Zwiesel. „Bunter Hund“ ist eine Phrase, die im Bairischen oftmals für Menschen verwendet wird, die sich durch ihr außergewöhnliches Auftreten von der breiten Masse abheben, die ein Alleinstellungsmerkmal besitzen – und die in der Öffentlichkeit wiedererkannt werden. „Paradiesvogel“ würden vermutlich die Leute etwas weiter nördlich dazu sagen. Entertainerin, Schauspielerin und Sängerin Gloria Gray ist eine Person, für die diese Bezeichnung wie auf den Leib geschneidert zu sein scheint (und das nicht nur wegen ihrer auffälligen Kleider) . Die 51-Jährige hat sich nun dazu entschlossen, Bürgermeisterin ihrer Heimatstadt Zwiesel zu werden – wie schon vor sechs Jahren. Damals konnte die Künstlerin jedoch im Vorfeld der Wahl nicht genügend „Fürsprecher“ für sich gewinnen. Warum dies heuer klappen wird, erklärt Gloria Gray im Interview mit dem Onlinemagazin da Hog’n. Außerdem verrät sie, was sie mit der Glasstadt vor hat – und warum genau sie die richtige für den Rathaussessel ist. „Mut für Veränderung“…

„Mut für Veränderung“: Mit diesem Slogan wirbt Entertainerin Gloria Gray ab sofort um Wählerstimmen. Fotos: Gloria Gray
Frau Gray, bitte stellen Sie sich unseren Lesern kurz vor.
Geboren und aufgewachsen bin ich in Zwiesel, mein gefühltes Alter ist meistens so zwischen 19 und 23 – meine Knochen sind Baujahr 1965 und meine Seele empfinde ich als sehr alt. Mein Hauptwohnsitz ist seit Jahren wieder mein Geburtsort Zwiesel. Als Künstlerin war ich die vergangenen 30 Jahre freiberuflich national und international tätig, worauf ich stolz bin, wenn man meine äußerst ungünstige Ausgangssituation bedenkt. Aktuell bereite ich mich auf die Rolle der Gailtalerin im Viechtacher „Der Watzmann ruft“ vor, worauf ich mich narrisch freue.
Und jetzt möchten Sie Bürgermeisterin ihrer Heimatstadt Zwiesel werden. Warum?
Nachdem ich nun seit sechs Jahren wieder in Zwiesel wohne, empfinde ich es mittlerweile sogar als meine innere Pflicht, mich mit all meinen Möglichkeiten für meine Heimatstadt noch mehr einzusetzen. Gerne würde ich entscheidend dazu beitragen, der Stadt wieder zu einem positiveren Image zu verhelfen.
„Mein kreatives Sein hat in Zwiesel Spuren hinterlassen“
Sie benötigen als parteifreie Kandidaten im Voraus eine gewisse Zahl an Fürsprechern für Ihre Kandidatur – 2010, als Sie schon einmal kandidierten, haben Sie diese Zahl nicht erreichen können. Warum schaffen Sie es in diesem Jahr?
Damals war ich sehr frisch in Zwiesel – viele Bürger hatten zum Teil Berührungsängste und wussten nicht, wie sie mich und meine Fähigkeiten einschätzen sollen. Mittlerweile ist viel passiert und alle konnten mich als Mensch und vor allem als emsige Unternehmerin in vollen drei Jahren „Cafe Gloria“ bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen und Gelegenheiten erleben. Mein kreatives Sein auf vielen Ebenen hat in Zwiesel einige Spuren hinterlassen.

„Die politische Erfahrung alleine aber sehe ich als keine Garantie dafür, dass allein dadurch ein guter Politiker hervorgeht.“
Was glauben Sie: Wieso sind Sie die bessere Bürgermeisterin?
Ich weiß um meine Energie, treibende Kraft und meinen enormen Willen. Wenn ich mich erst einmal für etwas entschieden habe, bleib ich zielstrebig dran. Sollte ich Bürgermeisterin werden, würde ich der Stadt im Handumdrehen ein neues Gesicht verpassen. Ein positives Signal aus Zwiesel mit enormer (Außen-)Wirkung. Ein Imagewandel, auf dem wir gut aufbauen könnten. Ein Art Neustart. Zeitlebens bin ich voller Tatendrang und habe schon vieles in die Tat umgesetzt, von dem es hieß, es sei unmöglich. Teils allein, teils im Team. Unabhängig von meinen unendlichen (Marketing-)Ideen wird es meine Hauptaufgabe sein, das Zwieseler Rathaus unter einen Hut zu bekommen. Ein Gefühl von Team und Miteinander herzustellen. Wir sitzen alle in einem Boot und sollten miteinander, respektvoll und für die Sache sein und arbeiten.
Wie werden Ihre Wahlplakate aussehen? Knallig-bunt und pompös – oder eher klassisch?
Weder noch! In erster Linie authentisch. Wieso sollte ich ein Wahlplakat knallig bunt und pompös machen? Sehr wohl kann ich unterscheiden zwischen Politik und Kinderfasching – wenngleich auch beides seinen Reiz für mich als vielseitig interessierten Menschen hat. Vielleicht wird es sogar ein Selfie – so wie ich mich sehe.
„Ich habe ein G’spür für Situationen und Strömungen“
Sie haben keinerlei Erfahrung in Sachen Lokalpolitik – denken Sie, dass dies ein Vor- oder ein Nachteil sein könnte?
Jeder weiß, dass ich politische Seiteneinsteigerin bin und somit unbelastet und frei. Das sehe ich ganz klar als Vorteil. Ein politisches Wissen kann man sich durchaus erarbeiten – hineinwachsen. Die politische Erfahrung alleine aber sehe ich als keine Garantie dafür, dass dadurch ein guter Politiker hervorgeht. Unabhängig davon habe ich ein sehr gutes Bauchgefühl, ein G’spür für Situationen und Strömungen. Unterm Strich zählt nur eins: Der Mensch!

Am 27. November finden in Zwiesel die Bürgermeister-Wahlen statt. Bisher haben sich Elisabeth Pfeffer, Gloria Gray und der bisherige Amtsinhaber Franz Xaver Steininger zu einer Kandidatur entschlossen.
Was würden Sie ändern in Ihrer Heimatstadt Zwiesel? Welche politischen Ziele verfolgen Sie?
Im Großen und Ganzen finde ich Zwiesel schon sehr schön und gut – vor allem auch die Lebensqualität. Übrigens in Bayern allgemein. Allerdings kann ich mich durchaus auch an noch bessere Zeiten erinnern, in denen wesentlich mehr los war – in allen Richtungen. Ändern würde ich im Laufe der Zeit mehr wollen – im Kleinen wie im Großen. Angefangen von der Belebung des Stadtplatzes und des Nachtlebens bis hin zu einer Veranstaltungs-Location. Wieder ein Freibad für Zwiesel wäre ein Ziel. Sehr freuen würde ich mich auf die Vermarktung unserer Glasstadt und Luftkurortes im Bayerischen Wald, um den Tourismus besser anzukurbeln. Ganz wichtig wäre es mir, die Ansiedlung von Firmen voranzutreiben, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Kurzum, die Stadt wiederbeleben – mit Mut für Veränderung.
Einige Bürger Zwiesels, insbesondere aus dem eher konservativerem Lager, erachten Sie für den Bürgermeisterposten sicherlich als zu schrill, nicht?
Mag sein, kann ich aber nicht beurteilen. Wer allerdings in den letzten Jahren Gloria privat kennenlernen durfte, konnte feststellen, wie geerdet und bodenständig ich bin. Eben auch nur ein Mensch aus Fleisch und Blut.
„Sehe jetzt den richtigen Zeitpunkt für positive Veränderung“
Als weitgereiste „Grande Dame“ des Showbizz und Bürgerin von Welt müssten Sie ja eher in München kandidieren als in Zwiesel, finden Sie nicht?
Nein, den Eindruck habe ich nicht. Vorerst sehe ich mich in Zwiesel dahoam und gut aufgehoben – ob geografisch oder politisch. I bin die Gloria – und do bin i dahoam.
Welche Parallelen erkennen Sie zwischen der Show-Welt und der Kommunalpolitik?
Viele. Wobei ich den Eindruck habe, die Show-Welt ist noch die ehrlichere von beiden.
Ganz ehrlich: Welche Chancen rechnen Sie sich am 27. November aus, sollte es mit der Kandidatur klappen?
Würde ich mir keine Chancen ausrechnen, würde ich erst gar nicht antreten. Jetzt sehe ich den richtigen Zeitpunkt für eine positive Veränderung und Weiterentwicklung. Darum mein Motto: Mut für Veränderung. Jetzt!
Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Ihnen alles Gute.
Interview: da Hog’n