicht jeder ist in einem Integrationskurs oder in einem achtmonatigen Sprachkurs gut aufgehoben“, machte Lisa Jocham, zuständig für den gesamten Bereich Bildung an der vhs, klar.  Alphabetisierungskurse, in denen die Asylsuchenden die lateinische Schrift lernen, sind beispielsweise ebenso möglich wie Sprachkurse auf verschiedenen Leistungsleveln samt Zertifikat, Integrationskurse, Qualifizierungsangebote für spezielle berufliche Fertigkeiten, berufsvorbereitende Maßnahmen und einiges mehr.

„Kann nicht sein, dass Menschen monatelang nur warten müssen“

Aktuell laufen an der vhs beispielsweise vier Alphabetisierungs- und fünf Integrationssprachkurse. „Manchmal gibt es für die Kurse lange Wartelisten, dann bringt man nicht einmal einen Kurs voll, weil etliche Leute von einem Tag auf den anderen wegziehen“, schilderte Lisa Jocham eine Schwierigkeit. PIA soll den Kursen quasi vorgeschaltet werden: Über ein sogenanntes Profiling will die vhs gezielt herausfinden, wo jemand bei den Sprachkenntnissen steht, ob jemand Vorwissen in einem Beruf oder Abschlüsse mitbringt, wer in der Region bleiben will oder welche Unterstützung braucht – und die Asylsuchenden dann maßgeschneidert qualifizieren oder mit Zertifikaten die Vermittlung auf dem Arbeitsmarkt durch das Jobcenter und die Agentur für Arbeit erleichtern. Ein wichtiges Mittel sind bei PIA die sogenannten Aktivierungs- und Vermittlungsgutscheine.

„Es kann nicht sein, dass Massen von Menschen monatelang nur warten müssen und dann vielleicht in einem Kurs sind, der für sie nicht richtig ist. Wer auf die Genehmigung seines Asylantrags wartet, kann ja beispielsweise schon einen Sprachkurs machen oder die Zeit mit zielgerichteten Qualifizierungsangeboten sinnvoll überbrücken“, erklärte Herbert Unnasch die Idee. Klar stellten die PIA-Macher unisono, dass Angebote wie Sprachkurse nicht eigens für Flüchtlinge gedacht seien und auch die Weiterbildungsmaßnahmen jedem offen stünden. „Durch PIA wird kein heimischer Jugendlicher, der eine Lehrstelle sucht, benachteiligt, kein Langzeitarbeitsloser weniger qualifiziert, auch das Geld für dieses Projekt komme aus einem Sondertopf. Deutsche Arbeitslose haben dadurch keineswegs weniger Geld oder andere Nachteile.“

da Hog’n


Der „König von Rauhbühl“ zwingt die Muse, ihn zu küssen

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Viechtach. Der Viechtacher Rudolf Schmid ist ein ebenso eigenwilliger wie einzigartiger Künstler. Um seine beispiellose Glaskunst zu betrachten, reisen Menschen von weit her in den Bayerischen Wald. Den Erfolg hat der „König von Rauhbühl“ nicht nur seinem großen Talent zu verdanken, sondern auch einer Eigenschaft, die manch Außenstehender wohl als Sturheit bezeichnen würde. In einfachsten Verhältnissen aufgewachsen, hat sich der gebürtige Deggendorfer mit viel Eigeninitiative und über einige berufliche Umwege sein persönliches Glück erkämpft. Die Gläserne Scheune am Viechtacher Stadtrand ist das Lebenswerk des 78-Jährigen.

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Rudolf Schmid (links) ist stolz auf seine Gläserne Scheune, die er mittlerweile seit 36 Jahren betreibt. Bei seiner Umtriebigkeit ist nicht davon ausgehen, dass der 78-Jährige sich bald zur Ruhe setzen wird.

Das Etikett „Vom Tellerwäsche zum Millionär“ würde der Lebensgeschichte von Rudolf Schmid wahrlich nicht gerecht werden. Zum einen war der 78-Jährige nämlich nie Tellerwäscher, zum anderen ist und war er zu keinem Zeitpunkt seines Lebens Millionär. Und doch könnte man seine Vita – zumindest im übertragenen Sinne – irgendwie doch mit dem oft so plakativ verwendeten Sprichwort bilanzieren.

Ein lange von Entbehrung und Armut geprägtes Leben

Einfachsten Verhältnissen entstammend und unter widrigen Voraussetzungen aufgewachsen, hat Rudolf Schmid sich über die Jahrzehnte hinweg sein überregionales Renommee erarbeitet. Seit 1980 lebt und arbeitet er in Rauhbühl, einem kleinen Ortsteil der Stadt Viechtach. Bis auf Wälder und Wiesen gibt es dort nur sehr wenig zu bestaunen – wäre da nicht die Gläserne Scheune, Schmids Lebenswerk. 36 Jahre gibt es die mittlerweile schon – von ihrer Anziehungskraft hat sie bis heute nichts verloren.

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Zur Straßenseite hin blickt ein bärtiger Mann mit Hut den Besuchern entgegen. Eine gewisse Ähnlichkeit zu seinem Erschaffer Rudolf Schmid ist nicht von der Hand zu weisen. Schmid selbst erzählt aber, dass es sich um den Rauhbühler Riesen handelt, der hier vor langer Zeit gelebt haben soll.

Interessierte aus Nah und Fern besuchen die etwas andere Galerie in der grünen Idylle. „Der König von Rauhbühl“, wie Schmids Tochter und Autorin Barbara Thöner ihren Vater in der gleichnamigen Biografie nennt, stellt dort seine Glasmalereien aus, die nicht nur künstlerisch beeindruckend sind. In jedem seiner Werke erzählt Schmid eine Geschichte – meistens aus dem Bereich der Fabeln und mystischen Erzählungen.

Um Schmids Antrieb und Wirken zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf seine Lebensgeschichte. Der heute 78-Jährige war lange Zeit nicht gerade vom Glück geküsst – im Gegenteil. Schmid wuchs mit neun Geschwistern in bitterer Armut auf. Sein Vater kämpfte, wie damals fast jeder andere erwachsene Mann, im Zweiten Weltkrieg und verbrachte nach 1945 zudem einige Jahre in Gefangenschaft. Um ihre zehn Kinder irgendwie über Wasser zu halten, arbeitete die Mutter zu jener Zeit in mehreren Haushalten als Putzfrau. Zum Überleben reichte dies aber oft nicht. So verbrachten Rudolf Schmid und seine Geschwister die Tage mit Betteln. Oft zog die ganze Familie zu Fuß quer durch den Gäuboden, um bei den Großbauern um Nahrungsmittel zu flehen – immer angetrieben von der unerbittlichen Willenskraft ihrer Mutter, auch diese schweren Zeiten zu überstehen.

„Solange Geld ins Haus kam, war mir jede Arbeit recht“

Rudolf Schmid hat seine Kindheit zwei Erkenntnisse gelehrt. Erstens: Nie wieder will er in die finanzielle Lage kommen, betteln zu müssen. Zweitens: Mit der unbändigen Willenskraft, die seine Mutter an den Tag legte, kann man allen Widrigkeiten und Rückschlägen trotzen. Das hat er im Laufe seines Lebens selbst erfahren.

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Die symbolische Darstellung des Mühlhiasl, der Legende nach ein Wahrsager, der Ende des 18. Jahrhunderts im Bayerischen Wald lebte. Mittelpunkt des Glasgemäldes aus Silikatfarben ist ein „knorriger Baum“, wie Rudolf Schmid ihn nennt. Das Werk entstand 1989. Durch die Todesymbole im Bild (Sensenmann, Skelett) stellen die oft düsteren Visionen des Mühlhiasl dar.

Trotz der finanziell prekären Lage konnte Rudolf Schmid 1952 eine Ausbildung zum Glasmaler beginnen, die er dreieinhalb Jahre später erfolgreich abschloss. Die Zeit, die danach folgte, kann mit Fug und Recht als „unruhig“ bezeichnet werden. Von 1957 an verbrachte der Glasmaler die folgenden elf Jahre in 17 verschiedenen Betrieben. Einige dieser Stationen brach er nach wenigen Wochen wieder ab, weil er sich partout nicht mit seinen Vorgesetzten arrangieren wollte. Dabei arbeitete er bei weitem nicht nur als Glasmaler. Wenn der Arbeitsmarkt einmal wieder nichts Besseres hergab, musste eben ein Job als Handlanger am Bau herhalten. „Solange Geld damit ins Haus kam, war mir jede Arbeit recht“, blickt Schmid heute zurück. Im Nachhinein betrachtet war aber wohl auch diese unruhige Zeit Teil des Schicksals, das Rudolf Schmid mittlerweile zu einem rundum zufriedenen Menschen gemacht hat.

Hätte es ihn 1959 nicht beruflich ins oberpfälzische Weiden verschlagen, hätte er wohl nie seine Ehefrau Margarete (er nennt sie „Gretl“) kennengelernt. In diesem Jahr feiern die beiden ihren 57. Hochzeitstag – und sie sind immer noch ein Herz und eine Seele. Bis zur Eröffnung der Gläsernen Scheune vergingen noch viele Jahre, in denen die alsbald fünfköpfige Familie (zwei Söhne und eine Tochter, die übrigens ebenfalls alle den Beruf des Glasmalers erlernt haben) den ein oder anderen finanziellen Engpass zu überwinden hatte. Mit Rudolfs unbedingtem Willen und Margaretes Nachsichtigkeit überstand die Familie aber auch diese Zeiten.

Zur Straßenseite hin blickt ein bärtiger Mann mit Hut den Besuchern entgegen. Eine gewisse Ähnlichkeit zu seinem Erschaffer Rudolf Schmid ist nicht von der Hand zu weisen. Schmid selbst erzählt aber, dass es sich um den Rauhbühler Riesen handelt, der hier vor langer Zeit gelebt haben soll. Die Räuber-Heigl-Glaswand befindet sich im Eingangsbereich der Gläsernen Scheune. Angeblich trieb Heigl sein Unwesen im Zellertal, zeitweise auch im Raum Viechtach. Der Sage nach wurde der Räuber Heigl im Zuchthaus von einem Mithäftling im Streit um ein Schnupftabakglas erschlagen. Rudolf Schmid hat seine Geschichte auf einer Glaswand dargestellt. Davor steht der so genannte Schwindelbaum.  Dieser ist acht Meter hoch und reicht bis unter das Scheunendach. Er steht auf einer Betonkugel, die den Erdball darstellen soll. Der Baum darauf steht für die Last des Schwindel und der Lügen auf der Welt. In seinem ersten Werk, das in der Gläsernen Scheune zu betrachten war, zeigt Rudolf Schmid in vielen kleinen Glasbildern die Legende um den Mühlhiasl. Bild für Bild entwickelt sich hier ein Geschichte. Die Glaswand ist insgesamt zehn Meter breit und sieben Meter hoch. In seinem ersten Werk, das in der Gläsernen Scheune zu betrachten war, zeigt Rudolf Schmid in vielen kleinen Glasbildern die Legende um den Mühlhiasl. Bild für Bild entwickelt sich hier ein Geschichte. Die Glaswand ist insgesamt zehn Meter breit und sieben Meter hoch. Ein ganz besonderes Denkmal setzte Rudolf seiner Frau Margarete. Im Außenbereich der Scheune gestaltete er 2004 den Kopf seiner Frau aus 100 Lagen Glas. Noch 2016 will Rudolf Schmid mit seiner Familie den El-Cid-Pavillon vollenden. El Cid ist ein spanischer Nationalheld, dem der Künstler eigentlich im östlichen Asturien ein Denkmal setzen wollte.  Daraus errichtet Schmid selbiges einfach in Rauhbühl. Gut fünf Meter wird der Pavillon hoch, darauf soll das Gesicht von El Cid gesetzt. Im Pavillon soll nach Vollendeung der 152-strophige Heldenepos um El Cid auf Glasstelen ausgestellt werden.

… legte Reinhard seinem Vater 12.000 D-Mark auf den Tisch

Nachdem die Familie in den 70er Jahren einige Zeit in Lammerbach (ebenso ein kleiner Stadtteil Viechtachs) verbrachte und dort bereits eine kleine Galerie betrieb, zogen die Schmids 1977 nach Rauhbühl, wo sie zu günstigen Konditionen einen alten Bauernhof erwerben konnten. Doch auch hier plagten Rudolf und seine Gretl zunächst Geldsorgen, weswegen sich die Idee der Gläsernen Scheune, die bereits damals im Kopf des Künstlers herumschwebte, zunächst hintanstellen musste. „Wir haben erstmal alles gemacht, was nichts kostet“, berichtet Rudolf Schmid von den ersten drei Jahren in Rauhbühl. So brachte die Familie in Eigenarbeit zunächst den Bauernhof auf Vordermann.

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Das Werk zur Legende um den Heiligen Franziskus war eine Auftragsarbeit des Künstlers für die Passauer Kinderklinik. Leider gingen durch einen Planungsfehler einige Scheiben kaputt. Rudolf Schmid baute sie kurzerhand in seine Scheune ein, wo das defekte Glas nicht groß auffällt. Die gesamte Arbeit wurde mit Bleistift und Pastell-Kreiden angefertigt.

Seinem Sohn Reinhard hatte es Rudolf Schmid letztendlich zu verdanken, dass er 1980 mit den Arbeiten an der Gläsernen Scheune beginnen konnte. Der hatte nämlich seinen Dienst bei der Marine angetreten, wo er bald schon gutes Geld verdiente. Als er eines Tages auf Heimatbesuch in Rauhbühl weilte, legte Reinhard seinem Vater 12.000 D-Mark auf den Tisch – und setzte so den Grundstein für das Projekt.

Seitdem hat die Familie Schmid viel Geld und Arbeit in die Gläserne Scheune investiert. Immer, wenn der Geldbeutel es erlaubt, baut Rudolf Schmid unter großer Mithilfe seiner Frau und den Kindern das Gebäude um oder aus. Die Untätigkeit ist ohnehin nicht die Lieblingsbeschäftigung des Glaskünstlers. Oft heißt es sprichwörtlich, dass Kreativschaffende darauf warten würden, von der Muse geküsst zu werden. Daraus macht sich der 78-Jährige jedoch nicht viel: Er geht die Dinge an, wie es seinem Naturell entspricht: „Ich zwinge die Muse, mich zu küssen.“

Alexander Augustin

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Um Rudolf Schmids Lebensgeschichte in all ihrer Gänze und Anekdotenfülle gerecht zu werden, wären freilich noch viel mehr Worte nötig. Weil man mit der Lebensgeschichte des Künstlers ganze Bücher füllen könnte, hat seine Tochter Barbara Thöner dies getan. Die von ihr verfasste Biografie „Der König von Rauhbühl“ ist eine Hommage an ihren Vater. Hier gibt es sie zu kaufen:

(Achtung: Satire!) Panama Papers: Geheime Geheiminformantin Johanna G. deckt auf

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+++ WARNUNG: Dieser Text enthält satirisch-glossatorische Elemente, die nicht den Tatsachen entsprechen, weil sie eben satirisch-glossatorisch, und nicht real sind !!!!! +++ WARNUNG +++ Alle Zitate sind frei erfunden +++ Warnung ++++

Panama/Landkreis FRG/Landkreis Regen. Oh, wie schön ist Panama! Zumindest war es das – bis vor Kurzem noch. Mafiosi, Politiker und Superreiche aus aller Welt konnten hier mit Hilfe der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca ungestört ihr Schwarzgeld verwalten lassen. Steuern zahlen ist doof, kostet Geld! Verständlich. Doch jetzt ist Schluss! Jetzt wird alles gut! Dank neuester Enthüllungen sind nun sämtliche schmutzige Machenschaften ans Tageslicht gelangt. Der Entdecker, Datenleaker & Weltretter: das Onlinemagazin „da Hog’n“.

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Sensationsfund: Die geheime Geheiminformantin Johanna G. spielte dem Onlinemagazin „da Hog’n“ geleakte Daten zu. Aus diesen geht hervor, dass auch Niederbayerns „Spitze“ in dubiose Offshore-Geschäfte verwickelt sein soll. Foto: Philipp Rirsch, POTF

Ausschnitte aus Gesprächsprotokoll belegen Echtheit des Datenlecks

Es geschah an einem Freitag. Wohl so gegen 10:15 Uhr. Vielleicht war’s auch schon 11:00 Uhr. Egal. Nichtsahnend sehnte man sich den wohlverdienten Feierabend herbei. Dann: Eine merkwürdige Nachricht im E-Mail-Postfach unterbricht das gewohnte Redaktionstreiben. Eine geheime Geheiminformantin namens Johanna G. behauptet, sie hätte das „größte Datenleck aller Zeiten“ entdeckt. Fast sofort, beinahe unmittelbar, weckt sie damit das Interesse der Hog’n-Redakteure. Folgender Ausschnitt aus dem Gesprächsprotokoll ist im Original wiedergegeben:

Johanna G.: Servus, i hätt‘ do wos echt Int’ressant’s fia Enk…

Hog’n-Redaktion: Servus, um wos geht’s denn?

Johanna G.: Wos echt Fett’s! 11,5 Millionen Dokumente, 2,6 Terrabyte Daten. Geheimste Machenschaften sämtlicher Spitzenpolitiker und Wirtschaftsbosse inklusive.

Hog’n-Redaktion: Des head se owa noch g’scheid vui Oawat a. Host net wos Gleanas? Übrigens: Terabyte schreibt ma nua mid oam „r“ – owa nix für unguad!

Johanna G.: Iatz kommt’s moi in die Gänge! Des is die Gelegenheit fia Enk, dem ganz’n superreichen G’sindl endlich moi ans Bein zu pinkeln. Des kannt Enka Duachbruch sa!

Hog’n-Redaktion: Owa der Aufwand, verstehst? Außerdem is doch heid scha Freidog, do moch ma eigentle owei gern a bissal früher Schluss.

Johanna G.: Montag, 8:00 Uhr, bo Eich im Büro!

Hog’n-Redaktion: Na super…

Geheiminformantin fürchtet um Leib und Leben

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Geheimnisvoll, fast majestätisch: Pünktlich um 8:00 Uhr betritt Johanna G. den Raum. Wer ist die Frau? Aus welchen Motiven handelt sie? Foto: Philipp Rirsch, POTF

Montag, 8:00 Uhr, Hog’n-Redaktion. Informantin Johanna G. überliefert pünktlich die Daten. Schöne Waden hatte die Dame. Irgendwie stramm. Und mit Haaren. Egal. Es ist neblig. Wir alle schwitzen. Warum macht Johanna G. das? Einfach so, ohne Gegenleistung? Merkwürdig. Wir schwitzen weiter. Einzige Forderung, so kündigt Johanna G. an: Ihr Name dürfe unter keinen Umständen ans Tageslicht gelangen. Ihr Ruf, nicht zuletzt ihr Leben, sei in Gefahr. Im Sinne des Datenschutzes möchte sie deswegen ausschließlich als J. Gress bezeichnet werden. J. Gress nimmt sich beim Rausgehen noch ein Nimm-Zwei-Bonbon – und verschwindet ohne auch nur ein Wort zu sagen.

Montag, 8:04 Uhr, Hog’n-Redaktion. Es herrscht Stille in den Gemäuern der Online-Rredaktion. Absolute Stille. Man ist sprachlos, fassungslos, reibt sich verwundert die Augen. Wer war diese geheime Geheiminformantin? Die Sekunden ziehen sich dahin wie Kaugummi. Schließlich wagt man einen Blick, einen ersten kurzen Blick. Spannung. Enorme Spannung.

Montag, 8:05 Uhr, Weltretter-Redaktion. Tatsächlich. Die geheime Geheiminformantin J. Gress hatte nicht zu viel versprochen. Schon beim Durchsehen der ersten Dokumente wird klar, welch großen Skandal man hier vor sich hat…

Wie sich herausstellte, war das dann arbeitstechnisch auch alles halb so wild – unter den 11,5 Millionen Dokumenten waren viele Bilder. Arbeitstier und Hog’n-Redakteur Helmut W. arbeitete alles in seiner Mittagspause durch, verdrückte dabei noch genüsslich eine Leberkaas-Semmel und lehnte sich anschließend glücklich und zufrieden in seinen Sessel zurück. Fabelhaft.

Waldkirchen schafft Abspaltung vom Landkreis FRG

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Stunde der Wahrheit: Johanna G. überliefert insgesamt 11,5 Millionen Dokumente. Kein Problem für Arbeitstier Helmut W. Foto: Philipp Rirsch, POTF

Doch kommen wir zum Inhalt der Papers. Den Dokumenten zufolge hatte Abspaltungs-Aktivist Andreas T., der seit geraumer Zeit für eine Anbindung Waldkirchens an den Landkreis Passau wirbt, bereits große Teile seiner Heimatstadt an eine Offshore-Firma namens „NixWieRausAusFRG GmbH & Co. KG“ verkauft. Rein rechtlich wird die Stadt Waldkirchen also dem Landkreis Freyung-Grafenau entzogen. Zu Beginn des nächsten Monats soll die Bayerwald-Domstadt der Provinz Darién im Südosten Panamas zugerechnet werden. Dort gibt es dann neben viel, viel Regenwald endlich auch ein eigenes Krankenhaus. Oh, wie schön ist Panama!

Des Weiteren taucht Kollnburgs singende Bürgermeisterin Josefa S. in den geleakten Datensätzen auf. Aus den Enthüllungen geht hervor, die Rathaus-Chefin der 3.000-Einwohner Gemeinde im Landkreis Regen habe sogar mehrere Briefkastenfirmen auf der mittelamerikanischen Landbrücke besessen. Auf nie stattgefundende Hog’n-Nachfrage hin gesteht die 42-Jährige schließlich ein: „Nach meinem internationalen Durchbruch mit meinem Sommer-Hit Tiziano wusste ich einfach nicht mehr, wohin mit dem vielen Geld.“ Nach der vermeintlichen Fahrerflucht nun also auch noch die Steuerflucht. Oh, wie schön muss eigentlich Kollnburg sein!

Ex-DSDS Kandidat Florian F.: „Raus – und froh darüber!“

Ebenso kann dem Freyunger Volksmusik-Sternchen und Ex-DSDS-Kandidaten Florian F. aufgrund der Papers der Besitz einer Briefkastenfirma nachgewiesen werden (Achtung, dies entspricht nicht der Wahrheit, weil Satire! – Anm. d. Red.). Unmittelbar nach der Enthüllung lies F. über seinen Anwalt verkünden die Sache sei nun raus – und er sei „froh darüber“ (Achtung! Das stimmt nicht, weil Satire! Anm. d. Red.). Doch alles halb so dramatisch. Nach den (von uns) völlig frei erfundenen Angaben des 28-Jährigen sei das mit der Briefkastenfirma ohnehin nur ein „Spaßprojekt“ gewesen (Achtung! Wir haben nie mit F. gesprochen! Anm. d. Red.). Er habe alles daran gesetzt, in den Enthüllungen aufzutauchen, um dadurch seinen Bekanntheitsgrad zu steigern (Achtung! Dies ist aus Satirezwecken ebenso frei erfunden! Anm. d. Red.) Oh, wie schön wär’s jetzt wohl auf Jamaika!?!

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Brisante Enthüllungen: Wie lange wird Kollnburgs Bürgermeisterin Josefa S. wohl noch auf ihrem Thron sitzen? Der nachweisliche Besitz mehrerer Briefkastenfirmen kratzt stark am Image der Vollblutsängerin. Foto: Philipp Rirsch, POTF

Auch Grafenaus Bürgermeister Max N. scheint in die dubiosen Offshore-Geschäfte verwickelt zu sein. Mehr als 30 Postkästen gehen laut den Papers auf seinen Namen zurück. Doch kein Grund zur Aufregung. Investigativ-Journalisten aus Panama, die dem internationeln Recherche-Konglomerat angehören, bestätigen auf nie stattgefundene Hog’n-Nachfrage, dass der Chef der Bärenstadt die Briefkästen ausschließlich zur Aufbewahrung von feingeriebenem panamesischen Schnupftabak verwende. N. dazu: „Ja, das stimmt. Weil durch den Öffnungsschlitz kommt auch immer genügend Luft ins Innere des Briefkastens. Der Tabak bleibt so herrlich frisch – und trotzdem kann ihn niemand klauen. Eine wirklich tolle Sache.“

Mossack Fonseca zur Freyunger Werbegemeinschaft?

Dr. Olaf H., Bürgermeister der Stadt Freyung, ruft derweil zur Besonnenheit auf. „Alles halb so wild. Wir haben uns nichts vorzuwerfen. Wir haben uns stets intensiv und unter Hochdruck darum bemüht, das beste für unsere Stadt herauszuholen.“ Schließlich würden auch Briefkastenfirmen nicht unerheblich zum wirtschaftlichen Aufschwung einer Region beitragen – und dies ganz ohne Förderantrag. Die Verhandlungen über den Beitritt der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca zur Freyunger Werbegemeinschaft seien noch nicht abgeschlossen – man erhoffe sich davon aber durchwegs positive Auswirkungen für Freyung und seine Bürger, wie man in der völlig-fiktiven Freyunger Waldpost derzeit nachlesen kann.

Oh, wie schön ist Panama!

+++ WARNUNG: Dieser Text enthält satirisch-glossatorische Elemente, die nicht den Tatsachen entsprechen, weil sie eben satirisch-glossatorisch, und nicht real sind !!!!! +++ WARNUNG +++ Alle Zitate sind frei erfunden +++ Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Anwalt oder persönlichen Berater +++ WARNUNG

In gemeinschaftlich-satirisch-glossatorischer Geheimproduktion

J. Gress und Johanna G.

Fotografie: Philipp Rirsch
Picture On The Fride, POTF
http://www.pictureonthefridge.com/

„Millionengrab Fernwärme“: Zwiesels Ex-Bürgermeister Zettner weist Vorwürfe zurück

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Zwiesel. Mehr als sechs Jahre ist es mittlerweile her, dass Robert Zettner (CSU) krankheitsbedingt aus dem Amt als Bürgermeister der Stadt Zwiesel ausgeschieden ist. Eine lange Zeit – gerade in der als schnelllebig geltenden Politik. Ihm folgte interimsmäßig zunächst Eberhard Kreuzer (Freie Wähler) nach – und ab Februar 2011 Franz Xaver Steininger (parteilos). Ein Thema, das während Zettners Amtszeit initiiert wurde und bis in die Gegenwart nachwirkt, bringt der ehemalige Rathaus-Chef und Rechtsanwalt nun in einem Schreiben an die Hog’n-Redaktion wieder auf den Tisch: „Aufarbeitung Fernwärme“.

Zettner und Kreuzer sollen für „Millionengrab“ verantwortlich sein

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Millionengrab Fernwärme?! „Die Warmwasserversorgung ist bereits in das Gebäude des Gymnasiums installiert worden. Nach Informationen müsse nur der Schieber umgelegt werden, damit die städtische Nahwärme durch die Leitungen fließt. Warum fast vier Jahre lang kein Vertrag mit dem Landkreis (Eigentümer des Gymnasiums – Anm. d. Red.) zustande kam, ist nicht nachvollziehbar“, erklärt Robert Zettner. Foto: Robert Zettner

„Die Fernwärmeproblematik wird immer noch emotional behandelt, auch wenn der Höhepunkt der Stimmung schon überschritten sein dürfte“, begründet Robert Zettner gegenüber dem Hog’n seinen neuerlichen Vorstoß hinsichtlich der Fernwärmeversorgung in der Glasstadt. „Es gibt nach wie vor betroffene Anwohner, die noch kein sicheres Wissen über die Zukunft ihrer Energieversorgung haben.“ Zum einen liegt dem früheren Bürgermeister, dessen Frau Elisabeth im aktuellen Stadtrat sitzt, das Wohl der Zwieseler Bürger offensichtlich noch immer am Herzen. Zum anderen möchte er mit einer Sache aus seiner Amtszeit aufräumen, die ihm dem eigenen Empfinden nach immer noch angekreidet wird. Am 5. Mai 2015 veröffentlichte ein Zwieseler (Name ist der Redaktion bekannt) in der „Passauer Neuen Presse“ einen Leserbrief, in dem Robert Zettner und dessen Kurzzeit-Nachfolger Eberhard Kreuzer vorgeworfen wird, mit dem Fernwärmeprojekt ein „Millionengrab zum schweren Schaden der Stadt Zwiesel zum größten Teil verursacht zu haben“.

In der Folge ging Zettner gegen diese „ungeheuerliche Behauptung“, wie es in seinem Schreiben heißt, anwaltlich vor. Er wurde jedoch von der Gegenseite mit dem Argument abgeschmettert, dass neuere Untersuchungen vorliegen sollen, „welche die Richtigkeit dieser Behauptung stützen“. Zettner habe daraufhin einen Antrag auf Akteneinsicht gestellt. „Kurz vor der Herausgabe der Unterlagen wurde aber vom Bürgermeister (Steininger – Anm. d. Red.) eine Sperre verhängt“, teilt der CSU-Politiker mit. Erst durch eine richterlichte Anordnung seien die Schrifstücke teilweise herausgegeben worden. Auf Hog’n-Nachfrage erklärt Zettner: „Darin waren lediglich Gesprächsprotokolle, ein Gutachten hinsichtlich der Berechnung der Wirtschaftlichkeit und andere Dinge einzusehen. Es fehlten allerdings die Finanzierungsunterlagen. Genauso die Bauunterlagen mit den Vergaben.“

„Die Mehrheit lehnte Einsparungen beim Bäderbetrieb ab“

Ein verworrener Fall, wie es scheint. Was war geschehen? Sind Unterlagen unterschlagen worden? Was hat es mit der Fernwärme in Zwiesel auf sich? Ein Blick in die Vergangenheit: 1998/99 ist das städtische Schwimmbad saniert worden – woraufhin ein hohes Defizit von mehr als einer Million Euro pro Jahr Zettner zufolge entstand: „Die Mehrheit im Stadtrat lehnte Einsparungen beim Bäderbetrieb kategorisch ab. Die Stadt selbst war zum damaligen Zeitpunkt zu einer Übernahme des Defizits nicht in der Lage.“ Der Ausweg: Mit einer Fernwärmeversorgung sollten die Stadtwerke Zwiesel, die „ohne zusätzliche Einnahmen nicht mehr lebensfähig“ gewesen wären, finanziell stabilisiert werden.

asdasd

Bürgermeister a.D.: Robert Zettner (51) war von 1999 bis zu seinem krankheitsbedingten Ausscheiden 2010 Stadtoberhaupt Zwiesels. Seine Frau Dr. Elisabeth Zettner (recht) ist Mitglied des aktuellen Stadtrates.

2007 sei deshalb zunächst eine Machbarkeitsstudie durchgeführt, die Wirtschaftlichkeit des Fernwärmeprojekts im Juli 2009 dann vom Kommunalen Prüfungsverband als „kritisch beurteilt“ worden. Einen Monat nach dem krankheitsbedingten Ausscheiden von Robert Zettner ging die Behörde dann allerdings davon aus, dass die Versorgung „unter den gegebenen Annahmen rentabel ist“. Zettner dazu: „Daraufhin ist vom Werksausschuss die Wirtschaftlichkeit weiter mehrfach geprüft worden. Anfang 2010 wird ein neuer Gutachter beauftragt. Mitte 2010 steht fest: Eine Kooperation mit dem Energieversorger EnBW ist nicht zielführend. Die Planungen für das Fernwärmenetz und das Biomasseheizwerk sollen vergeben werden.“

Im März 2011, einen Monat nach Amtsantritt von Franz Xaver Steininger, sei in der Folge im Stadtrat ein Antrag auf Zuteilung eines Kredits bei der KfW gestellt worden. Zur gleichen Zeit ist dann nach Aussagen von Robert Zettner die Vergabe von Planungsleistungen für das Biomasseheizwerk vom Bürgermeister von der Tagesordnung der Werksausschusssitzung abgesetzt worden – die Aufträge für die Verlegung der Wärmeleitungen wurde jedoch erteilt. „Im Juni vermerkte ein Mitarbeiter, dass die Planungen für das Hackschnitzelwerk auf Hinweis des Bürgermeisters nur bis zur Eingabeplanung fertig gemacht werden sollen. Bis September 2011 sind rund 1,7 Millionen Euro Kredit abgerufen worden. Dieser stammt aus einem Programm für erneuerbare Energien.“

Aus diesem Grund hätte im selben Monat auch das zuständige Planungsbüro vor der Unwirtschaftlichkeit der Fernwärmeversorgung gewarnt, wenn das Heizwerk nicht errichtet werde, so Zettner weiter. „Der wirtschaftliche Leiter hat dann einen Antrag für ein anderes Förderprogramm ausgearbeitet, um Schaden abzuwenden.“ Ende Oktober seien dann alle Akten an das Hauptamt übergeben worden. Am 27.12. 2015 habe dann ein neu beauftragter Fachmann im Stadtrat erklärt, dass der Bau eines Biomasseheizwerkes durchaus eine Alternative wäre. „2015 wurde dann ohne Info des Stadtrates oder des Werksausschusses vom Bürgermeister eine Strafzahlung wegen falscher Verwendung von Kreditmitteln der KfW in Höhe von 92.000 Euro ausbezahlt. Dies taucht nur zufällig im Rahmen der Rechnungsprüfung auf.“

„Warum wurde der Kredit zweckwidrig verwendet?“

Für Robert Zettner steht also – aufgrund fehlender Untersuchungen – fest, dass die Hauptursache des „Millionengrabes“ nicht bei den Vorgängern von Franz Xaver Steininger liegt. Der 51-Jährige könne nicht nachvollziehen, warum Steininger die Planungen des Heizwerkes gestoppt habe, aber gleichzeitig mit dem Bau der Fernwärmeleitung begonnen wurde. Außerdem ist für den CSU-Politiker unklar, warum entgegen der Warnungen von Fachleuten ein Kredit zweckwidrig verwendet wurde – und warum dieser nicht durch städtische Mittel abgelöst worden sei. „Auch ist ungeklärt, warum Verhandlungen mit einem großen Wärmeabnehmer kurzfristig gescheitert sind. Ich kann mir nicht erklären, warum Bürgermeister Steininger so gehandelt hat.“ Nach Angaben von Robert Zettner konnte der Kredit – Dank des Einsatzes von Staatsminister Brunner – inzwischen mit staatlichen Mitteln abgelöst werden.

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Bürgermeister Franz Xaver Steininger, seit 2010 im Amt, war hinsichtlich dieses Themas – trotz mehrmaliger Anfragen – zu keiner Stellungnahme bereit. Foto: Archiv Döhler

Laut des Leserbrief-Schreibers hat nicht nur Robert Zettner Schuld am „Millionengrab Fernwärme“, sondern auch Eberhard Kreuzer, der dieses Amt nach Zettner und vor Steininger insgesamt 16 Monate bekleidet hatte. Der 68-jährige Kreuzer fühlt sich jedoch nicht angesprochen, wie er gegenüber dem Onlinemagazin „da Hog’n“ auf Nachfrage mitteilt: „Entsprechende Beschlüsse sind bereits während der Zeit von Robert Zettner gefasst worden. Ich habe diese nur ausgeführt. Mit den Unterschriften wollte man bewusst warten, bis der neue Bürgermeister im Amt ist.“ Hinsichtlich der potenziellen Abnehmer spricht Kreuzer von einer positiven Ausgangslage, die sich aber nach und nach gegenteilig entwickelt habe. „Wie und warum, das kann ich auch nicht sagen.“

Seiner Meinung nach ist das angesprochene „Millionengrab“ erst entstanden, als das Projekt Fernwärme zum Scheitern verurteilt war. „Dann hätte man eine technische und kaufmännische Lösung finden müssen. Das hat man aber leider versäumt.“

Trotz mehrmaliger Anfragen war Zwiesels Bürgermeister Franz Xaver Steininger nicht bereit, zu diesem Thema Stellung zu beziehen.

Nazis haben auch in Viechtach nicht viel zu melden

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Viechtach. Nach seiner Demonstration vor wenigen Wochen in Arnbruck hat „Der III. Weg“ auch in Viechtach gegen die von der Kleinpartei beschworene „Asylflut“ demonstriert – erneut ohne Erfolg. Den wenigen Rechten (ca. 20 Personen) stellten sich Polzeiangaben zufolge rund 350 Gegendemonstranten in den Weg. Um den Nazis akustisch den Garaus zu machen, ließen sich die Initiatoren der Gegenkundgebung um Viechtachs Bürgermeister Franz Wittmann so einiges einfallen.

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Das Viechtacher Stadtbild am Freitagabend: Ein großer bunter Haufen auf der einen, ein kleiner brauner auf der anderen Seite. Fotos: Alexander Augustin.

„Ja, is denn scho wieder Gottesdienst?“, wird sich der ein oder andere Anwohner des Viechtacher Stadtzentrums gedacht haben, als Freitag um kurz nach 18 Uhr die Glocken der Stadtpfarrkirche läuteten. All den fleißigen Kirchgängern sei an dieser Stelle versichert: Nein, sie haben keinen Gottesdienst verpasst. Das Geläut hatte einen anderen, aber nicht minder symbolträchtigen Grund.

Süßer die Nazis nie klingen

Als die Demonstranten des rechtsradikalen „Dritten Wegs“ am Freitag in Viechtach aufmarschierten, schaltete ein Kirchenpfleger kurzerhand die Glockenanalage der Stadtpfarrkirche ein – und übertonte damit die Parolen der gar nicht mal so zahlreich erschienenen Nazis. Die Zahl der anwesenden Mitglieder der neonazitischen Kleinpartei war sehr überschaubar – zu ihnen hinzu gesellte sich eine ebenso übersichtliche Hand voll Sympathisanten.

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Ein bisschen Asylflut hier, ein paar Angriffe auf die Politik da – der Rest: inhaltlicher Leerlauf. Im Bild: Walter Strohmeier, sogenannter Stützpunktleiter Ostbayern der Nazi-Kleinpartei „Der Dritte Weg“.

Ihnen standen auf der anderen Seite des Stadtplatzes rund 350 Demonstranten gegenüber, die für Frieden, Weltoffenheit und Solidarität einstanden. Initiiert wurde die Gegenkundgebung von Bürgermeister Wittmann. Der Einladung waren unter anderem seine Teisnacher Amtskollegin Rita Röhrl sowie Landrat Michael Adam gefolgt. Der musste sich – im Gegensatz zur Demo in Arnbruck – dieses Mal keine homophoben Sprüche von Seiten der Nazis unter Führung von „Stützpunktleiter“ Walter Strohmeier gefallen lassen. Der verteilte lediglich ein paar Spitzen in Richtung des Viechtacher Rathaus-Chefs.

Von den Rechten nichts Neues

Ansonsten ließen die Rechten wenig Neues von sich hören: Ein bisschen Asylflut hier, ein paar Angriffe auf die Politik da – der Rest: inhaltlicher Leerlauf. Auf der anderen Seite war da schon etwas mehr kreativer Aufwand zu erkennen: Der Viechtacher Spielmannszug spielte etwa auf – und die Demonstranten ließen bunte Luftballons steigen.

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Die wissenschaftliche Bestätigung dieser These steht noch aus…

Auch auf sprachlicher Ebene beschränkte man sich bei weitem nicht nur auf die üblichen „Nazis-raus-Rufe“. Gerade die Jugend Viechtachs wartete immer wieder mit teils geradezu subversiven Sprechchören auf („Ohne Verfassungsschutz wärt ihr nur zu dritt“). Ein Banner, das durch die Reihen der Gegendemonstranten wanderte, stach immer wieder aus der Menge heraus – weniger aus gestalterischen Gründen, denn aus inhaltlichen. Darauf war zu lesen: „Mir wurde eines endlich klar, es ist zwar paradox, doch wahr: Je kleiner das Gehirn, mein Schatz, desto mehr Hass hat darin Platz.“

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Polizei spricht von „friedlichem Verlauf“

„Am Freitag, 15.04.2016, fanden von 18 bis 19.30 Uhr in Viechtach eine Versammlung des rechtsextremen „Dritten Wegs“ und eine Gegenkundgebung statt. Die beiden Veranstaltungen verliefen friedlich. An der Demo des „Dritten Wegs“ nahmen ca. 20 Personen teil. Die Teilnehmer an der Gegenkundgebung der bürgerlichen Seite, unter die sich auch einige Personen aus dem linksextremen Spektrum mischten, werden auf ca. 350 geschätzt.

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Gegen einen Versammlungsteilnehmer wird ermittelt, weil er eine verbotene Parole zweimal von sich gab. Weiter wird gegen einen jungen Mann Anzeige erstattet, weil er einen Pulli mit einer beleidigenden Aufschrift trug. Gegen 19.30 Uhr hatten sich sämtliche Teilnehmer vom Stadtplatz entfernt. Eingerichtete Verkehrssperren wurden wieder aufgehoben.“

Übrigens: Die Demonstration der Rechten begann, wenn man’s ganz genau nimmt, um 5.45 Uhr abends. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…

Alexander Augustin

Achslach: Mehr als 3.000 Schuss Munition sichergestellt

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Achslach. Wie das Polizeipräsidium Niederbayern mitteilt, sind bereits am Donnerstag, 14. April, bei einer Wohnungsdurchsuchung in Achslach von Beamten der Polizeiinspektion Viechtach u.a. zwei Langwaffen und mehrere tausend Schuss Munition sichergestellt worden.

Für die Bergung mussten Spezialkräfte geordert werden

kleinkaliberwaffen

Neben zwei Kleinkalibergewehren und einer -pistole konnten ca. 3.000 Schuss Munition bei der Wohnungsdurchsuchung sichergestellt werden. Fotos: Polizeipräsidium Niederbayern

Aufgrund eines vorliegenden Durchsuchungsbeschlusses des Amtsgerichts Deggendorf sind an jenem Donnerstag die Räume der Achslacher Wohnung durchsucht worden. Hintergrund war der Verdacht eines Verstoßes gegen das Waffengesetz. Tatsächlich konnten neben Waffen auch Munition gefunden werden. Für die Bergung mussten Spezialkräfte des Bayerischen Landeskriminalamtes hinzugezogen werden, um eine Gefährdung der Einsatzkräfte ausschließen zu können.

Folgende Waffen und Munition konnten sichergestellt werden:

  • ca. 3.000 Schuss Munition mit unterschiedlichem Kaliber
  • zwei Kleinkalibergewehre
  • eine Kleinkaliberpistole
  • Zubehör, wie zum Beispiel abgesägte Gewehrläufe, Schalldämpfer
  • Zwei Handgranaten ohne Zünder
  • zwei Dosen mit Selbstlaboraten

Mann wieder entlassen – Kripo Deggendorf ermittelt

waffenteile

Die Polizeibeamten entdeckten zahlreiches Waffenzubehör in der Wohnung des Mannes.

Für die exakte Einordnung der Munition und Selbstlaborate sind weitergehende Untersuchungen erforderlich. Der Mann hatte keinerlei Erlaubnis für die Waffen bzw. Munition. Ihn erwartet nun eine Anzeige gemäß dem Kriegswaffenkontrollgesetz, dem Waffengesetz und dem Sprengstoffgesetz.

Nach der polizeilichen Vernehmung wurde der Mann in Absprache mit der Staatsanwaltschaft Deggendorf wieder entlassen. Die Kriminalpolizeistation Deggendorf führt, in enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Deggendorf, die Ermittlungen weiter.

da Hog’n

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