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Nazis haben auch in Viechtach nicht viel zu melden

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Viechtach. Nach seiner Demonstration vor wenigen Wochen in Arnbruck hat „Der III. Weg“ auch in Viechtach gegen die von der Kleinpartei beschworene „Asylflut“ demonstriert – erneut ohne Erfolg. Den wenigen Rechten (ca. 20 Personen) stellten sich Polzeiangaben zufolge rund 350 Gegendemonstranten in den Weg. Um den Nazis akustisch den Garaus zu machen, ließen sich die Initiatoren der Gegenkundgebung um Viechtachs Bürgermeister Franz Wittmann so einiges einfallen.

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Das Viechtacher Stadtbild am Freitagabend: Ein großer bunter Haufen auf der einen, ein kleiner brauner auf der anderen Seite. Fotos: Alexander Augustin.

„Ja, is denn scho wieder Gottesdienst?“, wird sich der ein oder andere Anwohner des Viechtacher Stadtzentrums gedacht haben, als Freitag um kurz nach 18 Uhr die Glocken der Stadtpfarrkirche läuteten. All den fleißigen Kirchgängern sei an dieser Stelle versichert: Nein, sie haben keinen Gottesdienst verpasst. Das Geläut hatte einen anderen, aber nicht minder symbolträchtigen Grund.

Süßer die Nazis nie klingen

Als die Demonstranten des rechtsradikalen „Dritten Wegs“ am Freitag in Viechtach aufmarschierten, schaltete ein Kirchenpfleger kurzerhand die Glockenanalage der Stadtpfarrkirche ein – und übertonte damit die Parolen der gar nicht mal so zahlreich erschienenen Nazis. Die Zahl der anwesenden Mitglieder der neonazitischen Kleinpartei war sehr überschaubar – zu ihnen hinzu gesellte sich eine ebenso übersichtliche Hand voll Sympathisanten.

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Ein bisschen Asylflut hier, ein paar Angriffe auf die Politik da – der Rest: inhaltlicher Leerlauf. Im Bild: Walter Strohmeier, sogenannter Stützpunktleiter Ostbayern der Nazi-Kleinpartei „Der Dritte Weg“.

Ihnen standen auf der anderen Seite des Stadtplatzes rund 350 Demonstranten gegenüber, die für Frieden, Weltoffenheit und Solidarität einstanden. Initiiert wurde die Gegenkundgebung von Bürgermeister Wittmann. Der Einladung waren unter anderem seine Teisnacher Amtskollegin Rita Röhrl sowie Landrat Michael Adam gefolgt. Der musste sich – im Gegensatz zur Demo in Arnbruck – dieses Mal keine homophoben Sprüche von Seiten der Nazis unter Führung von „Stützpunktleiter“ Walter Strohmeier gefallen lassen. Der verteilte lediglich ein paar Spitzen in Richtung des Viechtacher Rathaus-Chefs.

Von den Rechten nichts Neues

Ansonsten ließen die Rechten wenig Neues von sich hören: Ein bisschen Asylflut hier, ein paar Angriffe auf die Politik da – der Rest: inhaltlicher Leerlauf. Auf der anderen Seite war da schon etwas mehr kreativer Aufwand zu erkennen: Der Viechtacher Spielmannszug spielte etwa auf – und die Demonstranten ließen bunte Luftballons steigen.

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Die wissenschaftliche Bestätigung dieser These steht noch aus…

Auch auf sprachlicher Ebene beschränkte man sich bei weitem nicht nur auf die üblichen „Nazis-raus-Rufe“. Gerade die Jugend Viechtachs wartete immer wieder mit teils geradezu subversiven Sprechchören auf („Ohne Verfassungsschutz wärt ihr nur zu dritt“). Ein Banner, das durch die Reihen der Gegendemonstranten wanderte, stach immer wieder aus der Menge heraus – weniger aus gestalterischen Gründen, denn aus inhaltlichen. Darauf war zu lesen: „Mir wurde eines endlich klar, es ist zwar paradox, doch wahr: Je kleiner das Gehirn, mein Schatz, desto mehr Hass hat darin Platz.“

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Polizei spricht von „friedlichem Verlauf“

„Am Freitag, 15.04.2016, fanden von 18 bis 19.30 Uhr in Viechtach eine Versammlung des rechtsextremen „Dritten Wegs“ und eine Gegenkundgebung statt. Die beiden Veranstaltungen verliefen friedlich. An der Demo des „Dritten Wegs“ nahmen ca. 20 Personen teil. Die Teilnehmer an der Gegenkundgebung der bürgerlichen Seite, unter die sich auch einige Personen aus dem linksextremen Spektrum mischten, werden auf ca. 350 geschätzt.

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Gegen einen Versammlungsteilnehmer wird ermittelt, weil er eine verbotene Parole zweimal von sich gab. Weiter wird gegen einen jungen Mann Anzeige erstattet, weil er einen Pulli mit einer beleidigenden Aufschrift trug. Gegen 19.30 Uhr hatten sich sämtliche Teilnehmer vom Stadtplatz entfernt. Eingerichtete Verkehrssperren wurden wieder aufgehoben.“

Übrigens: Die Demonstration der Rechten begann, wenn man’s ganz genau nimmt, um 5.45 Uhr abends. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…

Alexander Augustin


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