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„Der III. Weg“– einmal zu oft rechts abgebogen

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Drachselsried/Lam. Im Schatten der NPD hat sich vor knapp drei Jahren eine rechtsextreme Gruppierung gegründet, die auch im Bayerischen Wald ihr Unwesen treibt: „Der Dritte Weg“. Großen Anteil daran hat ein Mann aus Drachselsried (Landkreis Regen): Walter Strohmeier ist der sogenannte „Stützpunktleiter Ostbayern“ der Kleinpartei. Ein Blick in seine Vita verrät: Um seine Ansichten durchzusetzen, ist ihm jedes Mittel recht – auch skrupellose Gewalttaten.

Walter Strohmeier_credit_Stephanie Probst

Neo-Nazi Walter Strohmeier, sogenannter Stützpunktleiter Ostbayern, bei der Nazi-Kundgebung am vergangenen Wochenende in Arnbruck. Foto: Stephanie Probst

Nein, ein Erfolg war die Demonstration der rechtsextremen Gruppierung am vergangenen Wochenende in Arnbruck (Landkreis Regen) sicher nicht. Die Kundgebung der rund 40 Neonazis rief gut zehn Mal so viele Gegendemonstranten – angeführt von Teisnachs Bürgermeisterin Rita Röhrl – auf den Plan. Die machten den Rechten akustisch den Garaus. Deren ausländerfeindliche Parolen versandeten ungehört. „Ein Schuss in den Ofen“ würde die Demo der Neonazis noch wohlwollend bilanzieren. Dass „Der Dritte Weg“ selbst die Kundgebung auf seiner Facebook-Seite als vollen Erfolg wertet, legt zwar den Verdacht des Realitätsverlustes bei dem Verfasser des Beitrages nahe, ist aber nicht wirklich überraschend. Das Eingestehen einer Niederlage käme einem Gesichtsverlust gleich.

Ostbayern-Führer Walter Strohmeier: ein vorbestrafter Gewalttäter

Nimmt man die Biografie des Ostbayern-Führers der Gruppierung, Walter Strohmeier, einmal genauer unter die Lupe, stellt man schnell fest, dass das Verdrehen und Abstreiten von Tatsachen noch zu den harmloseren Praktiken der Mitglieder des Dritten Weges gehören. Strohmeier, ein 29-jähriger Drachselsrieder, ist mehrfach vorbestraft. Verurteilt wurde er unter anderem 2011 wegen gefährlicher Körperverletzung. Damals hatte er einem 33-Jährigen zunächst mit der Faust ins Gesicht geschlagen und dem auf dem Boden liegenden Opfer anschließend mehr als 20 Tritte ins Gesicht verpasst. Strohmeier wurde deswegen zu drei Jahren Haft verurteilt.

Michael Adam

Regens Landrat Michael Adam: „Der Name Walter Strohmeier war mir bekannt, ich hatte ihn jedoch nicht mit dem Dritten Weg in Verbindung gebracht.“ Foto: Hog’n-Archiv

Dass der Neo-Nazi offenbar schon zu Jugendzeiten seine aggressiven Neigungen auslebte, berichtete jüngst Regens Landrat Michael Adam gegenüber dem Hog’n. In seiner Nachbarschaft habe der Neonazi bereits als Teenager einen Hotelier geprügelt und mit Springerstiefeln getreten sowie einen Rentner fast totgeschlagen. Weil Adam als Juso an Anti-Nazi-Demos teilgenommen habe, hatte Strohmeier mit seinen Freunden damals versucht, in das Elternhaus des jetzigen Landrats einzubrechen, um ihn zu verprügeln – ohne Erfolg.

„Der Name Walter Strohmeier war mir bekannt, ich hatte ihn jedoch nicht mit dem Dritten Weg in Verbindung gebracht. Er ist 80 Meter von meinem Elternhaus entfernt aufgewachsen – und in Bodenmais einschlägig bekannt. In meiner Jugendzeit ist er häufiger vor unserem Haus vorbeispaziert, in Bomberjacke und Springerstiefeln. Eines Tages lauerten er und seine Leute mir vor unserem Haus auf – mit klaren Absichten. Ich hatte die Türe gerade noch zubekommen, bevor sie damit anfingen, diese zu bearbeiten. Ich habe dies damals zur Anzeige gebracht, es kam jedoch nie was raus. Dann hab ich mich dunkel daran erinnert, dass es da außerdem etwas mit einem Hotelier und einem älteren Unternehmer gegeben hatte. Ich habe vor Kurzem bei den betroffenen Familien nachgefragt und es hat sich – da sie sich noch gut daran erinnern konnten – herausgestellt, dass es sich dabei um Walter Strohmeier handelte.“ (Michael Adam)

Nach dem Absitzen seiner dreijährigen Haftstrafe fasste Walter Strohmeier relativ schnell wieder Fuß in der rechtsextremen Szene, wurde „Stützpunktleiter Ostbayern“ des Dritten Wegs. Über Gewalttaten wurde seitdem nichts mehr bekannt. Dass bei dem Drachselsrieder aber immer noch genug kriminelle Energie vorhanden ist, zeigt ein Vorfall im Oktober 2014: Damals gab er sich bei Behörden als freier Journalist aus, um Informationen über den Standort von Flüchtlingsunterkünften zu ergattern. Doch der Schuss ging nach hinten los. Da seine Mail-Anfragen, die er wortgleich an zahlreiche Landratsämter verschickte, mehrere Rechtschreibfehler enthielten und er zudem nicht angab, wofür er die Informationen brauchte, wurde man in der Verwaltung der Stadt Regensburg stutzig. Diese gab in der Folge den Landratsämtern in Niederbayern und der Oberpfalz Bescheid – und schaltete die Kripo ein.

Ziele des Dritten Weges – Parallelen zur NSDAP

Nicht nur aufgrund solcher dubioser Aktionen hat der Verfassungsschutz ein wachsames Auge auf die rechtsextremistische Kleinpartei gerichtet. Schon deren Gründung im Jahr 2013 warf ein verdächtiges Licht auf den Dritten Weg. Diese erfolgte unter der Beteiligung von Aktivisten des Freien Netzes Süd (FNS), das wenige Monate später verfassungsrechtlich verboten wurde. Der Verdacht liegt nahe, dass mit dem Dritten Weg versucht wird, das FNS weiterzuführen. Nach Informationen des ARD-Magazins „Report Mainz“ war der Dritte Weg beziehungsweise seine mutmaßliche Vorgängerpartei FNS an Brandanschlägen auf Asylbewerberheime im oberbayerischen Reichertshofen und im fränkischen Vorra beteiligt.

Report Mainz: Wie „Der III. Weg“ die Stimmung gegen Flüchtlinge anheizt:

Die Ziele, die Walter Strohmeier und seine Kameraden mit ihrer Gruppierung verfolgen, hat „Der Dritte Weg“ in einem Zehn-Punkte-Programm zusammengefasst – und das hat es durchaus in sich. Einige Auszüge erinnern stark an die Absichten der NSDAP. Ein Ziel lautet zum Beispiel: „…die Verstaatlichung sämtlicher Schlüsselindustrien, Betriebe der allgemeinen Daseinsfürsorge, Banken, Versicherungen sowie aller Großbetriebe.“ Dadurch soll die Selbstversorgung Deutschlands wiederhergestellt werden.

„Die friedliche Wiederherstellung Gesamtdeutschlands“

Walter Strohmeier

Nach dem Absitzen seiner dreijährigen Haftstrafe fasste Walter Strohmeier relativ schnell wieder Fuß in der rechtsextremen Szene.

Letztendlich lässt sich nur vermuten, dass sich der Name der rechtsextremen Gruppierung vom Dritten Reich ableitet – zugeben will das von den Neonazis freilich keiner. Punkt zehn des Parteiprogramms liefert zwar keinen Beweis für die Namensableitung, erhärtet aber zumindest den Verdacht erheblich: „Ziel der Partei ‚Der Dritte Weg‘ ist die friedliche Wiederherstellung Gesamtdeutschlands in seinen völkerrechtlichen Grenzen.“ Friedlich also. Wie das gehen soll und welche Vorteile „dem Deutschen“ daraus entstehen sollen, wird nicht erklärt. Vielleicht haben die Mitglieder des Dritten Wegs aber auch einfach nur eine andere Definition des Wortes „friedlich“ in ihren Wörterbüchern stehen. Die Vita von Walter Strohmeier lässt dies zumindest vermuten.

Alexander Augustin

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